Autor Thema: Mein Zitat des Tages  (Gelesen 10596 mal)

Offline Gandhi

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Mein Zitat des Tages
« am: 14.06.05 - 08:17:49 »
von Josef Ackermann aus dem Spiegel

"Wir sind bereit, in allen Märkten, in denen wir schon vertreten sind, und auch in neuen Märkten Banken zu übernehmen, etwa in den potenzialstarken Schwellenländern." Dies schließe "selbstverständlich" Deutschland mit ein.

So. Jetzt sind wir aus Sicht des Schweizers also schon ein Schwellenland.  ??? Schwelle zu was  :-:

Ach ja :  ;)
Der "Wenn ich" und der "Hätt' ich" das sind zwei arme Leut'
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Glombi

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #1 am: 14.06.05 - 09:18:56 »
von Josef Ackermann aus dem Spiegel
So. Jetzt sind wir aus Sicht des Schweizers also schon ein Schwellenland.  ??? Schwelle zu was  :-:
Wir befinden uns wahrscheinlich an der Schwelle zur Zweitklassigkeit, wie soviele (bspw. Politiker) uns einreden wollen.

Andreas

Marinero Atlántico

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #2 am: 14.06.05 - 10:28:30 »
Man kann das nicht so global sehen. In bestimmten Bereichen (bestimmte Sektoren des Maschinenbaus, Krötentunnel, Windkrafträder, Vergangenheitsbewältigung) sehe ich uns ziemlich weit vorne.

In anderen Bereichen können wir uns mit vielen Schwellenländern einfach nicht vergleichen, da diese uns hoch überlegen sind. Z.B.
- Effektivität, Realismus und handwerkliche Sauberkeit von wirtschaftspolitischen Maßnahmen.
- Kontrolle über Staatsfinanzen.
- Flexibilität des Arbeitsmarktes
Da sehe ich uns zur Zeit auf einem Niveau mit Ländern wie Rußland, Frankreich, Uganda oder Guatemala. Aber doch noch vor Peru, Bolivien und Albanien.

Deutschland gilt als überbankt, so dass gewisse Zusammenlegungen in diesem Sektor sicher Sinn machen und sowieso im Gange sind (etwa Fusionen von Genossenschaftlichen Banken und Sparkassen).

Glombi

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #3 am: 14.06.05 - 11:10:14 »
Wo wir aber einsame Spitze sind, ist unsere Steuergesetzgebung. Das macht uns keiner nach. Ich denke, ab September wird dann alles anders  ;D

Hier ein lustiger Artikel über unsere tolle Gewerbesteuer:
http://www.manager-magazin.de/unternehmen/mittelstand/0,2828,360252,00.html

Dagegen ist die Relativitätstheorie doch relativ simpel...

Andreas

Offline koehlerbv

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #4 am: 14.06.05 - 11:22:01 »
Zitat
"Wir sind bereit, in allen Märkten, in denen wir schon vertreten sind, und auch in neuen Märkten Banken zu übernehmen, etwa in den potenzialstarken Schwellenländern." Dies schließe "selbstverständlich" Deutschland mit ein.

Das ist aber kein Zitat von Ackermann, sondern des SPIEGEL. Mich mahnt das mal wieder zum vorsichtigen Umgang mit der Presse  ;)

Bernhard

Glombi

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #5 am: 14.06.05 - 11:37:55 »
Der Spiegel hat da vom Handelsblatt abgeschrieben.
Hier ist das Interview
http://www.handelsblatt.de/pshb/fn/relhbi/sfn/buildhbi/artpage/0/cn/GoArt!200012,200039,912257/SH/0/depot/0/index.html

Ackermann meint natürlich nicht, dass Deutschland ein Schwellenland ist. Aber so ist das eben immer mit Zitaten.

