Autor Thema: Die Leiden des jungen T. , oder: wie ich zum Notesentwickler wurde :-)  (Gelesen 10495 mal)

Offline iukhdh

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Hallo Leute,

wie im Forum versprochen, hier in Kurzfassung meine Notes-Lebensgeschichte, damit ihr endlich mal ne Vorstellung davon habt, warum ich immer soviel Fragen stelle  ;D

Aufsteh ... in den Kreis tret ...

Hallo,
ich bin der Thomas ...

Nach meiner Ausbildung zum Beamten im gehobenen Dienst habe ich 1989 aufm Sozialamt einer großen Kreisstadt angefangen, und dort 2 Jahre lang artig meinen Dienst verrichtet, bis 1991 meine große Chance kam. In der Datenverarbeitung wurde eine Sachbearbeiterstelle frei, und da ich einer der wenigen Beamten war, die zumindest schonmal wussten wie man Komputer schreibt, und daheim sogar schon einen hatten (C128, was ich aber im Personalgespräch zu einem Personalcomputer aufgebauscht hatte) hatte ich die Stelle !

Nachdem mich meine damalige Chefin gleich am ersten Tag vor einen 386er gesetzt hatte, und meinte : "Nun, machen Sie mal" musste ich mir dann doch ein wenig was dazu aneignen. Gottseidank hatte ich zumindest schonmal was von CD.., DIR ..., A:, B:, und C: gehört, sodass ich kleinere Schwächen übertünchen konnte.

Wenn meine Hauptarbeit damals auch eher die Buchhaltung der Abteilung, das Bänderwechseln unserer Nixdorf Anlage (nie werde ich vergessen wie meine Kollegin mir das mit einem fiesen Grinsen im Gesicht innerhalb von 5 Sekunden beigebracht hat), das Protokollschreiben im Gemeinderat und die Wahlauswertung war, so kam ich doch als einer der wenigen Bediensteten im Haus z.B. in den Genuss von Windows 3.0, OS/2, den Computer waren doch noch recht rar gesät bei uns im Haus. Immerhin 1992 schon 5 Stück, inzwischen 350.

So nach und nach wandelte sich mein Arbeitsgebiet hin zum Anwendungsbetreuer, der immer mehr Schulungen halten durfte, selber nicht gar so viele bekam, aber Gottseidank mit der Sache mitwuchs. Irgendwann kam dann Windows NT, mit Amipro (hinterherwein) , Lotus 1-2-3, Approach, Organizer ... und dann Ende der 90er zum ersten Mal Kontakt mit Notes 4.5. Einhellige Meinung damals: "Um Gottes Willen, was sollen wir den damit, das blickt doch kein Anwender". Also erstmal wieder auf Eis gelegt (Uff) und ohne weitergewurstelt.

In der Zwischenzeit gabs dann doch ein paar Computer mehr im Haus, was die Sache immer unübersichtlicher machte (so in Bezug auf Dokumentenablage, zentrale Datenbanken usw) bis wir dann doch Anfang des Jahrtausends als eine der wenigen öffentlichen Verwaltungen mit Notes angefangen haben. Damals wurde dann auch Office 2000 bei uns eingeführt, womit Approach (Nachwein) durch Access abgelöst wurde, und das Chaos losging. Wo früher die Mitarbeiter nach einer Halbtagesschulung ihre Datenbanken selber geschrieben haben, war nun Verwirrung pur, das Teil war einfach zu kompliziert für die meisten.

Und so bin ich langsam aber sicher auf die Notes-Entwicklungsschiene geschlittert. Dank eines neuen Kollegen, der Notes schon kannte kamen die ersten zaghaften Kontakte zur Formelsprache und damit die ersten kleineren Datenbanken für die Kollegen, denen Access einfach zu umfangreich und kmpliziert war. Dank hobbymässiger VisualBasic-Programmierung war der Einstieg nicht gar so schwierig wie befürchtet, wenn auch die Dokumentenbasierende Arbeitsweise von Notes am Anfang etwas Denkarbeit verlangte.

