Autor Thema: Anfänger in Foren  (Gelesen 27922 mal)

Marinero Atlántico

  • Gast
Re:Anfänger in Foren
« Antwort #60 am: 02.08.04 - 09:44:20 »

Zu den ganzen Tools: Auch hier favorisiere ich meinen Verstand als wichtigstes Tool. Zwar helfen (je nach Tätigkeit) die diversen neuen Paradigmen der Softwareentwicklung beid der QS aber dennoch sind diese nur sinnvoll, wenn sie mit Maß und Verstand angewendet werden - und keinesfalls streng nach Dogma.
Was mich an der ganzen Tool Debatte aber sehr stört ist, dass da jedes Quartal eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird.

Ich hätte da abschließend folgenden Vorschlag:
Verstand geht immer vor Technik.

"Verstand geht immer vor Technik" ist eine extrem unscharfe Aussage.

Oft geht es ja gar nicht um Tools sondern um Arbeitsweisen.
Bsp: Viele Leute haben in den letzten Jahren Test-First Programming, Unit-Testing verbunden mit JUnit in ihre Arbeitspraxis integriert. Das geht ja weiter als das Tool JUnit, weil es z.B. für .NET einen clone gibt. Das Thema ist auch nicht das Tool selbst, sondern das wie des Einsatzes.
Häufige automatisierte builds mit einer auf ANT oder was auch immer aufbauenden Umgebung ist auch so ein Punkt.
UML-Diagramme zur Planung/Dokumentation von OO-Projekten.
CVS ist wieder etwas.

Die komplexe Frage ist nicht das Tool, sondern vielmehr die Frage, wie man das Tool in seine Arbeitsweise integriert (da gibt es sehr viele Möglichkeitenj, eine Lernkurve und unterschiedliche Meinungen zwischen Team-Beteiligten).

Da wird auch nicht jede Woche eine neue Sau durchs Dorf getrieben. Das sind vielmehr Ideen zur Arbeitsmethodik, die debatiert, übertrieben, kritisiert, etc. werden. Dort bilden sich dann unterschiedliche Meinungen heraus. Es gibt aber eine starke Tendenz hin zum Konsens.

Wenn man da immer sagt "Das sind nur Tools. Verstand geht vor Technik" etc. dann befindet man sich in genau dem inkonkreten Raum, wo man jede Hoffnung auf Fortschritt im Grunde aufgegeben hat, bzw. die Notwendigkeit für seine Projekte nicht sieht (oder hat).  Mein Verstand braucht z.B. dringend Arbeitsmethoden, um effizient zu sein.
Die Meinung, dass wären alles little-consulting-bla-bla-to-sell-stuff teile ich nicht.
Im Grunde ist z.B. Test-First Programming nicht neu, sondern wurde angeblich stark auf IBM-Großrechnern anfang der 80er Jahre angewendet. In VB/Lotus Notes war es aber - glaub ich - unbekannt.

Netzübergreifende Anwendungen gab es schon vor Java. Z.B. Lotus Notes. Java ist gegenüber C++ eine sehr große Vereinfachung. Man kann mit Java nichts programmieren, was man nicht ähnlich auch mit C++ oder SmallTalk hätte machen können. Die Idee einer Virtual Maschine, die einen plattformunabhängigen Zwischencode in OS-spezifischen Bytecode umwandelt stammt aus den 60ern.  

Gruß Axel

Offline Gandhi

  • Gold Platin u.s.w. member:)
  • *****
  • Beiträge: 918
  • Geschlecht: Männlich
  • Domino for the masses
Re:Anfänger in Foren
« Antwort #61 am: 02.08.04 - 10:55:49 »
Du willst Debattieren - ok 8)
Zitat
"Verstand geht immer vor Technik" ist eine extrem unscharfe Aussage.
ist es nicht. Es ist eine extrem weitgefasste Aussage (bewusst) was die Bedeutung des Wortes Technik (Semeaphorus - was heißt das wörtlich übersetzt?) betrifft. In meinen Augen bezieht 'Technik' nicht nur Hard- und Software, sondern eben auch Arbeitstechniken und Prozesse ein. Egal um welche Technik es sich handelt: Eine Technik, der sich der Verstand unterordnen muss hat meiner Meinung nach auf dieser Welt nichts verloren.