Andreas

Offline Gandhi

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #6 am: 14.06.05 - 14:41:14 »
Zitat
Ich denke, ab September wird dann alles anders
Mir schwant, dass anders nicht besser sein muss... >:D
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Glombi

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #7 am: 14.06.05 - 14:54:06 »
Nun, es kommt darauf an,...
- ob es im September eine Wahl gibt (ich schätze zu 50% wahrscheinlich)
- ob die CDU/CSU ggf. mit Anhängsel FDP die Mehrheit hat (ich schätze zu 75% wahrscheinlich)
- ob Herr Merz sich mit seinem Bierdeckel durchsetzt (ich schätze zu 1% wahrscheinlich)
- wie groß dann der Bierdeckel ist

Andreas

Offline Gandhi

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #8 am: 14.06.05 - 15:23:27 »
In meiner Jugend gab es ein Lokal (eigentlich mehrere), da hatten Stammgäste einen Deckel, dass heißt, man ließ anschreiben und zahlte dann irgendwann (oder auch nicht).

Insofern finde ich generell den Bierdeckel als Metapher problematisch:

Während eine Steuerreform in einer Kneipe ausgemacht wurde, kam ein Deckel bisher unahnbaren Ausmasses zustande. Während nun die breite Masse diesen Deckel abzahlen muss tanzen die üblichen Verdächtigen die Politik eben auf diesem Bierdeckel aus.

Merke:

In einer Kneipe (wo sonst könnte man auf Bierdeckel kommen) macht man keine Steuerpolitik.
Je größer der Deckel, um so höher die Rechnung.
Je größer der Deckel, um so wahrscheinlicher, dass der Wirt beschissen wird.
Je größer der Deckel, um so leichter können die Spezialisten den Wirt auf dem Deckel austanzen (wie man unter Fußballern sagt).

Ich fürchte jedoch, dass wird ein Deckel, der so groß ist, dass man alle in einem Jahr in Deutschland getrunkenen Biere auf einmal draufstellen kann.

Prost!
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Marinero Atlántico

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #9 am: 14.06.05 - 15:58:07 »
Meine Prognose:
Im September wird es eine Wahl geben.
Es werden immerhin 38% der Bundesbürger den Angstwahlkampf der postmodernistischen konzeptfreien und machtsüchtigen Fischers und Schröders auf den Leim gehen.

Danach hoffe ich, dass die Merkel-Regierung entschlossen einfache und effektive Reformen durchsetzt.
Und dabei möglichst wenig auf das Geschrei der Straße und dem Rumgelaber der Fernsehstudios hört.

Wenn es dagegen so weiter geht wie bisher, wird es immer schlimmer und wir haben irgendwann wirklich eine Staatskrise.
Die permanent völlig aus dem Ruder gelaufene staatliche Neuverschuldung sowie die Arbeitslosenzahlen sind jedenfalls fundamentale Daten, die unsere Gesellschaft auf Dauer nicht aushält.

In 4 Jahren wird es dann deutlich über 50% ein wenig besser gehen als jetzt, so dass eine weiter ideologisierte SPD unter Führung A. Nahle sowieso keine Chance hat.
Die im Grunde völlig unnötige und in anderen Ländern so nicht existierende Partei der Grünen wird leider überleben, so fürchte ich. Sie bedienen weit verbreitete romantische und anti-rationalistische Befindlichkeiten eines Teiles des deutschen Bildungsbürgertums.

Erfolgreiche Reformer agierten entweder in einem Umfeld, wo eine sehr große Mehrheit das vorherige als völligen Scherbenhaufen perzepierten (Deng Ziao Ping 1976, Ronald Reagan 1980). Dies ist hier leider nicht der Fall. 
Oder sie besassen eine starke Bereitschaft gegen die Befindlichkeit der Bevölkerung zu regieren: eine schwedische Regierung um 1994, Hernan Büchi in Chile 1982(wobei diskutieren unter Pinochet eh nicht so angesagt war) und Margaret Thatcher (am Anfang getragen durch den militärischen Erfolg gegen die widerrechtliche Besetzung der Falkland-Inseln durch eine völlig ziellose argentinische Militärregierung, die mit der Besetzung erfolgreich irrationale patriotische Gefühle der eigenen Bevölkerung weckte).

Axel
« Letzte Änderung: 14.06.05 - 16:19:56 von Marinero Atlántico »

Offline Gandhi

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #10 am: 14.06.05 - 16:05:17 »
Ich persönlich habe weniger Angst, dass Schröder/Fischer erhalten bleiben - die sind wohl bald weg.

Zitat
Danach hoffe ich, dass die Merkel-Regierung entschlossen einfache und effektive Reformen durchsetzt.