So nach und nach entstand die Arbeitsteilung: Mein Kollege ist der Notes-Admin-Guru, ich bin der "Hilfe, ich komm mit meiner Arbeit nicht mehr zurecht, können Sie mir da nicht eine Datenbank für entwickeln - Mini-Guru". Bis vor zwei Jahren war das mit Formelsprache soweit auch machbar, aber so langsam kamen dann doch Begehrlichkeiten auf, manche Sachen vielleicht doch etwas eleganter lösen zu können. Und ... tatamm, tatsächlich hab ich auch eine Dreitagesschulung erhalten und da sass ich nun  ;)  Ich hab nur Bahnof verstanden, Frontend, Backend, Klassen, Methoden ... HÄH?

Erwartungshaltung meiner Chefs natürlich 110%, immerhin hab ich ja eine Dreitagesschulung erhalten, immerhin bin ich DER Beamte, der mit am längsten am PC im Haus arbeitet, immerhin hab ich ja schon etliche, kleinere Datenbanken erstellt die auch wunderbar funktionieren, immerhin ist ja der Einäugige König unter den Blinden  ;D

Und um diese Erwartungshaltung nicht zu enttäuschen, und natürlich um meine Gehaltserhöhung, sofern Sie irgendwann mal zur Debatte steht, nicht zu gefährden, bin ich Mitglied hier im Club geworden. Was ich bis heute nicht bereut habe, insbesondere weil doch ein paar wichtige Entwicklungen mit eurer Hilfe entstanden sind.

ABER, und das wollte ich hier einfach mal erklären, eigentlich hab ich das nie richtig gelernt, sondern immer nur angelesen, nachgefragt, abgeguggt. Und dafür bin ich Euch so richtig dankbar, denn das funktioniert hier wirklich toll. Ich will Euch garnicht mehr missen.  :knuddel:

Also, bitte nicht böse sein wenn ich demnächst mal wieder mit so treudoofen Fragen komme, über die ein gelernter Notesprogrammierer so richtig schmunzelt, ... ich weiss es einfach nicht !    :-[ Aber ich lerne dazu!  :D

Also dann, bis zur nächsten Frage im Forum


wieder aus dem Kreis zurücktret und hinsitz !
Thomas von der IuK

Offline koehlerbv

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Danke, Thomas. Solche Hintergrundgeschichten sind wirklich sehr interessant und tragen viel zum gegenseitigen Verständnis bei (wobei: Sowas hatte ich mir schon gedacht, und Deine Fragen sind ja nun auch wirklich sauber verständlich, so dass wir eher ans Vergnügen denken müssen, wenn es gilt, Dir zu helfen  ;)).

Frage: Warum nehmt Ihr nicht das nächste anstehende Projekt zum Anlass, um Dir ein "training on the job" zu gönnen, um damit beides zu erledigen: Projekt umgesetzt und punktgenau gelernt zu haben?

Bernhard

Offline iukhdh

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Naja, sowas wie ein "training on the job" praktizieren wir ja immer wenns geht, aber, leider wie so oft, jeder hat seine eigenen Probleme und die Arbeit wird auch nicht weniger. Daher kann ich meine Kollegen auch nicht immer mit meinen Aufgaben belasten, die müssen Ihre ja auch hinbekommen.

Und sooo schlimm ist es ja auch nicht. Inzwischen klappts ja mit dem Script LESEN ja schon ganz wunderbar, was ja anfangs nur mit viel Kopfkratzen vonstatten ging. Und das SCHREIBEN kommt so peu à peu auch. Das größte Problem sind halt immer die Begrifflichkeiten. Im Kopf hät ichs schon, nur das wie, die Befehle, die Vorgehensweise, da komm ich erst so langsam hin.

Da das auch nicht meine einzige Arbeit ist, z.B. Haushaltsplanung, Jahresabschluss, Schulungen, Anwendungsbetreuung, Hotlinedienst ... liegt manches Problem oft ein paar Tage bis ich mich wieder dransetzen kann, und dann fehlt oft wieder der Faden.