Zitat
Die komplexe Frage ist nicht das Tool, sondern vielmehr die Frage, wie man das Tool in seine Arbeitsweise integriert (da gibt es sehr viele Möglichkeitenj, eine Lernkurve und unterschiedliche Meinungen zwischen Team-Beteiligten).
Das ist nicht meine Frage. Meine Frage ist: Ist es effektiv (lang oder kurzfristig) das Tool X oder die Arbeitstechnik Y in meine tägliche Arbeit zu integrieren? Dabei ist mir meine 'Lernkurve' ziemlich egal - weil das Lernen an sich nicht mein Ziel ist (jedenfalls nicht in meinem Job). Ausdrücklich weise ich darauf hin, dass bei so einer Effektivitätsprüfung (ich unterscheide bewusst zwischen Effizienz und Effektivität) ein Tool eine Arbeitstechnik, ein Paradigma etc. jederzeit durchfallen kann und darf. So sehe ich zum Beispiel in meinem derzeitigen Betätigungsfeld (immer noch Notes-Entwicklung) überhaupt keinen Anlass mich mit Unit-Tests auseinanderzusetzen. Nicht mal privat - da ich nicht mal wissen kann, ob diese noch aktuell sind, wenn ich mal was anderes mache.
Das Gleiche gilt auch für z.B. UML, dass als OO-Tool kaum in meine tägliche Notes-Arbeit passt (ja  ich weiß, dass sich Notes OO schimpft - ich glaube nur nicht wirklich daran...vielleicht in Teilen und Ansätzen).

Zitat
Wenn man da immer sagt "Das sind nur Tools. Verstand geht vor Technik" etc. dann befindet man sich in genau dem inkonkreten Raum, wo man jede Hoffnung auf Fortschritt im Grunde aufgegeben hat, bzw. die Notwendigkeit für seine Projekte nicht sieht (oder hat).  Mein Verstand braucht z.B. dringend Arbeitsmethoden, um effizient zu sein.
Ich habe keineswegs die Hoffnung auf Fortschritt aufgegeben - nur bin ich eben der Meinung, dass nicht alles was neu ist auch besser sein muss.
Mein Verstand soll lieber auch nicht effizient laufen - sondern möglichst effektiv...da schadet mancher Ballast und Overhead dann doch.


Zitat
Netzübergreifende Anwendungen gab es schon vor Java. Z.B. Lotus Notes. Java ist gegenüber C++ eine sehr große Vereinfachung. Man kann mit Java nichts programmieren, was man nicht ähnlich auch mit C++ oder SmallTalk hätte machen können.
Es ist richtig, dass es netzübergreifende Anwendungen schon lange gibt - spätestens seit Unix. Es ist aber auch richtig, dass diese bis zum Internet Boom in den 90ern so gut wie keine kommerzielle oder allgemeine Verbreitung hatten, also eher die Ausnahme von der Regel waren, die da stand-alone Computing oder Zugriff auf Zentralrechner/lokales Netzwerk hieß.
Ein Massenbedarf an Internetapplikationen ist also erst durch die Verbreitung des Inter/Intranets entstanden.
Davon abgesehen kann man netzwerkübergreifende Software auch in Assembler oder Nullen und Einsen schreiben - es macht die Sache nur unnötig kompliziert.
Da ich z.Z. gerade wieder mal ein C++ Buch lese kann ich nachvollziehen, warum Java sich gegen dieses Monster aus Inkonsistenz so schnell in vielen Bereichen durchsetzen konnte. Das Bessere ist der Feind des Guten - somit hat Java für diesen Bereich eben im Moment die Vorherrschaft errungen - und mit was?
Mit Recht!
Noch was zu den alten Netzwerkübergreifenden Programmen, wie z.B. Notes. Dies waren durch die Bank weg Lösungen mit proprietären Protokollen. Netzwerkentwicklung im eigentlichen Sinn hat da nur die Firma Lotus betrieben - die Anwendungsentwickler haben sich unter Notes doch bis heute noch so gut wie nie um die Netzanbindung von Notes-Apps kümmern müssen.

