Autor Thema: Mein Zitat des Tages  (Gelesen 10597 mal)

Offline Gandhi

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #20 am: 15.06.05 - 11:11:57 »
Zitat
Auch wenn Axel jetzt wieder mit seiner Neokapitalistischen Sicht kommt. Es fehlt ganz einfach am "gesellschaftlichen Verantwortungsbewusstsein" weiter Teile unserer Großindustrie.
Und genau ohne Verantwortung funktioniert kein Liberalismus. Im Manchesterkapitalismus - dem tatsächlichen - nicht der diffamierten Variante - ist dieser Teil daher überaschenderweise besonderst stark betont (s. Adam Smith).

Heutezutage findet man derlei Verantwortungsgefühl immer noch vor allem bei den Inhabergeführten Unternehmen, also vor allem dem Mittelstand, der, obwohl er nachweislich DIE Maschine Deutschlands hinsichtlich Arbeitsbeschaffung und Wirtschaftsleistung ist, nach wie vor behandelt wird wie die ungeliebte Stieftochter. Der Mittelstand leidet besonders unter dem bizarren Steuerrecht und der alles zum Stillstand bringenden Verwaltung.
Daher meine Hoffnung: Weg vom Neoliberalismus - hin zum Liberalismus: Freiheit und Verantwortung. Und: keine Verantwortung mehr an den Staat abgeben (wenn das nicht absolut notwendig ist).

Zum Thema Gewerkschaften: Die haben sicherlich ihr Existenzrecht und eine überaus stolze und verdienstvolle Vergangenheit. Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass sie sich hin zum Dienstleister für die Betriebsräte entwickeln, diese also beraten und unterstützen. Fatal finde ich, dass die Gewerkschaften noch heute mit 'Lösungen' kommen, die die Realität bereits als falsch bewertet hat.
Weniger arbeiten schafft auf einem Markt, wo einige viel mehr (und somit billiger arbeiten) dort wo weniger gearbeitet wird eben keine Arbeitsplätze. Wie man sowas heute noch behaupten kann ist mir vollkommen unklar.

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #21 am: 15.06.05 - 11:51:02 »
A. Smith mag ja persönlich ein netter Mann gewesen sein. Seine Bedeutung in der Geschichte war aber die Theorie nach der in der Wirtschaft eine unsichtbare Hand automatisch für die besten Verhältnisse sorgt und das sich der Staat bitte schön herauszuhalten hat.
Empirische Erfahrungen im 19. Jhdt. haben gezeigt, dass eine ziemlich wörtlichen Umsetzung dieser Theorie zu wenig ästhetischen Ergebnissen in bestimmten Bevölkerungskreisen führt.
Neoliberalismus, Liberalismus, etc. sind einfach alles sehr fragwürdige Begriffe mit einer Geschichte.
Neoliberalismus ist im Grunde der alte Liberalismus und ist ein Begriff von Gegnern des "Neoliberalismus". Für liberale gibt es so einen Begriff gar nicht.
Nachdem J. M. Keynes Theorien besagte, dass die unsichtbare Hand unter bestimmten Bedingungen nicht funktioniert und das der Staat sehr wohl eingreifen soll, verdichtete sich ab den 60er Jahre unter den Fahnen des Monetarismus, der Angebotsorientierten Wirtschaftspolitik und sowas wie Public Choice/New Institutional Economics Kritiker am Keynesianismus und Eingriffe des Staates in die Wirtschaft, die wieder die unsichtbare Hand stärker betonten. Diese Leute verstehen sich aber als Liberale und lehnen den Begriff "Neoliberal" ab.

Unzählige empirische Befunde gegen einen zu starken Eingriffs des Staats in die Wirtschaft lieferten Entwicklungsländer (Importsubstitution), Groß Britanien vor Margaret Thatcher und der Ostblock.