Aber alles in allem bin ich mit dem Erreichten bisher ganz zufrieden.  :)
Thomas von der IuK

Offline koehlerbv

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Aber alles in allem bin ich mit dem Erreichten bisher ganz zufrieden.  :)

Kannst Du doch auch sein  :)

Mit "training on the job" meinte ich aber etwas anderes: Du hast eine Sache zum Umsetzen vor Dir und Ihr holt Euch dafür einen ins Haus, der das mit Dir gemeinsam aumsetzt. Der Trainer muss dann wirklich gut sein (fachlich und methodisch-didaktisch!).
Vorteil:
- Du / Ihr lernt absolut punktgenau auf Eure Bedürfnisse
- Applikation ist fertig (und letztendlich von Dir umgesetzt)
- Du hast einen Ansprechpartner für die "kleinen Fragen", wenns mal schnell gehen soll (und der weiss, wie Du tickst - und vice versa)
Nachteil:
- Das ist natürlich etwas teurer als eine Schulung von der Stange.

Unter dem Strich wird es aber erhenlich effektiver / billiger, wenn beiderseits alle Voraussetzungen stimmen. Das ist zumindest meine langjährige Erfahrung.

Bernhard

Offline DerAndre

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Hallo Thomas und der Rest.
Ich glaub ich tret jetzt auch mal vor.

1992 hab ich meine Prüfung zum Industriekaufmann abgelegt. Danach bin ich Operator geworden. Waren das damals noch große Kisten. Erste 'Programmiererfahrung' habe ich dann irgendwann mit REXX gemacht.
Es kam die Zeit wurde ausgedünnt und zwei Kollegen sind in eine andere Etage gewechselt. ( u.a. ich )
Wir sollen dann in C Programmieren. Nach den Trainings ging es dann los. Äh, nicht wirklich. Es wurde ein Notesadmin gesucht. Finger heb. Das mach ich. Ok, unser Server war damals ein PIII(?) mit 64 MB Hauptspeicher. Ein 7 x 24 Stunden System. Spätestens danach mußte neu gestartet werden weil nichts mehr ging. Ach ja, Version war 4.6.1.
Und schomal versucht einen 4.6.1 Client auf einem 386 33 32MB Hauptspeicher zu installieren?  :P
Nun gut zu dem bischen Admin kann man ja auch noch ein bischen Programmieren. Ääääh irgendwann hab ich beides nicht mehr so richtig hinbekommen. Wer behauptet beides geht... nenene ich kann das zumindest nicht. Vor allem bei so der Anzahl Clients.
Dann hieß es Abteilung wechseln, wegen Notes, oder anderen Job. Gut, ich hab dann anderen Job gemacht. Programmieren in C++.
Danach war wieder Not am Notesentwickler-Mann. Jo mach ich, find ich eh besser als C++ auch wenn die Notesentwicklungsumgebung ein Drama ist. Da soll dann auch noch was mit JAVA gemacht. Gut Schulung mitgenommen, aber leider bis jetzt nicht gebraucht....
Inzwischen sitze ich hier, werkel in Notes und VB.
Auf jeden Fall kann ich sagen, Programmieren ist wie Autofahren. Die Grundlagen lernt man und mit der Zeit kommt das Wissen und die Erfahrung um die Probleme in den Griff zu bekommen. Und als für mich ist atnotes die Enzyklopedia Galactica für meine Probleme in Notes.
Und mit dem Erreichten bin ich sehr zufrieden, auch wenn ich immer nur einen Teil zu den recht Großen Projekten beigetragen habe.
André

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Offline iukhdh

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Hallo André,

willkommen in unserem Kreis der nun nicht mehr ganz so anonymen Notes-Entwickler. Schön dass du auch aufgestanden bist und dich vorgestellt hast.

Noch jemand da, der sich traut?