Also ganz ehrlich: Ich habe gar nichts gegen Arbeitstechniken. Diese helfen vor allem bei der Kommunikation ganz gewaltig.
Ich entwickle gerade Notes-Software für ein Java Projekt (deren Doku System etc.) und bekomme daher dann doch einiges mit.
Ganz ehrlich bin ich erst mal davon begeistert, wie systematisch die vorgehen (auch wenn das wirklich sehr langweilig ist :)). Da werden dann Use-Cases geschrieben, die in Test-Cases münden, zeitgleich mit der Entwicklung werden die JavaDocs und Unit Tests erstellt.
Über allem wurde dann das Paradigma 'SCRUM' gezogen und mit Tools wie QA-Run und eben Notes noch die letzten Ecken gepolstert.
Das finde ich schon hochprofessionell und gut. Das ganze hat nur einen Haken: Auch wenn die Entwicklung so vermutlich (ist ja noch nicht fertig) viel skalierbarer ist, am Ende gar billiger, ist sie vermutlich noch was anderes: Kleinen und mittelgroßen Unternehmen unverkäuflich.
Und mit noch einer anderen Sache habe ich ein Problem: Da arbeiten zur Zeit etwa 40 Leute an dem Projekt - und so richtig den Gesamtüberblick hat wohl niemand. Zwar alles Spezialisten auf ihren Gebieten - aber keine Universalisten - weil das aufgrund der Masse an Wissen wohl auch gar nicht geht. Genau an dieser Stelle aber wird mir Technik suspekt, wenn sie nämlich von Menschen nicht mehr verstanden werden kann. Ist meiner Meinung nach auch ein großes Risiko.
Der "Wenn ich" und der "Hätt' ich" das sind zwei arme Leut'
oder für den Süden:
Hatti Tatti Wari - san drei Larifari

Offline Semeaphoros

  • Gold Platin u.s.w. member:)
  • *****
  • Beiträge: 8.152
  • Geschlecht: Männlich
  • ho semeaphoros - agr.: der Notesträger
    • LIGONET GmbH
Re:Anfänger in Foren
« Antwort #62 am: 02.08.04 - 11:26:39 »
Technik: Geht auf das griechische Word "techne" zurück, heisst die Kunst, und genau wie das deutsche Kunst ist techne von "können" abgeleitet.  Techne ist sowohl die Kunst, das Können (Wissen, KnowHow und was immer) des Handwerkers wie des Bildhauers/Künstlers (in unserem Sinn). Das Adjektiv "technikos", wovon Technik direkt abgeleitet werden kann, bezeichnet alles, was irgendwie das Können betrifft, und dies sowohl im künstelerischen wie auch im handwerklich-technischen Bereich, und wenn heutige Massstäbe schon damals Gültigkeit gehabt hätten, beinhaltet das auch das "Können", KnowHow im wissenschaftlichen Bereich.
« Letzte Änderung: 02.08.04 - 11:28:27 von Semeaphoros »
Jens-B. Augustiny

Beratung und Unterstützung für Notes und Domino Infrastruktur und Anwendungen

Homepage: http://www.ligonet.ch

IBM Certified Advanced Application Developer - Lotus Notes and Domino 7 und 6
IBM Certified Advanced System Administrator - Lotus Notes and Domino 7 und 6