Und bitte. Es soll um praktische Politik gehen. Der Staat kann zwar hoffen, dass sich Manager netter zu den Deutschen verhalten. Wirklich steuern können sie es aber nicht. Wir können natürlich die Armee in die Betriebe schicken. Und es sind eben nicht alle Betriebe von Eigentümern geführt. Mit ein bischen weniger Obrigkeitsgeist unter den Angestellten und einer ein bischen kritischer Haltung gegenüber nicht so erfolgreichen Vorgesetzten, kann schon viel erreicht werden.
Hab den bekannten Satz "Der Chef hat aber gesagt" heute wieder gehört.   ;D

Gruß Axel

Offline pd

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #22 am: 15.06.05 - 12:12:03 »
Hm, irgendwo unten hab ich gelesen (oben für die, die standardmäßig sortieren ;-) dass (pauschal zusammengefasst) viele Vorgesetzte in Dtld. im Prinzip mehr für die eigene Profilneurose arbeiten als wirtschaftlich handeln. Das möchte ich auf jedenfall mal unterstreichen. Durch schwaches Management (und/oder Bequemlichkeit, weil Profilneurotiker sind nach oben hin meistens gute A-Kriecher) wird das auch noch unterstützt.

Also die von Axel geforderte (und sicher berechtigte) kritische Haltung ist gar nicht so einfach, schnell landet man auf nem Feuerstuhl, hat aber doch ne Familie zu versorgen. Aber richtig ist auch, einer muss damit anfangen, und der berufliche Nachwuchs, den ich am WoE in der Tanke beobachte ist es sicher nicht... Da kann ich nur auf die Generation danach hoffen. Leider werden bei uns mittlerweile Kiddies ab 12 oder 13 bereits von den 17 18jährigen mit Alkohol versorgt und auf diverse Saufgelage mitgeschleppt. Das bringt mir bei fast jeder Nachtschicht wüste "Handgemenge" ein, weil ich erstens den Kiddies schonmal gar nix gebe (die glauben tatsächlich ich verkaufe denen einfach so ne Flasche Gorbatschow) und den alten, die wir schon identifiziert haben dann eben auch nix. Seh ich doch gar nicht ein! Weis aber gar nicht ob ich den Verkauf überhaupt verweigern darf...


Grüßle, Patrick
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Offline Thomas Schulte

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #23 am: 15.06.05 - 12:16:12 »
Es hört sich vielleicht auf dem ersten Blick toll an von wegen neben Gewinn eben noch soziale Verantwortung. Meiner Meinung nach funktioniert aber so die Wirtschaft nicht. Das ist gar nicht ihre Aufgabe. Sie bilden dann Leute aus, wenn sie davon ausgehen, dass die Leute mit diesem Wissen einen Nutzen stiften, der höher ist als die Ausbildungskosten.
Fehler in der Denkweise Axel.
Annahme:
- Alle Teilnehmer an einer Volkswirtschaftlichen Teileinheit sitzen in einem Boot.
- Jeder Teilnehmer hat ein Schnitzmesser und ein Stück Holz, jeder hat die freie Wahl welche dieser Ressourcen er benutzt. Er darf aber nur eine Ressource benutzen.
- Ein Teil der Teilnehmer darf in andere Boote wechseln
- Jeder Teilnehmer trägt etwas zu der Steuerbarkeit des Bootes bei

Aussage:
Wenn jetzt nur einer mit dem Messer ein Loch in das Boot bohrt geht dieses spezielle Boot noch nicht unter. macht es ein GERINGER Prozentsatz wird es schwieriger aber die anderen Teilnehmer können ja ihre Holzstücke dazu verwenden die verursachten Löcher zu stopfen. Machen das mehr als 50% geht das Boot unweigerlich unter denn es gibt schlicht und einfach nicht mehr genug Holzbesitzer die ihre Ressourcen zur Verfügung stellen könnten.
Wechselt ein Teilnehmer nachdem er ein Loch geschnitzt hat in ein anderes Boot kann das unter Umständen aufgefangen werden. Tun das viele ohne das aus anderen Booten entsprechende Rückwechsler kommen, ist das Boot nicht mehr zu steuern und geht weil nicht genug Teilnehmer zum Ausschöpfen da sind unter.