 :)
Thomas von der IuK

klaussal

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Klaro:

Ausbildung zum Datenverarbeitungskaufmann gemacht. Damals noch mit COBOL und Assembler.
Als erster Programmierer bei EISMANN eingestiegen. Die wurden dann von SCHÖLLER aufgekauft.
Und ich war nicht mehr gefragt. Dann Softwarehouse in Dortmund/Stuttgart. Die haben auch nach einiger Zeit pleite gemacht bzw. gemacht worden.
Zu dem Zeitpunkt war dann mit Cobol und Konsorten am Markt nix mehr zu machen. Also eine Weiterbildung gemacht mit Abschluss zum CLP.  Was folgte war eine Anstellung bei BABCOCK in Oberhausen. Und die sind ja  - wie man weiß - von einem Hr. Lederer vor die Wand gefahren worden.
Bewerbungen über Bewerbungen verschickt. Sah aber mau aus, da ich inzwischen > 50J.
Letztendlich noch einen Zeitvertrag bei einer Stadtverwaltung bekommen, der inzwischen bis Mitte 2010 verlängert wurde. Und dann werde ich wohl so laaangsam in Rente gehen....   und vielleicht ab und an hier vorbeischauen + mehr oder minder gute Ratschläge geben  ;D
« Letzte Änderung: 13.11.07 - 13:37:17 von klauss »

Offline DerAndre

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BABCOCK? Da hat mein Bruder auch mal gearbeitet. Hat dann gewechselt und dann wurde der Laden von BABCOCK gekauft und er war wieder da...
André

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klaussal

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Na ja, ich war nicht direkt bei BABCOCK, sondern bei der Lufthansa-Gebäude-Management (LGM), die haben die EDV für Babcock gemacht (und waren somit 100%-ig abhängig).

Offline flaite

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Na ja, ich war nicht direkt bei BABCOCK, sondern bei der Lufthansa-Gebäude-Management (LGM), die haben die EDV für Babcock gemacht (und waren somit 100%-ig abhängig).
Mit Lufthansa Gebäude Management hab ich irgendwann 2002 mal als potentieller Kunde gesprochen, wenn ich mich recht erinnere. War aber glaub ich in Köln. Das Projekt wurde auch nicht realisiert. 
Ich stimm nicht mit allen überein, aber mit vielen und sowieso unterhaltsam -> https://www.youtube.com/channel/UCr9qCdqXLm2SU0BIs6d_68Q

---

Aquí no se respeta ni la ley de la selva.
(Hier respektiert man nicht einmal das Gesetz des Dschungels)

Nicanor Parra, San Fabian, Región del Bio Bio, República de Chile

Offline iukhdh

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Oha Klauss,

auch bei einer Stadtverwaltung mit Notes? Aber nicht zufälligerweise Bietigheim-Bissingen? Da haben wir uns schlau gemacht bevor wir Notes eingeführt haben
Thomas von der IuK

klaussal

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Nein, siehe Profil.

Offline KatrinOeder

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Hallo zusammen,

da kann ich wirklich nur sagen... nicht schlecht!
Hört sich alles sehr spannend an.. sehr interessante Lebenläufe  :)

Da kann ich mit meinen "ein-bisschen-über-zwanzig" noch nicht wirklich mitreden  :).

Gruss

Katrin



Offline tks

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Noch jemand da, der sich traut?

 :)

Dann tret' ich doch auch mal in den Kreis.

Nach der Ausbildung zum Sofa (Sozialversicherungsfachangestellter, Wortungetüm) 1988, habe ich in dem Metier (Rentenversicherer) bis 1993 gearbeitet. In dem Jahr wechselte ich vom Fach- in den DV-Bereich. Als BS2000-Operator.
Von 1995 an war ich dann nicht mehr Operator, sondern System-Administrator BS2000.
So ab 1996 hielt dann auch bei uns der PC Einzug. Und wenn ich mich recht erinnere, haben wir so um 1998 mit Notes angefangen. Damals aber noch ohne mich. Da durfte ich mich immer noch im BS2000 und AS/X (Advanced Server Sinix, kennt das noch jemand?) kümmern.
Ich durfte im Jahr 2000 erstmals einen Designer-Kurs besuchen und anschließend eine Datenbank "entwickeln". Bar jeglicher Kenntnis von Lotus Script oder irgendwelcher sonstiger Programmierkenntnisse.
2001 kam zum "Entwickeln" auch noch die Administration hinzu. Und ich habe eigentlich mehr administriert, denn entwickelt.
Die letzten Jahre (so ab 2005) steigt der Entwicklungsanteil stetig an und ich habe mittlerweile auch schon Script einigermassen im Griff.
Aber wie das nun mal so ist, im öffentlichen Dienst. Man ist immer "Mädchen für Alles" und damit kein Spezialist, sondern ein Generalist. Also von allem ein bisschen Ahnung und von Nix richtig. Außer Notes darf ich in unserem Hause noch noch x andere Themen bearbeiten.
Und das Forum hier, hat mir schon etliche Male den Tag gerettet.
Danke dafür.
Thomas