Eher Angst habe ich davor, dass bestimmte Kreise in der Union einfache und effektive Reformen verhindern.  Die Oppositionsparteien sind nun mal auch nicht ganz unschuldig am aktuellen Status Quo und haben ihre Reformunfähigkeiten unter Kohl auch schon ausgiebig bewiesen....Die haben genauso verbohrte Verteilungspolitiker und Lobbyisten in ihren Reihen, wie die Regierungsparteien.

Ich hoffe einfach mal auf die Vernunft...
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Marinero Atlántico

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #11 am: 14.06.05 - 16:27:07 »
Naja. Wir brauchen einfach jemanden (oder eine Gruppe von Leuten), die sich ausserhalb des Ganzen stellen. So wird es jedenfalls immer schlimmer.
Die Angstmacher Schröder/Fischer werden vor "Thatcherismus" warnen.
Die Durchblickprofis aus dem Bausparverein werden zustimmend wissend nicken.
Die Frau hat Memoiren geschrieben. Ich les grad den ersten Teil.
« Letzte Änderung: 14.06.05 - 16:32:07 von Marinero Atlántico »

Offline pd

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #12 am: 14.06.05 - 16:43:49 »
Wieso eigentlich Deckel, der ist doch unterm Glas... Deckel vom Tisch?!  :-:

Ich tippe auf folgendes Szenario:

WASG wird der Schnellstarter und Durchbrecher, von 0 auf unglaubliche 15%. Zu Lasten von FDP und Grüne, die fliegen raus, nerven somit nicht mehr mit dem Rumgezicke "Ich will auch mal kucken..."
CDU und SPD kommen jeweils knapp über 30% der eine mehr der andere weniger knapp. Beide wollen keine Koalition mit WASG, wer will schon den Lafontaine oder den Gysi in ein Ministeramt setzen.

Also gibt:... die große Koalition. Und jetzt kann leider nicht mehr der eine den anderen ausbremsen...


Wär doch mal ein Versuch! CDU hats nicht wirklich dolle gemacht und SPD die letzten Jahre nicht besser... Minus mal Minus gibt ja immerhin Plus ;-)


grins, Patrick
<antik>Patrick  Gold Platin u.s.w. member:) nur in Sachen Fragenstellen, Infrastruktur und Offtopic ;-) Domino R6 6.5.6 FP2 Server - Notes 6 (6.5.5) Clients</antik>
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Offline Gandhi

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #13 am: 14.06.05 - 16:53:46 »
Ich bin ja eigentlich dafür die Monarchie wieder einzuführen. Gab es da nicht neulich so einen Hohenzollernprinzen im Fernsehen, der auf dem Rummelplatz gejobbt hat  ;D ?
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Offline Thomas Schulte

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #14 am: 14.06.05 - 17:14:21 »
Oder die Notarielle Zielfestlegung für die entsprechende Amtsperiode (nicht mehr als 3 Mio Arbeitslose) mit anschließender öffentlicher Verhandlung am Ende dieser Periode und einem entsprechenden Maßnahmenkatalog bei Erfüllung bzw. Nichterfüllung der abhängig von der Über- bzw. Unterschreitung des entsprechenden Zieles Belohnungen bzw körperliche Strafen nach sich zieht. Von Rest des Lebens auf einer Südseeinsel in Rente, bis hin zu Kopf ab.

Es funktioniert allerdings nur wenn, solange die Amtsperiode dauert, NIEMAND den Regierenden in Ihre Aufgabe reinreden kann/darf.
In der Folge führt das zur Abschaffung des Bundestages, des Bundesrates und der Landtage, Gemeinderäte und aller anderen Laberorganisationen der Demokratie. Mithin zu einer Menge Einsparungen seitens der öffentlichen Hand und damit zu niedrigeren Steuern, was wiederum einen positiven Effekt auf die Wirtschaftsentwicklung hat.
Außerdem müssen die Lobbyisten sich nur noch mit einzelnen Personen beschäftigen was ebenfalls zu Einsparungen bei der Wirtschaft führt die direkt in höhere Gewinne münden die wiederum auch für einen positiven Effekt bei der Wirtschaftentwicklung und beim Steueraufkommen sorgen.