(Ich weiss das dieser Vergleich auf beiden Beinen hinkt. Aber was ich sagen will zeigt er deutlich)

Das meine ich mit "Sozialer Verantwortung". Du könntest es auch "Gesellschaftliche Gesamtverantwortung" nennen oder das "ich säg mir nicht den Ast ab auf dem ich sitze" Prinzip. Kapitalgesteuerte Unternehmen denken in Quartalen und treffen Entscheidungen in Quartalen. Ausbildung braucht Zeit. Gute Ausbildung braucht viel Zeit. Gesellschaftliche Entwicklung braucht ebenfalls Zeit. Zeit an die die entsprechende Führungsriege nicht denkt bis es zu spät ist. Anschließend werden genau diese Leute (bzw. deren Nachfolger) die uns jetzt ihre "wir müssen Arbeitsplätze abbauen weil es woanders billiger ist" Tiraden um die Ohren hauen die beklagenswerte Situation das es keine qualifizierten Mitarbeiter mehr gibt in wunderschönen Sonntagsreden, gekoppelt mit Appellen an das Verantwortungsbewusstsein und die Bildungspflicht Ihrer eigenen Arbeitnehmer, vor dem mehr oder weniger geneigten Publikum ausbreiten.

Ergebnisse von Wirtschaftswissenschaftliche Ex ante Studien (Facharbeitermangel in 5 Jahren) treten übrigens in der Realität nicht unbedingt ein
Hier hast du nicht richtig gelesen. Das ist keine Wirtschaftswissenschaftliche Aussage, sondern eine Demographische und die Schlussfolgerung die er gezogen hat ist für jeden der sich die aktelle Bevölkerungspyramide einmal genauer angeschaut hat klar nachvollziehbar. Der Artikel ist übrigens für sich auch sehr lesenswert. So gesehen eliminiert sich unser Arbeitlosenproblem von selbst. Die Volkswirtschaftliche Leistungsfähigkeit allerdings auch.

P.S. das Pdf das am Ende des Artikels hängt hat es auch in sich.
« Letzte Änderung: 15.06.05 - 12:30:33 von Thomas Schulte »
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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #24 am: 15.06.05 - 12:23:56 »
viele Vorgesetzte in Dtld. im Prinzip mehr für die eigene Profilneurose arbeiten als wirtschaftlich handeln. Das möchte ich auf jedenfall mal unterstreichen. Durch schwaches Management (und/oder Bequemlichkeit, weil Profilneurotiker sind nach oben hin meistens gute A-Kriecher) wird das auch noch unterstützt.
von unten aber auch. Sitze hier gerade in so einem Gang.  :-:
Es gibt aber auch vernünftige Vorgesetzte. Hier ist leider mehr so Honduras-mässig. ;D
Ein fröhliches Business Lächeln aufsetzen ist mir zu anstrengend. Die haben eh kein Budget für Aufträge zu vergeben. Also: Immer ruhig Blut und auf introvertiert/distanziert/arrogant machen.

Offline pd

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #25 am: 15.06.05 - 13:03:10 »
Hab mir den link zu der Heise-Meldung über AMD (Arbeitsbeschaffungs Maßnahme Dresden ;-) mal durchgelesen. Hat da einer nen Einblick warum das scheinbar läuft und wie das läuft?
Sind die Mitarbeiter unterbezahlt oder haben unmenschliche Bedingungen? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen...


Gruß und Danke für Aufklärung

Patrick (der sich ein bisschen freut, nur AMD zu nutzen)
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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #26 am: 15.06.05 - 18:13:23 »
Nachtrag zu meinem letzten Eintrag:
Und wenn sich mal jemand die Bevölkerungspyramide der Schweiz und Österreichs, gekoppelt mit deren wirtschaftlichen Daten anschaut, dann wird klar warum dort immer mehr Arbeitnehmer aus Branchen die bei uns am Stock gehen (Bauindustrie) gesucht werden.
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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #27 am: 15.06.05 - 18:47:10 »
naive Frage:
Wie sehen die Pyramiden aus?
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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #28 am: 15.06.05 - 19:07:31 »
Ich hab eine gewisses distanziertes Verhältnis zu meiner Rolle als Klugscheisser dieses Threads, aber es ist nun mal schlechte Statistik, wenn man komplexe Zusammenhänge an einen Datenpool von 3 Ländern und einem Faktor abhängig macht.
Die statistische Signifikanz solcher Aussagen tendiert gegen Null.
Zu welcher Korrelation zwischen Bev.-entwicklung und Arbeitslosigkeit kommst du, wenn du Dänemark, Schweden, die USA, Irland und die Niederlande hinzunimmst. Vielleicht spielen ja doch andere Faktoren mit eine Rolle.

Axel

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #29 am: 15.06.05 - 20:24:52 »
Ich habe nicht behauptet das es zwischen der Bevölkerungsentwicklung und der Arbeitlosigkeit generell einen Zusammenhang gibt. Ich habe nur gesagt, das sich aus dieser Perspektive unser Problem im Lauf der Zeit von alleine erledigen wird. Interpretier nicht wieder etwas in eine Aussage rein was nicht da steht.