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Domino 8.5.3FP6 unter W2K12
Notes 8.5.3 unter Win7
sequrIQ (watchdog & crypt)
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Offline iukhdh

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Oh Mann,
so langsam wirds eng im Stuhlkreis, kann mal jemand noch einen Hocker reinholen, da kommen sicher noch ein paar Vorstellungen

 :D
Thomas von der IuK

Offline koehlerbv

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Okay, da das jetzt hier Mode wird, im Kreis zu sitzen  ;D
Angefangen hat alles während des Studiums (Physik / Astronomie - mit Lehramt). Da haben wir im Rahmen der Ausbildung auch noch bitweise "Computer" programmiert und somit die wirklichen Grundlagen gelernt.
Dann bekam mein Vater die Ehrendoktorwürde der Universität Umea vom schwedischen König verliehen. Dafür gab es dann auch mehr Reisespesen, und mein Vater brachte mir einen recht leistungsfähigen programmierbaren Taschenrechner (Sanyo?) mit. Faszinierend! Und damals entwickelte sich wohl schon mein Wahlspruch: "Ein guter Programmier muss faul sein!". Also habe ich mich sechs Wochen hingesetzt und für das astrometrische Praktikum Stern-, Planeten- und Mond-Ortsberechnungen programmiert. Statt bis zu acht Stunden Praktikumsvorbereitung brauchte ich plötzlich nur noch drei Minuten. Meine Kommilitonen natürlich auch - und meine Bierversorgung war bis zum Ende der Praktika gesichert  ;D
Später kam ein C-64 dazu (natürlich), dann ein Thompson Schlagmichtot, ein 16-Bitter, auf dem ich eigentlich nur Maschinensprachenprogrammierung geübt habe.

Nach dem Studium wurde mir überraschend eine Stelle beim Verteidigungsministerium (also das im Osten ...) angeboten, ich konnte auf einmal selbst in der Welt (West, Nord, Süd und manchmal Ost) reisen - und es hatte sehr stark mit wirklich aktueller Computertechnik zu tun. Der Lernfaktor war gewaltig - nicht nur, was Computer angeht.

Das habe ich zweieinhalb Jahre gemacht, aber das konnte aus den verschiedensten Gründen nicht lange gehen. Im zweiten Jahr habe ich geheiratet - und war in diesem Jahr genau sechs Wochen in Deutschland (Ost). Ich wurde dann "Chefentwickler" in einem sehr grossen Forschungsinstitut in meiner damaligen Heimatstadt. Pascal und Assembler waren Mittel der Wahl, Programme geschrieben, die wegen des DDR-Rechnermixes sowohl unter MS-DOS als auch unter CP/M liefen (dafür wurde CP/M auch gepatcht). Sehr lehrreiche Zeit, mir wurde auch genügend Freiraum gelassen dafür. Und Not macht erfinderisch. Ich war ja mittlerweile besseres gewöhnt  ;).

Da ich aus dem Elternhaus und nun mittlerweile auch aus genügend eigenem Erleben tiefschürfend wusste, wie es in West und Ost zugeht, habe ich sofort nach der Wende die Gelegenheit beim Schopf gepackt und mich selbständig gemacht - zusammen mit zwei Ex-Kollegen als Generalist, als "Systemhaus". Das Geschäft wuchs schnell, nach einem Jahr waren wir schon bei 1 Mio Umsatz, die Zahl der Mitarbeiter stieg. Mein Feld war wieder die Software-Entwicklung, darunter für grosse Wohnungs- und Bauämter.