Marinero Atlántico

  • Gast
Re:Anfänger in Foren
« Antwort #63 am: 02.08.04 - 12:59:01 »
Auch wenn die Entwicklung so vermutlich (ist ja noch nicht fertig) viel skalierbarer ist, am Ende gar billiger, ist sie vermutlich noch was anderes: Kleinen und mittelgroßen Unternehmen unverkäuflich.
Und mit noch einer anderen Sache habe ich ein Problem: Da arbeiten zur Zeit etwa 40 Leute an dem Projekt - und so richtig den Gesamtüberblick hat wohl niemand. Zwar alles Spezialisten auf ihren Gebieten - aber keine Universalisten - weil das aufgrund der Masse an Wissen wohl auch gar nicht geht. Genau an dieser Stelle aber wird mir Technik suspekt, wenn sie nämlich von Menschen nicht mehr verstanden werden kann. Ist meiner Meinung nach auch ein großes Risiko.
Kommt natürlich auf die Größe und Komplexität des Projekts an. Wir haben Projekt-Teams von 1 bis 5 Leuten. Zählt man die Leute auf kundenseite hinzu, sind es mehr.
Selbst bei 3 Leuten braucht man klare Arbeitsprozesse. Natürlich nicht so ausdifferenziert wie bei 40 Leuten, aber immerhin.

Gruß Axel

Offline Gandhi

  • Gold Platin u.s.w. member:)
  • *****
  • Beiträge: 918
  • Geschlecht: Männlich
  • Domino for the masses
Re:Anfänger in Foren
« Antwort #64 am: 03.08.04 - 11:09:20 »
Gut zu wissen, dass es geht. Aber so, wie Du hier im Forum auftrittst - damit meine ich das (durchaus nicht negativ gemeinte) Herumjonglieren mit Akronymen und Fachterminologie - würde ich mich als Kunde, der ja als Nichtexperte anzunehmen ist (sonst würde er ja niemanden mit so was beauftragen) doch sehr erschrecken/verängstigen/verunsichern. Das mal nur nebenbei gesagt.

Zurück zum außergebietlichen Thema:
Was bei dieser Diskussion um die effizienteste Arbeitsweise oft vergessen wird (ist mein Eindruck) ist, worum es hier im Ansatz eigentlich ging:
Viele dieser Techniken wollen das Problem lösen, dass innerhalb der Projekte oft zu wenig gesprochen wird, bzw. sich nicht verstanden wird oder nicht darüber geredet wird, was eigentlich getan wird (z.B. SCRUM, UML, ...). In der Praxis fürht das meinem Empfinden nach aber dazu, dass man sich dieses Themas durch die Technik entledigen will. Das heißt, man redet nicht mehr, weil man ja UML/Use-Cases einsetzt.

Ähnliches ist immer auch bei anderen Bereichen zu befürchten. Beispiel: QS: Wenn ich Test-Tools (zb. JUnit, QARun, ...) einsetze kann dies zu einer Art Betriebsblindheit aufgrund falscher Sicherheit, die einem so eine Technik vermittelt führen.

Aus genau diesem Grund bin ich der Meinung, dass der Verstand immer vor der Technik gehen muss - im Zweifelsfall schon um diese selbst nichtperfekten Konstrukte zu überwachen.

Auch kann es ganz schnell dazu führen, dass Dinge benutzt werden, die gar nicht gerechtfertigt sind. Mit Kanonen auf Spatzen schießen. Und so behaupte ich eben, dass es nicht in allen Projekten angebracht ist, mit der Kanone der allumfassenden Technologiekeule um sich zu schießen. Auch hier bedarf es des korrigierenden, wachen und emanzipierten Verstands

Hört sich banaler an, als es ist...

Es gab mal eine Statistik zu gescheiterten Projekten. Da hieß es, dass >80% der Projekte nicht aufgrund technischer, sondern aufgrund kommunikativer Probleme scheitern.
Der "Wenn ich" und der "Hätt' ich" das sind zwei arme Leut'
oder für den Süden:
Hatti Tatti Wari - san drei Larifari