Ha!!!! Stein der Weisen gefunden. Jetzt muss nur noch jemand den Job übernehmen.

 8) Coole (eehh kühle) Grüße von hier

P.S.
Der oben stehende Text ist SATIRE.
(Muss ich jetzt schreiben bevor jemand auf den Gedanken kommt und mich wegen Volksverhetzung verklagt).
« Letzte Änderung: 15.06.05 - 08:27:33 von Thomas Schulte »
Thomas Schulte

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #15 am: 14.06.05 - 23:40:11 »
wieso Satire?
Wenn weiter jede Reform in einem handwerklichen Desaster endet, halte ich das für eine Option.
Wenn unter der Merkel-Regierung sich ebenfalls keine Zukunftsperspektive für weite Bevölkerungsschichten öffnet, stehen uns spannende Zeiten bevor.
Bin zwar kein Demokratie-Freak, halte das aber für die beste Regierungsform. Wenn aber weiter so schnöselig damit umgegangen wird, nicht unbedingt.
« Letzte Änderung: 15.06.05 - 00:25:38 von Marinero Atlántico »

Offline Thomas Schulte

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #16 am: 15.06.05 - 08:40:27 »
Spannend ist gar kein Ausdruck. Wenn in einer bayerischen Hauptschule in einer Stadt wie Bamberg in den diesjährigen Abschlussklassen von 96 Schülern gerade einmal 28 einen Ausbildungsvertrag haben und der Rest bis zu 80 Bewerbungen verschickt hat auf die nur Absagen gekommen sind, dann kannst du dir ungefähr ausrechnen wo das hinläuft. Wir (die Gesellschaft) desozialisieren gerade eine ganze Generation. Ich freu mich schon darauf wenn dann Jugendbanden im Regierungsbezirk von Berlin marodieren.
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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #17 am: 15.06.05 - 09:13:13 »
Interessant. Da wird Staat an allen Orten aufgebaut - nur im Bereich Ausbildung nicht.
Meines Wissens ist etwas wie die deusche Lehre im Ausland weitgehend unbekannt. Da gibt es Colleges für quasi alle Berufe - eben auch für Krankenschwestern, Köche etc.

Wenn die Industrie keine Ausbildung mehr leisten kann oder will - dann muss es eben der Staat tun. Die Folgen des Nichtstun sind jedenfalls - wie schon gesagt - fatal. Wenn einer Generation keine Chancen für die Zukunft eingeräumt werden, bin ich doch ganz froh nicht ganz abhängig vom Standort Deutschland zu sein.

Das Verständnis von Ausbildung hat sich schon ein paar mal gewendet. Zunächst musste mal Lehrgeld bezahlt werden, zwischenzeitlich wurde  und wird mehr oder weniger viel Geld dafür bezahlt sich ausbilden zu lassen - scheinbar läuft das jetzt bald wieder auf Lehrgeld hinaus.

Würde mich ja mal interessieren, was die Unternehmen sagen, die nicht mehr ausbilden. Vermutlich, dass es ihnen so schlecht geht, dass sie es sich nicht mehr leisten können. Das sie so wenig Sicherheit in der Zukunft für sich selbst sehen, dass es aus ihrer Sicht keinen Sinn macht. Dass die Lehrlinge, die sie bekommen zu ungebildet sind und somit nicht für die weitere 'Verwendung' taugen.

Da waren sie wieder die 3 Probleme Deutschlands.
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Offline Thomas Schulte

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #18 am: 15.06.05 - 10:35:04 »
etwas wie die deusche Lehre im Ausland weitgehend unbekannt
Das stimmt so nicht ganz. Die Art der Dualen Ausbildung wie sie bei uns praktiziert wird ist weitgehend unbekannt. Eine Lehre gibt es aber auch in anderen Ländern nur ist sie dort nicht immer so klar definiert. Diese Form der Facharbeiter Ausbildung in Deutschland ist übrigens ein Grund dafür warum es immer noch Firmen gibt die tatsächlich auf den Standort Deutschland setzen. Siehe hier. Und warum "Made in Gernamy" weltweit immer noch einen sehr guten Ruf hat.