1992 lernte ich dann auf der CeBit bei einer Firma aus St. Gallen (Alphatrain - nein, nicht mit der Firma von Ulrich-Thomas Lossa zu verwechseln) Notes 2.0 kennen. Gelesen hatte ich davon (was damals nicht einfach war - viel wurde noch nicht berichtet). Zwei Wochen später war ich in der Schweiz und habe für 12.000 SFr 1 Notes-Server (ja, der hiess damals noch so!) und 10 Clients gekaut. In Deutschland ging das zu der Zeit noch nicht - Notes wurde aus strategischen Gründen nur LKW-weise an Grosskunden geliefert.

"Schnell" (so nach drei Monaten war ich soweit, das damals vollkommen neue System halbwegs zu verstehen entstanden) eigene Applikationen für die eigene Firma und für erste Kunden, darunter ein Landratsamt. Es begann aber auch der Ärger mit den Mitgesellschaftern: "Brauchen wir so was? Das können wir doch gar nicht gleich verkaufen! Hast Du schon Kunden?".

Im selben Jahr stieg unsere Firma auf mein Betreiben (ich war immerhin Gründer und Chef ...) auch noch in das Geschäft mit betriebswirtschaftliche Software ein (Investitionen von 155.000 DM), und obwohl sich das bereits nach 12 Monaten amortisiert hatte - bei einer schwarzen Null in der Jahresbilanz, und das war niemals rot - darauf bin ich sehr stolz), eskalierten jetzt die Auseinandersetzungen zwischen der Lösungsanbieter-Fraktion und den "Boxen-Schiebern". Mit Ende 1993 habe ich dann meine eigene Firma verlassen - es hatte einfach keinen Zweck mehr.

Während ich eigentlich erwartet hatte, erst mal "saudumm dazustehen", wurde ich statt dessen mit Angeboten wirklich überhäuft. Kurzfristig habe ich erst mal als IT-Verantwortlicher eines regionalen Busunternehmens dessen IT aufgebaut (und fleissig programmiert, u.a. Dienstplanabrechnungsprogramme). Dann kam ebenso unerwartet im April 1994 das Angebot, die IT für ein Pilotprojekt zwischen einem privaten Klinikskonzern und einer sehr grossen Krankenkasse aufzubauen - auf Basis von Lotus Notes. Bereits am 1. Mai 1994 habe ich dort angefangen - in Inzell / Oberbayern. Unsere Kinder waren erst drei und vier Jahre alt, also ein sehr günstiger Zeitpunkt, um woanders neues aufzubauen.
Die Finanzierung des Projekts war aber sehr blauäugig aufgebaut, meine Gegenrechnungen waren wohl auch ein ziemlicher Schock. Mich traf das aber nicht mehr - noch im gleichen Jahr wurde ich als IT-Chef des noch jungen Kliniks-Konzerns bestellt. Und da war noch nahezu alles neu aufzubauen - eine ideale Situation. Und da gab es dann gleich überall Notes-Server (die hiessen immer noch so! Aber dann kam ja auch die Version 4.1 und der Domino).
Nach fünf Jahren bei der Kliniksgruppe wurde dort die Managementsituation ... nun, sagen wir mal: Schwierig. Einiges wurde mir immer unheimlicher, etliche Entscheidungen unverständlich.

Ich habe mich daher vom Acker gemacht und die Notes-Entwicklung bei einem damals grossen Systemhaus (was kurz darauf während des Börsenbooms noch sehr viel grösser wurde) übernommen. Anfangs eine tolle Zeit, die ich immer (und meine Kollegen!) in wirklich allerbester Erinnerung behalten sollte. Aber die Dotcom-Blase, der Grössenwahn, neue zugekaufte Manager ... Ich habe das nie verstanden. Tolle Projekte haben wir im Notes-Bereich damals gemacht, ich habe wieder enorm viel gelernt (Notes & SAP, Notes & Oracle u.v.m. - meist learning bei doing), aber irgendwann schrumpfte die Mannschaft und schrumpfte, immer mehr blaue Briefe. Anfang 2004 war ich der letzte Notes-Entwickler, ich habe wie früher schon alles alleine gemacht (auch den Vertrieb) und habe mir gesagt: "Blödsinn, dann kannst Du jetzt auch alles alleine machen!".