Marinero Atlántico

  • Gast
Re:Anfänger in Foren
« Antwort #65 am: 03.08.04 - 12:13:53 »
Gut zu wissen, dass es geht. Aber so, wie Du hier im Forum auftrittst - damit meine ich das (durchaus nicht negativ gemeinte) Herumjonglieren mit Akronymen und Fachterminologie - würde ich mich als Kunde, der ja als Nichtexperte anzunehmen ist (sonst würde er ja niemanden mit so was beauftragen) doch sehr erschrecken/verängstigen/verunsichern. Das mal nur nebenbei gesagt.
Mit Kunden rede ich auch anders. I thought this were kind of a developers forum.
Wenn man Fachtermini benutzt - auch um Informationen abzukürzen - kann man also sich gegenüber Kunden nicht verständlich ausdrücken.
Herje. @Gandhi: 5 Arschkopf-Punkte  ;D (womit ich mich dann auch wieder als kommunikationsunfähigen Totalfreak oute, weil ich eben einen solchen Begriff wähle).


Ich gehe davon aus, dass alle Leute www.google.de kennen. Dort kommt man schnell an Definitionen von Fachtermini. Ich finde Fachtermini praktisch.  

Mir kommt es gar nicht darauf an, hier mit jedem zu reden oder von Java überzeugen. Ein paar interessierte reichen mir total aus. Was der Rest denkt, ist mir sowieso egal.

Zurück zum außergebietlichen Thema:
Was bei dieser Diskussion um die effizienteste Arbeitsweise oft vergessen wird (ist mein Eindruck) ist, worum es hier im Ansatz eigentlich ging:
Viele dieser Techniken wollen das Problem lösen, dass innerhalb der Projekte oft zu wenig gesprochen wird, bzw. sich nicht verstanden wird oder nicht darüber geredet wird, was eigentlich getan wird (z.B. SCRUM, UML, ...). In der Praxis fürht das meinem Empfinden nach aber dazu, dass man sich dieses Themas durch die Technik entledigen will. Das heißt, man redet nicht mehr, weil man ja UML/Use-Cases einsetzt.
Marco. Man kann auch UML benutzen und reden. Bei sehr großen Teams kann Kommunikation allerdings zum Problem werden. Der Punkt des "zu-starkes-Verlassen-auf-Tools" ist übrigens ausgiebig im Kontext von agile aliance und xtreme programming diskutiert worden.  
 
Ähnliches ist immer auch bei anderen Bereichen zu befürchten. Beispiel: QS: Wenn ich Test-Tools (zb. JUnit, QARun, ...) einsetze kann dies zu einer Art Betriebsblindheit aufgrund falscher Sicherheit, die einem so eine Technik vermittelt führen.
Auch dazu gibt es quasi wöchentliche Diskussionen auf www.javablogs.com, www.theserverside.com und www.javaranch.com .
Unit-Testen kann niemals Dinge wie Akzeptanztests, Integrationstests, etc. ersetzen. Es ist lediglich eine Vorstufe, die von vornerein weniger Fehler entstehen lässt.
Ich warne nur vor der umgekehrte Argumentation: Da Unit-Testing auch keine 100%-Sicherheit bietet und sogar die Gefahr besteht, dass diese Sicherheit fälschlicherweise vorgegaukelt wird, dann lassen wir es doch ganz.
Aus genau diesem Grund bin ich der Meinung, dass der Verstand immer vor der Technik gehen muss - im Zweifelsfall schon um diese selbst nichtperfekten Konstrukte zu überwachen.
Bin völlig d'accord und würde nie etwas anderes behaupten.
Auch kann es ganz schnell dazu führen, dass Dinge benutzt werden, die gar nicht gerechtfertigt sind. Mit Kanonen auf Spatzen schießen. Und so behaupte ich eben, dass es nicht in allen Projekten angebracht ist, mit der Kanone der allumfassenden Technologiekeule um sich zu schießen. Auch hier bedarf es des korrigierenden, wachen und emanzipierten Verstands
Ich würde nie etwas anderes behaupten. Wobei imho in diesem Forum z.B. die Komplexität von Java über- und die von LoNo unterschätzt wird.