Wenn die Industrie keine Ausbildung mehr leisten kann oder will - dann muss es eben der Staat tun.
Tut er doch. Sogar ganz massiv, nur nützt in diesem Fall der Ruf nach dem Staat nichts, denn wenn diese "Kinder" dann aus den M-Klassen, dem Förderjahr, der nicht Betrieblichen Ausbildung (Wie das heist muss ich glatt noch einmal nachschauen) rauskommen hat sich, außer das sie bis zu drei Jahre älter sind, nichts an ihrer Situation geändert. Im Gegenteil die Wut die sich da aufstaut, weil sie kein Geld haben um sich in unserer tollen Konsumwelt die verlockenden Angebote leisten zu können, ist um einiges gestiegen.

scheinbar läuft das jetzt bald wieder auf Lehrgeld hinaus.
Da haben sich Unternehmen die jetzt darauf spekulieren wollen würden aber gewaltig geschnitten. 
Fakt ist, und das hat ein renommierter Wirtschaftwissenschaftler erst vor kurzen in einem stinklangweiligen (Reden kann der Mann wirklich nicht aber logisch denken) Vortrag, der auf BR-Alpha gesendet wurde, aufgezeigt, das ALLE Unternehmen in Deutschland in den nächsten fünfzehn Jahren in einen erheblich verschärften Wettbewerb um entsprechend ausgebildete Facharbeiter treten werden. Das liegt einfach an der Demographischen Entwicklung und ist durch keine wie auch immer geartete Maßnahme aufzuhalten.
Das heist konkret, das ähnlich wie von 1998 - 2000 in der IT Branche, wohl Kopfprämien gezahlt werden nur damit überhaupt noch jemand für eine Firma arbeitet, oder damit jemand überredet wird zu einer anderen Firma zu wechseln. Da es aber dann mangels Ausbildung durch eben diese Unternehmen keine Facharbeiter mehr geben wird, kann sich jeder vorstellen was das heist.

Würde mich ja mal interessieren, was die Unternehmen sagen, die nicht mehr ausbilden. Vermutlich, dass es ihnen so schlecht geht, dass sie es sich nicht mehr leisten können. Das sie so wenig Sicherheit in der Zukunft für sich selbst sehen, dass es aus ihrer Sicht keinen Sinn macht. Dass die Lehrlinge, die sie bekommen zu ungebildet sind und somit nicht für die weitere 'Verwendung' taugen.
Das ist in der Tat mittlerweile ein Selektionskriterium. So gibt es zum Beispiel heute bereits Anzeigen in denen Auszubildende für Jobs gesucht werden die früher klassische Bereiche für Hauptschüler waren, z.B. KFZ-Mechaniker, in denen ganz klar die M-Klassen Abschlüsse (so eine Art Mittlere Reife der Hauptschule) und der Quali als Nichteinstellungsfaktor genannt werden. nur werden sich genau diese Unternehmen in näherer Zukunft in den Allerwertesten beissen, wenn keine Leute mit den entsprechenden Qualifikationen zur Verfügung stehen. Dumm nur das man die Personen die heute für diese Entscheidungen verantwortlich sind dann nicht belangen kann.

Auch wenn Axel jetzt wieder mit seiner Neokapitalistischen Sicht kommt. Es fehlt ganz einfach am "gesellschaftlichen Verantwortungsbewusstsein" weiter Teile unserer Großindustrie. Da liegt unter anderem der Hase auch im Pfeffer und nicht nur bei einer verkorksten und verfehlten Sozialpolitik der letzten 30 Jahre (sowohl von den SCHWARZEN als auch von den ROTEN), oder bei den Gewerkschaften die mit ihrer Forderung nach Teilhabe der Arbeitnehmer an den Gewinnen die sie mit erwirtschaften in den 70'er und 80'er Jahren einige Male weit über das Ziel hinausgeschossen sind.
Thomas Schulte

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Re: Mein Zitat des Tages
« Antwort #19 am: 15.06.05 - 11:09:13 »
@Thomas Schulte: Neokapitalistisch? Heisst das nicht Neoliberal? Neokapitalistisch lehne ich ab, weil ich Kapitalist als despektierlichen Begriff ansehe und ausserdem lebe ich persönlich von dem in ziemlich starken Dosen eingesetzten Produktionsfaktor Arbeit, den ich auch ständig durch Weiterbildung pflege.
Neoliberalismus verstehe ich als Begriff nicht. Was hat neo mit in der Praxis gut erprobten Theorien zu tun, die 250 Jahre alt sind?