Gesagt, getan, eigene Firma gegründet (die es bis heute gibt). Zum Jahresende 2004 war aber klar: Alleine ist das alles nicht mehr zu schaffen - es lief "zu erfolgreich".
Die Frage stand: Leute einstellen oder eine Kooperation suchen. Und da habe ich einen fatalen Fehler gemacht und mich einem "aufstrebenden Groupware-Unternehmen" aus Wien angeschlossen, was im ersten Jahr hervorragend funktioniert hat, aber dann mehr und mehr zentralisierte und vor allem wieder extrem kurzfristig dachte. Ich fand mich dann 2006 auch in Wien wieder. Wien und die Wiener waren toll (und haben meine Austrophobie weiter gefördert  ;)), ich hatte fast ausnahmslos nur tolle Kollegen (von denen jetzt kaum noch jemand bei der Firma ist), aber die Vorstellungen der Firma kollidierten mit meinen immer mehr. Ein Zitat, was mir sehr zu denken gegeben hat: "Bernhard, Du kalkulierst bei Deinen Projekten eiserne Wasserhähne, lieferst aber goldene!". Ich kam nicht nur mit den Qualitätsvorstellungen nicht klar, sondern auch nicht mit der betriebswirtschaftlichen Denke (ich erinnere an meinen oben schon mal genannten Wahlspruch und ergänze ihn um den wesentlichen Teil: "Der gute Programmierer ist faul. Er arbeitet zunächst wie verrückt - und kann dann und deshalb ohne grosse weitere Arbeit viele Kunden glücklich machen.").

Langer Rede, kurzer Sinn: Vor über einem Jahr habe ich ein Einschreiben mit Rückschein nach Wien gesandt und war binnen vier Wochen wieder mein eigener Herr.

Naja, so ganz nicht (gute Kooperation bedeutet ja auch gemeinsame Entscheidungen), aber das ist gut so: Zusammen mit anderen Kollegen der Szene - und die gehören zur Elite - arbeite ich kooperativ, wir können Leistungen bieten wie viele grössere Firmen nicht. Kooperationsvereinbarungen sind jetzt sogar abgeschlossen mit einer sehr grossen Firma im IBM-Umfeld - dort arbeiten ja auch etliche meiner wirklich guten Kollegen. Wichtig ist, dass man weiss, woher man das Beste bekommt, wenn man es auf einem Gebiet nicht selbst liefern kann. Und das ist gut so, und es ist sehr, sehr erfolgreich. Seit 2004 liefere ich auch Code für andere Entwickler / Firmen zu, die sich dadurch auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und sich aus meiner "Werkzeugkiste" bedienen können. Auch das ist eine sehr schöne Zusammenarbeit, die viel neues bietet und sehr viel Spass macht.

Ich habe übrigens seit 1992 (also von Anfang an) keine Zertfiizierung gemacht. Ich würde das sofort ändern, wenn sich hieraus ein unmittelbarer oder mittelbarer Nutzen ergeben würde. Ich habe sehr früh gelernt, dass die eigentliche Prüfung beim Kunden (intern oder extern) stattfindet. Andererseits habe ich Leute kennen gelernt, die zwar Zertifikate "bis zum Abwinken" haben, aber deren Arbeit ich dann reparieren darf (immer ein undankbares Geschäft! Kunde: "Warum muss ich dafür jetzt nochmal bezahlen??"). Wiederum andererseits haben Kooperations-Kollegen von mir, die auch meine Kunden glücklich machen, schon Rekorde aufgestellt bei CLP-Prüfungen (letztens R7-Update Admin in 6 Minuten, ein anderer in 12 Minuten. Ersteres ist wohl Rekord in Österreich).