Aber Okay Axel vertiefen wir das Thema. Schaun wir mal was ich noch alles ausgraben kann.
Fakt 1. die Bevölkerungsentwicklung ist in ALLEN Industrieländern rückläufig, mit einer Ausnahme, den USA und die haben nur deswegen eine stagnierende Bevölkerung weil sie immer noch erhebliche Migrationsgewinne zu verzeichnen haben. Die strukturellen Probleme die wir hier diskutieren werden also nicht nur wir haben sondern andere auch (Japan, Schweden, Dänemark, Frankreich, Spanien .....)

Und wenn ich noch einen Link zu den Beitrag dieses Professors finde an Poste ich den auch noch.

Fakt 2. Die Bundesrepublik Deutschland ist, auch wenn es wenige zugeben wollen schon lange ein Einwanderungsland. Nur reichen bei uns die Migrationsgewinne nicht aus um den Bevölkerungsverlust zu kompensieren im Gegensatz zu den USA und viele Immigranten landen direkt in der deutschen Sozialhilfe. Belasten damit also unsere Volkswirtschaft unmittelbar.

Fakt 3. Wenn und das ist jetzt eine Annahme, der Industrie-, der Handels- und der Dienstleistungssektor im gleichen Maße produzieren wollen wie bisher (was aufgrund unseres Wachtumsfetischismus notwendig ist), dann ist dazu ein gewisser Prozentsatz an Arbeitnehmern notwendig. Von den überflüssigen trennen sie sich im Moment sowieso alle, also gehen wir mal davon aus, das um das volkswirtschaftliche Produktionsniveau zu halten noch einmal ein Einschnitt von 1 Mio Leuten möglich ist, der durch Produktivitätsgewinne wettgemacht werden kann. Der Arbeitmarkt verliert in den nächsten 15 Jahren aber die Jahrgänge 1940 bis 1955 also circa 15 Mio Leute (minus diejenigen die ohnehin schon in der Dauerarbeitslosigkeit stecken, minus die die dem Arbeitsmarkt sowieso nicht zur Verfügung standen). Dafür wachsen aus dem unteren Bereich ungefähr 7,5 Mio nach. Naja selbst wenn man damit rechnet das nur die Hälfte im Erwerbsleben stand, gleicht der Zuwachs nur unter der Voraussetzung das ALLE Neuzugänge auch in das Erwerbsleben eintreten die Verluste leicht positiv aus. Rechnet man mit der aktuellen Verteilung von ungefähr 60 Erwerbstätigen pro 100 Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter, dann hast du einen Verlust von ca. 3 Mio. Bei einer aktuellen Arbeitslosenzahl von 5 mio + 1 mio dazu und einer reinen Fortschreibung der aktuellen Beschäftigungszahlen hast du dann eine Abnahme der absoluten Arbeitslosenzahlen um 3 Mio.  Schreib das noch einmal 10 Jahre fort und lass die richtig Geburtenstarken Jahrgänge 1956 bis 1965 auch noch abtreten und du bekommst ein Irrsinniges Bild.

In der Folge dieser Entwicklung gibt es mehrere mögliche Auswirkungen.
- Unser Bruttosozialprodukt schrumpft in gleichem Maße weil einfach nicht genug Produzenten da sind -> dann bleibt die Arbeitslosigkeit auf dem gleichen Niveau wie jetzt oder erhöht sich sogar noch
- Der Wettbewerb um die Arbeitnehmer nimmt zu -> die Folgen habe ich bereits beschrieben.
- Die Renten sind nicht sicher (Egal was uns Merkel nach ihrer Wahl oder Stoiber oder Nobby Blüm wieder erzählen werden)