Es gab mal eine Statistik zu gescheiterten Projekten. Da hieß es, dass >80% der Projekte nicht aufgrund technischer, sondern aufgrund kommunikativer Probleme scheitern.
Ja klar. Nur diese ganzen Test-Tools, UML-Diagramme dienen ja gerade dazu, die Reibungsverluste der Kommunikation zu vermindern und die Kommunikation fokussierter und exakter zu machen. Ersetzen können sie menschliche Sprache sowieso nicht.
Es dürfte wohl jeder aus eigener Erfahrung kennen, dass es nicht um die Quantität sondern v.a. auch um die Qualität der Kommunikation geht. Ich bin ein Freund von fokussierter Meetings. (Ohhhh hab ich mich jetzt damit wieder als kommunikationsunfähig geoutet?)

Ich schätze mich im realen Projektalltag übrigens als durchaus kommunikations-sensibel ein.

Gruß Axel

Offline Gandhi

  • Gold Platin u.s.w. member:)
  • *****
  • Beiträge: 918
  • Geschlecht: Männlich
  • Domino for the masses
Re:Anfänger in Foren
« Antwort #66 am: 03.08.04 - 12:53:09 »
Zitat
5 Arschkopf-Punkte   (womit ich mich dann auch wieder als kommunikationsunfähigen Totalfreak oute, weil ich eben einen solchen Begriff wähle).
Aha, heute noch nicht geduscht  ;)...Suche unter http://www.google.de nach dem Begriff 'Seife' ;D...

Im Ernst: Ich bin schon davon ausgegangen, dass Du bei Deinen Kunden nicht so auftrittst. Hätte ich vielleicht dazuschreiben sollen...

Kurz die genannten Punkte beantwortend:

Fachtermini: Sind wichtig, hilfreich, effizient - aber: Man sollte auf jeden Fall immer auch ohne diese erklären können, worum es geht. Diesen Eindruck habe ich bei den bisherigen Bullshit-Bingo Runden an denen ich teilgenommen habe (damit meine ich nicht das Forum) selten gehabt. Andererseits muss ich sagen, dass ich persönlich Fachtermini nicht immer mag - das ganze kommt mir irgendwie oft zu menschenfeindlich und selbstverliebt vor - auch wenn ich meist ganz gut damit zurecht komme, fühle ich mich oft ein bisschen dämlich, wenn ich einen Satz mit 3-4 DBAs und 3 weiteren Fachbegriffen ausspreche. Das ist aber ganz klar nur mein persönlicher Geschmack.

Ansonsten: Es freut mich, dass Du es genauso siehst, dass Techniken kein Selbstläufer und keine Grund für das Ausschalten von Verstand sein können. Genau diesen Punkt wollte ich unterstrichen wissen, da ich sehr oft auch in den 'besten' Unternehmen dieses Landes durchaus anderes erlebt habe.

« Letzte Änderung: 03.08.04 - 12:53:40 von Gandhi »
Der "Wenn ich" und der "Hätt' ich" das sind zwei arme Leut'
oder für den Süden:
Hatti Tatti Wari - san drei Larifari

Marinero Atlántico

  • Gast
Re:Anfänger in Foren
« Antwort #67 am: 03.08.04 - 14:23:06 »

Ansonsten: Es freut mich, dass Du es genauso siehst, dass Techniken kein Selbstläufer und keine Grund für das Ausschalten von Verstand sein können. Genau diesen Punkt wollte ich unterstrichen wissen, da ich sehr oft auch in den 'besten' Unternehmen dieses Landes durchaus anderes erlebt habe.

Ich bin sogar der Meinung, dass sich Unternehmen Mechanismen überlegen sollten, die solche obercoolen, strategisch-denkenden Menschen entsprechend zur Rechenschaft ziehen, wenn Sie nach 6 Monaten Rhetorik und Übersehen von sehr vielen Details mal wieder ein Projekt vor die Wand gefahren haben. In der Zwischenzeit haben sie dann kübelweise Liebe und Zuneigung von bestimmten Leuten erhalten und Kritik wurde mit jenem breiten, allwissenden Grinsen ausgeschaltet.

