@Thomas Schulte: Neokapitalistisch? Heisst das nicht Neoliberal? Neokapitalistisch lehne ich ab, weil ich Kapitalist als despektierlichen Begriff ansehe und ausserdem lebe ich persönlich von dem in ziemlich starken Dosen eingesetzten Produktionsfaktor Arbeit, den ich auch ständig durch Weiterbildung pflege.
Neoliberalismus verstehe ich als Begriff nicht. Was hat neo mit in der Praxis gut erprobten Theorien zu tun, die 250 Jahre alt sind?
Und bitte "soziale Verantwortung der Großindustrie"? Der globale Wettbewerb ist für diese Unternehmen echt sehr real. Die müssen selber kämpfen. Momentan sind eben die Kapitalrenditen aller globalen Unternehmen höher als früher, eben weil plötzlich wesentlich mehr weltmarktfähige Arbeitskraft zur Verfügung steht, während sich Kapital langsam akkumuliert.
Es hört sich vielleicht auf dem ersten Blick toll an von wegen neben Gewinn eben noch soziale Verantwortung. Meiner Meinung nach funktioniert aber so die Wirtschaft nicht. Das ist gar nicht ihre Aufgabe. Sie bilden dann Leute aus, wenn sie davon ausgehen, dass die Leute mit diesem Wissen einen Nutzen stiften, der höher ist als die Ausbildungskosten. Wenn sie Leute einfach so aus Freundlichkeit ausbilden, produzieren sie vielleicht zukünftige Arbeitslose.
Die Ergebnisse von Wirtschaftswissenschaftliche Ex ante Studien (Facharbeitermangel in 5 Jahren) treten übrigens in der Realität nicht unbedingt ein. Es gibt immer zu viele Faktoren, die den Verlauf der Wirtschaft bestimmen als das diese Ergebnisse wirklich zuverlässig sind. Schön wärs ja.
In der Fakultät, wo ich ausgebildet wurde, hiess es übrigens: "Solidarprinzip? Das ist wenn die warme Hand des einen in die Tasche des anderen greift." Find ich übrigens auch ein bischen extrem.
Wenn die Industrie keine Ausbildung mehr leisten kann oder will - dann muss es eben der Staat tun.
Haben sie doch getan. ABM-Stellen und das war in vielen Bereichen nicht sehr konstruktiv in Hinblick auf Eingliederung in den realen Arbeitsmarkt.
Nur "der" Wirtschaft etwas vorzuwerfen leuchtet mir nicht ein. "Die" Wirtschaft sind ja eine Menge an autonomen Einheiten, die eher konkurrieren als zusammenarbeiten.
Nur immer zu lamentieren, rumdiskutieren und die Probleme benennen bringt eben nix. Es ist Zeit für konkrete Vorschläge. Und die können im Zweifel auch relativ radikal sein.
Deutsche Manager bekommen sind ja zur Zeit im Ausland auch nicht besonders angesehen. Einzelne Leute auf Javaranch, die in Deutschland als Ausländer gearbeitet waren, äußerten sich auch des öfteren stark enttäuscht.
Hauptkritikpunkt: Schnöseltum und Machtgehabe
Das deckt sich mit meinen Erfahrungen mit sicher nicht allen, aber schon einigen Organisationen hier.
Ich hatte zeitweilig das Gefühl, dass die Krise mehr machtorientierte, kompetenzbefreite und simplifizierende Formeln-which-does-not-work verkündende Typen im Management gefördert hat. Aber mittelfristig wohl doch nicht.
Was ich erschreckend finde, ist der Gleichmut mit dem hingenommen wird, dass "sowieso nichts klappt". Das ist nämlich nicht hingenommen. Wenn etwas nicht funktioniert, muß man das eben ständig verbessern und zur Not auch erstmal ein bischen radikal erscheinende Wege gehen. Länder wie Schweden, Dänemark, Japan und die USA schaffen es ja auch irgendwie. Dieses Achselzucken und Lachen find ich jedenfalls völlig fehl am Platz.
Man muß sich auch davon verabschieden, dass jede Maßnahme "gerecht" sein muß. Z.B. hat Ehrhardts Währungsreform massivst Sparguthaben von kleinen Leuten zerstört und bestimmte halbseidende Gestalten konnten in der Zeit in sehr kurzer Zeit ein gewaltiges Vermögen machen.
Wir müssen uns davon verabschieden, zu glauben, dass wir mit diskutieren den perfekten Weg finden. Wirtschaftspolitik ist eben auch ein Entdeckungsverfahren, in dem sowieso immer ständig Fehler gemacht werden.
Axel