Fakt 4. Die USA fianzieren ihren kompletten Haushalt auf Pump. Es ist nur eine Frage der Zeit und die Finanzwelt sieht das in Teilen genauso, wann diese Blase platzen muss.
Und wenn ich den einen Link zu dem Beitrag dieses Profs finde dann poste ich den auch
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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #30 am: 16.06.05 - 07:52:13 »
Zitat
Fakt 4. Die USA fianzieren ihren kompletten Haushalt auf Pump. Es ist nur eine Frage der Zeit und die Finanzwelt sieht das in Teilen genauso, wann diese Blase platzen muss.
Stimmt nur temporär - die haben in den 90ern auch mal massiv Schulden durch enorme Haushaltsüberschüsse abgebaut.  Im Gegensatz zu D scheinen die sich - wenn es nötig ist, schnell konsolidieren zu können. In D hat es seit Adenauer (und selbst da bin ich mir nicht sicher) nie Haushaltüberschüsse gegeben
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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #31 am: 16.06.05 - 08:57:57 »
Hier noch was zur Bevölkerungsentwicklung Bevölkerungsentwicklung und zur Fertilitätsrate.
« Letzte Änderung: 16.06.05 - 09:03:17 von Thomas Schulte »
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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #32 am: 16.06.05 - 10:57:19 »
Aber Okay Axel vertiefen wir das Thema. Schaun wir mal was ich noch alles ausgraben kann.
Fakt 1. die Bevölkerungsentwicklung ist in ALLEN Industrieländern rückläufig, mit einer Ausnahme, den USA und die haben nur deswegen eine stagnierende Bevölkerung weil sie immer noch erhebliche Migrationsgewinne zu verzeichnen haben. Die strukturellen Probleme die wir hier diskutieren werden also nicht nur wir haben sondern andere auch (Japan, Schweden, Dänemark, Frankreich, Spanien .....)
Bitte ein bischen spezifischer.
Frankreich: wenig Wachstum aber mehr Kinder als hier
Japan: Seit 2001 wieder starkes Wachstum. Wenig Kinder.
Schweden, Dänemark: seit Mitte der 90er nach harten Reformen relativ viel Wachstum.
Spanien: unter der Regierung Aznar die längste Wachstumsperiode der spanischen Geschichte. Arbeitslosigkeit konnte von 20% auf ca. 10% gesenkt werden und sinkt weiter. Wachstum schätzungsweise zur Zeit 2.5 bis 3% wenn nicht höher.

Wo ausserhalb deines Kopfes haben diese Länder bitte "die gleichen strukturellen Probleme".