Ich hatte dieses Jahr eine längere Diskussion mit einem Projekt-Leiter beim Kunden, in dessen Verlauf das tolle Testsystem im Namen von Realismus deutlich umgestellt wurde.
Menschen hören nicht gerne Kritik und man muss da sehr vorsichtig sein.
Das gute an krisenhaften Situationen ist aber, dass Leute einen dann eher mal auch bei unangenehmen Sachen zuhören.  

Gruß Axel

Offline Gandhi

  • Gold Platin u.s.w. member:)
  • *****
  • Beiträge: 918
  • Geschlecht: Männlich
  • Domino for the masses
Re:Anfänger in Foren
« Antwort #68 am: 03.08.04 - 17:43:29 »
Na ja,
mein Lateinlehrer hat mal gesagt, es sei unhöflich Leute mit Fremdwörtern 'an die Wand zu klatschen', womit er, wie ich finde, Recht hatte.
Umgekehrt leitet sich für mich das Muß für alle Projektbeteiligten ab, so lange nachzufragen, bis er/sie auch tatsächlich verstanden hat, worum es geht.
Das Tückische im Projekt ist oft, dass es als unqualifiziert angesehen wird, nicht zu verstehen, was ein ABCXY mit einem GFNHD ist. Bevor man sich dann als 'Dummie' outet, schluckt man lieber was da gesagt wurde unverstanden runter. Ein gängiger Mechanismus wäre also tatsächlich immer jeden Fachterminus zu erklären, Abkürzungen aufzulösen etc. Tatsächlich bedeutet dies dann, dass man sich auf die Schnittmenge gemeinsamen Wissens in der Kommunikation beschränken müsste oder einen gemeinsamen Stand via Schulung o.ä. schafft. Knifflig, wie ich finde.
Bei dem Projekt, das ich gerade beobachte, haben sie dann tatsächlich 20 Leute in Use-Cases geschult und ein Projektumfassendes Glossar erstellt. Sehr umständlich - aber, wie ich finde, unumgänglich um Kommunikationsengpässe zu vermeiden.

Voraussetzung sind aber selbstbewußte Projektteilnehmer, die auch zugeben etwas nicht zu kennen (sehr schwer, wenn man die heutigen Job/Projektausschreibungen ansieht) und eine große Offenheit im Umgang miteinander innerhalb des Teams.
Auch dies ist eine Schlüsselqualifikation für die zukünftige Generation von Software-Entwicklern, die diese deutlich von den bisherigen unterscheiden wird. Wer gänzlich unkommunikativ ist, wird in der Zukunft kaum noch IT-Karriere machen können.

Das wiederum, würde mich dann zu den gängigen IT-Studiengänge (v.a. Informatik) führen und zu der Frage, wo genau diese Skills gelehrt werden. Ich glaube Nirgendwo. Aber das wäre dann ein ganz anderes Off-Topic-Thema...

Ach ja, mir ist da gerade noch die Lösung für das Kommunikationsproblem im Projekt eingefallen:

SUSD

(Selbstbewußter Universeller Super Dummie  ;D)
Einfach immer jemandem im Projekt plazieren, der zwar keine Ahnung hat, aber sich dennoch traut Fragen zu stellen. Stellvertretend für die anderen Projektteilnehmer sozusagen.
Eine Stellenausschreibung für einen SUSD könnte dann sehr interessant aussehen...sozusagen die Negation aller anderen Ausschreibungen.
Der "Wenn ich" und der "Hätt' ich" das sind zwei arme Leut'
oder für den Süden:
Hatti Tatti Wari - san drei Larifari

Marinero Atlántico

  • Gast
Re:Anfänger in Foren
« Antwort #69 am: 03.08.04 - 18:32:35 »
Bei dem Projekt, das ich gerade beobachte, haben sie dann tatsächlich 20 Leute in Use-Cases geschult und ein Projektumfassendes Glossar erstellt. Sehr umständlich - aber, wie ich finde, unumgänglich um Kommunikationsengpässe zu vermeiden.
... wobei diese Begriffe der inhaltlichen Domäne des Softwareprojekts entstammen. Wenn es z.B. eine bankfachliche Anwendung ist, müssen die Entwickler bis zu einem gewissen Grade die bankfachliche Begriflichkeit in einem Zusammenhang bringen.
Es werden aber sicher nicht so Sachen wie EJB, Corba, Klasse, Methode oder Sequenz-Diagramm im Glossar aufgenommen.