So, das war jetzt ein langes Machwerk. Ich finde es aber gar nicht schlecht, wenn man sich hier bei AtNotes - wenn man denn schon gemeinsam Probleme miteinander löst - besser kennt.

Bernhard

Offline iukhdh

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Erstens sitzt man nicht im Kreis wenn man sich vorstellt, sondern steht mittendrin !  ;)

Und zweitens war das nun ja wirklich mal ein umfassender IT-Lebenslauf. Ich bin baff, wenn ich ehrlich bin hab ich aber fast schon in der Richtung was bei dir erwartet.

Aber ich bin sicher, hier gibts noch weitere, interessante Lebensgeschichten ...

macht mal Platz dahinten

 :D
Thomas von der IuK

Offline DerAndre

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Vielleicht sollte man diesen Fred mit in die Forenregeln aufnehmen.
Vor dem Posten erst diesen Fred lesen.
Für die weißen Hasen und uneinsichtigen.  :-P
André

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Offline iukhdh

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Dann wärs aber schön, wenn sich die Einträge hier noch etwas vermehren würden ...  >:D
Thomas von der IuK

Offline HRaq

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Hallo Leute,

dann trete ich auch mal in den Kreis....
Ich bin allerdings kein Entwickler, aber vielleicht ein einigermaßen akzeptabler Administrator....

Ich erhielt privat im Jahre 1994 meinen ersten PC - einen 386er mit 20 MHz und 4 MB RAM - das waren meine ersten Erfahrungen mit PC's. Danach absolvierte ich zwei PC's-Kurse der IHK, die mich dann dafür "qualifizierten", den IT-Beauftragten für eine Bundeswehr-Dienststelle im Ausland zu spielen.
Im Zuge dieser Tätigkeit, die natürlich nebenamtlich war, entwickelte ich -trotz mangelnder Kenntnisse- das IT-Konzept und das IT-Netzkonzept für diese Dienststelle. Beide Konzepte wurden durch die vorgesetzte Dienststelle sofort akzeptiert.....Nach dieser Verwendung habe ich mich auf eine Stelle als Nutzerbetreuer bei einer oberen Bundesbehörde beworben - und wurde angenommen. Ich muß dazu sagen, dass ich Beamter des mittleren nichttechnischen Verwaltungsdienstes bin.
Tja, nachdem ich diese Tätigkeit ca. 4 Jahre wahrgenommen hatte und damit auch erste Erfahrungen in Lotus Notes (damals noch 4.6) gesammelt hatte, besuchte ich meinen ersten Admin-Lehrgang. Danach hatte ich dann noch den Update-Lehrgang 4.6 auf 5.X. Aufgrund dieser Kentnisse wurde ich dann Domino-Domänen-Administrator in dieser Oberbehörde. In dieser Zeit wurde ich erstmals damit konfrontiert, das Lotus-Notes mehr ist als reines Mailing.....
Damit wurde mir auch klar, dass Lotus Notes/Domino eigentlich als Mailclient nur "mißbraucht" wird und es erheblich mehr Möglichkeiten damit gibt. Ein Umstand, der vielen meiner Kollegen bis heute nicht bekannt ist - leider....

Nach diversen Abstechern in diversen Dienststellen, sei es in Projekten oder auch als Systemadministrator,  hat es mich vor einigen Jahren in das Verteidigungsministerium (für Bernhard: Gesamtdeutsch *GG) verschlagen, wo ich als Systemadministrator für die Windows-Domäne, aber auch in diversen Systemen als "Allrounder" tätig bin. Daher meine mitunter absonderlichen Fragen zur Entwicklung. Ich weiß, dass es mitunter "Anfängerfragen" sind, aber ich bin eben Allrounder, sowohl in Windows, Citrix oder sonstwelche Umgebungen, und wenn ich dann vor einem Entwicklungsproblem stehe, bin ich für eure Hilfe immer dankbar.

Gruß Henning

PS: Ich habe nie irgendeine Zertifizierungsprüfung o.ä. gemacht....
Gruß Henning

 

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