Zitat
Fakt 2. Die Bundesrepublik Deutschland ist, auch wenn es wenige zugeben wollen schon lange ein Einwanderungsland. Nur reichen bei uns die Migrationsgewinne nicht aus um den Bevölkerungsverlust zu kompensieren im Gegensatz zu den USA und viele Immigranten landen direkt in der deutschen Sozialhilfe. Belasten damit also unsere Volkswirtschaft unmittelbar.
Nicht alle leben von Sozialhilfe. Wie wir gelernt haben, hat die 68er Regierung auch dafür gesorgt, dass Leute immigrieren, der deren Bedarf an Sex & Drugs befriedigt.
Angesichts einer hohen Arbeitslosigkeit oder Unterbeschäftigung von vielen sehr gut ausgebildeten und arbeitswilligen Leuten, halte ich diese Argumentation für zynisch.
Zitat
Stichwort Wachstumsfetischismus
Das sind nun wirklich die absoluten Basics. Aufgrund von Produktionsfortschritten benötigt man jedes Jahr eine geringere Menge an Arbeit, um die gleiche Menge an Gütern herzustellen. Um das Niveau an Arbeit zu halten, muß man also jedes Jahr mehr produzieren. Und das genau ist Wirtschaftswachstum.
Zitat
Von den überflüssigen trennen sie sich im Moment sowieso alle, also gehen wir mal davon aus, das um das volkswirtschaftliche Produktionsniveau zu halten noch einmal ein Einschnitt von 1 Mio Leuten möglich ist, der durch Produktivitätsgewinne wettgemacht werden kann. Der Arbeitmarkt verliert in den nächsten 15 Jahren aber die Jahrgänge 1940 bis 1955 also circa 15 Mio Leute (minus diejenigen die ohnehin schon in der Dauerarbeitslosigkeit stecken, minus die die dem Arbeitsmarkt sowieso nicht zur Verfügung standen). Dafür wachsen aus dem unteren Bereich ungefähr 7,5 Mio nach. Naja selbst wenn man damit rechnet das nur die Hälfte im Erwerbsleben stand, gleicht der Zuwachs nur unter der Voraussetzung das ALLE Neuzugänge auch in das Erwerbsleben eintreten die Verluste leicht positiv aus.
Du unterschätzt ein wenig die Dynamik des Prozesses. In einer globalisierten Wirtschaft können leicht ganze Wirtschaftszweige wegbrechen. Man kann einfach nicht sagen, dass "die überflüssigen weg sind". Ich halte das für eine zynische Beleidigung für die Arbeitslosen in diesem Land. Vielmehr wird ihnen die Chance genommen, berufliche Erfahrung zu sammeln, um den Wert ihrer Arbeit zu steigern.
Zitat
Rechnet man mit der aktuellen Verteilung von ungefähr 60 Erwerbstätigen pro 100 Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter, dann hast du einen Verlust von ca. 3 Mio. Bei einer aktuellen Arbeitslosenzahl von 5 mio + 1 mio dazu und einer reinen Fortschreibung der aktuellen Beschäftigungszahlen hast du dann eine Abnahme der absoluten Arbeitslosenzahlen um 3 Mio. 
Schon wieder eine statische Analyse. Erstens zweifele ich die Zahl von 60% Erwerbstätiger an der Gesamtbev. stark an und zweitens ist dieser Wert in den letzten 20 Jahren deutlich gesunken.
Zitat
Schreib das noch einmal 10 Jahre fort und lass die richtig Geburtenstarken Jahrgänge 1956 bis 1965 auch noch abtreten und du bekommst ein Irrsinniges Bild.
Das ist die Politik des Aussitzens und weiter-so. Ich halte davon überhaupt nichts. Aufgrund realer dynamischer Entwicklungen, können wir uns das einfach nicht leisten.
Zitat
In der Folge dieser Entwicklung gibt es mehrere mögliche Auswirkungen.
- Unser Bruttosozialprodukt schrumpft in gleichem Maße weil einfach nicht genug Produzenten da sind -> dann bleibt die Arbeitslosigkeit auf dem gleichen Niveau wie jetzt oder erhöht sich sogar noch
Was meinst du mit Produzenten? Leute, die den Produktionsfaktor Arbeit bereitstellen? Wenn sich die Anbieter des Produktionsfaktors Arbeit aufgrund der demographischen Entwicklung sinken, dann werden die verbliebenen Anbieter eine für sie günstigere Marktsituation vorfinden.
Zitat
- Der Wettbewerb um die Arbeitnehmer nimmt zu -> die Folgen habe ich bereits beschrieben.
Wenn der Wettbewerb um die Arbeitnehmer angeblich zunimmt, führt dies zu weniger Arbeitslosigkeit. Ich glaub allerdings, dass wir einen globalen Markt haben und da gibt es eben genug Arbeitnehmer.
Zitat
- Die Renten sind nicht sicher (Egal was uns Merkel nach ihrer Wahl oder Stoiber oder Nobby Blüm wieder erzählen werden)
Stimmt. Aber für deine eigenen Probleme scheinst du eine realistischere Sicht zu haben als für die der jungen Generation, deren Probleme sich "von alleine lösen".
Zitat
Fakt 4. Die USA fianzieren ihren kompletten Haushalt auf Pump.
Die USA hatte in den letzten Jahren eine staatliche Neuverschuldung von zwischen 4 und 5%. Die deutsche liegt bei ca. 3.5%. Wie G. schon sehr richtig bemerkt hat, haben die USA gezeigt, dass sie in der Lage sind, das Vorzeichen ihrer staatlichen Haushaltsbilanz prompt umkehren können. Ein Großteil des Haushaltsdefizites wird durch Aktivitäten in Nahost verursacht. Dies kann schneller wieder zurückgefahren werden als Sozialausgaben.
Zitat
Es ist nur eine Frage der Zeit und die Finanzwelt sieht das in Teilen genauso, wann diese Blase platzen muss.
Das mit der Blase ist ein bischen anders. Auf der Konsumseite der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der USA ist nicht der staatliche Konsum, sondern der andere Teil, der private Konsum auffällig. US-Bürger haben eine sehr geringe Sparquote. Dies hat zur Folge, dass private Investoren und der Staat nicht auf inländische Sparmittel zurückgreifen können, sondern auf externe Finanzierung angewiesen sind. Dies wird auch von vornhemlich ostasiatischen Investoren bereitwillig zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug akzeptieren die USA einen stark unterbewerteten Yuan und einen ebenfalls unterbewerteten Yen. Dies fördert v.a. die expandierende chinesische Exportwirtschaft und zerstört Arbeitsplätze in den USA.
Der starke Strom von Investitionen aus Ostasien nach den USA führt dazu, dass denen immer mehr Aktiva in den USA gehören. Dafür bekommen die Ostasiaten natürlich in Zukunft Zinsen. Die Amis bekommen also gegenwärtige Mittel für den Konsum und verzichten dagegen auf zukünftige Mittel für den Konsum. Man kann hier also nicht von "Imperialismus" sprechen.