Die Softwaretechnische Begrifflichkeit wird einfach erwartet. Bei dem jeweiligen Domänenthema, worum sich das Projekt dreht, muss nachgefragt werden.  

Das wiederum, würde mich dann zu den gängigen IT-Studiengänge (v.a. Informatik) führen und zu der Frage, wo genau diese Skills gelehrt werden. Ich glaube Nirgendwo. Aber das wäre dann ein ganz anderes Off-Topic-Thema...
Ich glaube einige Informatiker haben eine uneingestandene Angst, dass ihre lange Ausbildung nichts gebracht hat und ihnen irgendwelche Umschüler von den Fleischtöpfen verdrängen.
 
Ich würde aber gerade explizit tiefere Informatik-Kenntnisse nicht unbedingt niedermachen. Ich sehe viele Projekte, wo man den Schlüssel des Misserfolges in Informatikbüchern findet.

(Selbstbewußter Universeller Super Dummie  ;D)
Einfach immer jemandem im Projekt plazieren, der zwar keine Ahnung hat, aber sich dennoch traut Fragen zu stellen. Stellvertretend für die anderen Projektteilnehmer sozusagen.
Das sehe ich ein wenig anders, glaub ich.
Im Kernbereich der Arbeit (also der RDBMS-, OO-, Notes-, Web-, wasAuchImmerEntwicklung ist aus Effizienzgründen eine gewisse begriffliche und konzeptionelle Strenge unumgänglich.

In Foren wird da von bestimmten, aber nicht allen Leuten auf Anfängerfragen genervt reagiert.

Gruß Axel
« Letzte Änderung: 03.08.04 - 18:48:12 von Marinero Atlántico »

Marinero Atlántico

  • Gast
Re:Anfänger in Foren
« Antwort #70 am: 04.08.04 - 17:58:45 »
Mit einer Sprache kann man natürlich sehr verschiedene Dinge machen.
Ich war z.B. auch letztes Jahr in einer großen Organisation und wie die immer ihre gläsernen 3 Mann Büro straight nach Heide Balzert im wöchentlichen Wechsel mit verschiedenen Arten von UML Diagrammen zugekleistert haben, das kam mir auch ein bischen suspekt vor.

Es gibt hierzu auch kritische Stimmen:
http://adamconnor.org/archives/categories/software/index.html#000053
Java is the new cobol.

Es ist aber wie gesagt immer die Frage, was man macht.

Zum Beispiel denkt der z.Zt. angestrengt nach:
http://radio.javaranch.com/channel/val

« Letzte Änderung: 04.08.04 - 18:10:29 von Marinero Atlántico »

Marinero Atlántico

  • Gast
Re:Anfänger in Foren
« Antwort #71 am: 08.08.04 - 09:39:54 »
Zurück zum ursprünglichen Thema:
Man kann es jedem genervten "Guru" (in Anführungszeichen) ausbremsen.
 
Spezifisch für Java wäre eine entsprechende Antwort:

Aber sagt Erik Hatcher nicht im Vorwort von JDwA (Seite XIV):
Zitat
After many dumb-question emails to the Ant developers asking such things as
“How do I build Ant myself?” and with the help of Steve and other Ant developers, his
first contributions to Ant were accepted and shipped with the Ant 1.4 release.
?

Glaub ich leg mir mal einen account in diesem Java Forum an, stelle eine typische naiv-Frage, gebe diese Antwort und bin mal gespannt was da rauskommt.

Gruß Axel

 

Impressum Atnotes.de  -  Powered by Syslords Solutions  -  Datenschutz