Und bitte "soziale Verantwortung der Großindustrie"? Der globale Wettbewerb ist für diese Unternehmen echt sehr real. Die müssen selber kämpfen. Momentan sind eben die Kapitalrenditen aller globalen Unternehmen höher als früher, eben weil plötzlich wesentlich mehr weltmarktfähige Arbeitskraft zur Verfügung steht, während sich Kapital langsam akkumuliert.
Es hört sich vielleicht auf dem ersten Blick toll an von wegen neben Gewinn eben noch soziale Verantwortung. Meiner Meinung nach funktioniert aber so die Wirtschaft nicht. Das ist gar nicht ihre Aufgabe. Sie bilden dann Leute aus, wenn sie davon ausgehen, dass die Leute mit diesem Wissen einen Nutzen stiften, der höher ist als die Ausbildungskosten. Wenn sie Leute einfach so aus Freundlichkeit ausbilden, produzieren sie vielleicht zukünftige Arbeitslose.
Die Ergebnisse von Wirtschaftswissenschaftliche Ex ante Studien (Facharbeitermangel in 5 Jahren) treten übrigens in der Realität nicht unbedingt ein. Es gibt immer zu viele Faktoren, die den Verlauf der Wirtschaft bestimmen als das diese Ergebnisse wirklich zuverlässig sind. Schön wärs ja.

In der Fakultät, wo ich ausgebildet wurde, hiess es übrigens: "Solidarprinzip? Das ist wenn die warme Hand des einen in die Tasche des anderen greift." Find ich übrigens auch ein bischen extrem.

 
Wenn die Industrie keine Ausbildung mehr leisten kann oder will - dann muss es eben der Staat tun.
Haben sie doch getan. ABM-Stellen und das war in vielen Bereichen nicht sehr konstruktiv in Hinblick auf Eingliederung in den realen Arbeitsmarkt.
Nur "der" Wirtschaft etwas vorzuwerfen leuchtet mir nicht ein. "Die" Wirtschaft sind ja eine Menge an autonomen Einheiten, die eher konkurrieren als zusammenarbeiten.

Nur immer zu lamentieren, rumdiskutieren und die Probleme benennen bringt eben nix. Es ist Zeit für konkrete Vorschläge. Und die können im Zweifel auch relativ radikal sein.

Deutsche Manager bekommen sind ja zur Zeit im Ausland auch nicht besonders angesehen. Einzelne Leute auf Javaranch, die in Deutschland als Ausländer gearbeitet waren, äußerten sich auch des öfteren stark enttäuscht.
Hauptkritikpunkt: Schnöseltum und Machtgehabe
Das deckt sich mit meinen Erfahrungen mit sicher nicht allen, aber schon einigen Organisationen hier.
Ich hatte zeitweilig das Gefühl, dass die Krise mehr machtorientierte, kompetenzbefreite und simplifizierende Formeln-which-does-not-work verkündende Typen im Management gefördert hat. Aber mittelfristig wohl doch nicht.

Was ich erschreckend finde, ist der Gleichmut mit dem hingenommen wird, dass "sowieso nichts klappt". Das ist nämlich nicht hingenommen. Wenn etwas nicht funktioniert, muß man das eben ständig verbessern und zur Not auch erstmal ein bischen radikal erscheinende Wege gehen. Länder wie Schweden, Dänemark, Japan und die USA schaffen es ja auch irgendwie. Dieses Achselzucken und Lachen find ich jedenfalls völlig fehl am Platz.

Man muß sich auch davon verabschieden, dass jede Maßnahme "gerecht" sein muß. Z.B. hat Ehrhardts Währungsreform massivst Sparguthaben von kleinen Leuten zerstört und bestimmte halbseidende Gestalten konnten in der Zeit in sehr kurzer Zeit ein gewaltiges Vermögen machen.
Wir müssen uns davon verabschieden, zu glauben, dass wir mit diskutieren den perfekten Weg finden. Wirtschaftspolitik ist eben auch ein Entdeckungsverfahren, in dem sowieso immer ständig Fehler gemacht werden.

Axel

 

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