Es gab in den letzten Jahren ein paar mal vorsichtige Ankündigungen von einzelnen asiatischen Staatsvertretern, dass sie sich aus den US-Investitionen zurückziehen möchten. Dies hat zu massiven Turbulenzen auf den Börsen geführt. Und die Asiaten haben sich dann schnell zurückgezogen.

Dieses geschilderte Ungleichgewicht ist natürlich nicht unproblematisch. Gleichzeitig gelingt es der USA aber, eine Gesellschaft zu sein, die starke Produktionssteigerungen erreicht (Brutto Inlands Produkt).

Zitat
Und wenn ich den einen Link zu dem Beitrag dieses Profs finde dann poste ich den auch
Ach. Der schreibt nur aus Karrieregründen. Trust me  ;D (Ironie)

Offline Thomas Schulte

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #33 am: 16.06.05 - 11:18:35 »
@axel
Ich gebs generell auf. Du liest was dir passt interpretierst was du willst und gehst auf Aussagen nicht ein.
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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #34 am: 16.06.05 - 13:17:33 »
Das ist auch eine Art, um seine Sicht weiterhin für besonders tiefsinnig zu halten.

Offline Thomas Schulte

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #35 am: 16.06.05 - 13:25:15 »
 >:(
Man sollte nicht immer von sich auf andere schließen
Thomas Schulte

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #36 am: 16.06.05 - 15:29:34 »
Ich behaupte, dass in einer offenen Volkswirtschaft (offen heisst: viel Export/Import, intern. Kapitalströme) etc. die Korrelation zwischen demographischer Entwicklung und Arbeitslosenzahl nicht besonders hoch ist.
Sie war es einfach nicht. Die geburtenstärksten Jahrgänge sind afaik zwischen 1960 und 1965 geboren und schon längst in den Arbeitsmarkt eingetreten.
Wir haben also abnehmende Zahlen von "Neueinsteigern" in den Arbeitsmarkt.
Trotzdem sind wir in der Zeit des ökologischen Sozialismus in die schlimmste Massenarbeitslosigkeit seit den 30er Jahren geraten.

Offline Gandhi

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #37 am: 16.06.05 - 15:47:19 »
Das mit den offenen und geschlossenen Systemen ist eben genau das Problem, dass ich z.B. mit der gegenwärtigen Gewerkschaftsdebatten habe.
Wenn in einem geschlossenen System das Angebot sinkt (z.B. Arbeitskräfte) wird bei konstanter Nachfrage tatsächlich der Preis von dem Angebotenen steigen bzw. dieses zu einem größeren Prozentsatz angenommen.
Für ein offenes System sieht das schon wieder ganz anders aus: Ist das Angebot zu teuer wandert die Nachfrage ganz einfach in das nächste verbundene System. Und verbunden sind wir z.Zt. mit jedem System - ausgenommen solche Exoten wie Nord-Korea.

Wenn das verstanden wurde kann man nicht mehr ernsthaft mit der aktuellen Demografie antworten oder behaupten kürzere Arbeitszeiten in D brächten auch mehr Erwerbstätige in D. Das ist m.E. eine fatale Fehleinschätzung.

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #38 am: 16.06.05 - 23:08:15 »
nicht nur mit offenen Systemen, sondern zusätzlich so Sachen, dass in einer alternden Gesellschaft für eine gewisse Zeit weniger Neto-Lohn übrigbleibt, da mehr Transfers an die Rentenkasse überwiesen werden müssen.

Der Grund warum ich so emotional werde bei so Beiträgen wie von Thomas Schulte (nicht persönlich gemeint) ist die Tatsache, dass es in den letzten 30 Jahren immer einen Professor mit einer "kritischen" Studie in der Schublade, die zeigte, dass "sich die Probleme von selber lösen werden".

Axel

 

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