Aber es ist doch die Frage, wie lange man da mitmachen kann....
Das J2EE Tutorial von Sun ist 1500 Seiten stark. Wenn man das durcharbeitet braucht man ein halbes Jahr und ist dann noch nicht mal wirklich fortgeschritten.
Das hört sich schlimmer an als es ist. Und geht nur nach und nach. Wenn Java, dann nur strukturiert. Irgendwann liest sich das dann alles problemlos. Dann sind 1500 Seiten nicht soviel. Und in dem Tutorial ist alles drin. Das braucht man für einzelnes Projekt alles gar nicht.
Ich hatte im November die Axis-Webservices in 2 Wochen up and running und hatte vorher nur schwammiges theoretisches Wissen darüber.
Inzwischen haben wir quasi vergessen, dass da Axis Webservices laufen. Die funktionieren einfach. Die Notes-Teile und die Plain Old Java Classes machten viel mehr Arbeit.
Das Problem ist, dass die Fortbildung immer mehr Zeit im Verhältnis zur produktiven Zeit einnimmt. Willst Du in Java gut sein (und am Ende auch noch in Foren aktiv etc.) würde ich mindestens 10 Stunden pro Woche für Lernen ansetzen. Mindestens. Ist aber auch nur eine Schätzung von mir, da ja selbst nur Java-Theoretiker und Beobachter.
Bücher sind für mich wichtiger als Foren und Bücher sind extrem billig inzwischen. Foren ist irgendwann zu viel Noise. Auf Javaranch bin ich inzwischen dazu übergegangen nur noch die Postings von ca. 10 Leuten regelmässig zu scannen. Beim Einstieg war das aber sehr hilfreich.
So Seiten wie Javablogs.com, mein blog-Aggregator und javahispano.org sehe ich als so eine Art Nachrichtencenter. Auch keine wirkliche Arbeit.
Arbeit ist das coding. Das braucht man, wenn man wirklich vorankommen will. Macht aber auch Spass und saugt letztlich dann doch viel Energie und ich bin in Spiel-Spass-und-Spannung Projekten eigentlich permanent am Refaktorieren (d.h. manchmal ist am Ende einer 3 Stunden Sitzung weniger an Funktionalität da als am Anfang )
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Und im Job code ich nicht permanent. Da geht es eben viel auch um das Schreiben von Dokumentationen, Konzepte ausdenken, reden über Weiterentwicklungen, interne Absprachen, sich über Azubi wundern, bug-tracking, professionellere Test- und Entwicklungs-Infrastrukturen (cvs, ant und jira wie gehabt, oder vielleicht doch diesen neuen Rational Krempel oder openSource).
Und dann ist man nicht auf allen Gebieten gut, sondern kennt vielleicht ein Framework wirklich gut und hat ansonsten einen guten Überblick....
Ich müsste mich eigentlich auch jetzt mehr spezialisieren. Ich glaub ich versuchs erstmal mit Workflows auf Java-Basis, weil das bei uns in der Firma auch ein Thema ist. Können dann alle möglichen Produkte und open Source Komponenten sein.
Die Zertifizierungen verschaffen ein gewisses Überblickswissen. Das ist dann auch sehr stark wiederverwendbar. Was ich für EJBs in RDBMS und Fragen des programmatischen Zugriffs auf diese gelernt habe, kann ich für Gespräche mit den hiesigen DBAs gebrauchen (gerade vor 4 Stunden) oder auch für Hibernate, Spring und sowas. XML sowieso. Kenne ein paar höchst produktive Tricks mit WSAD. Mach da aber auch nicht jedes Himmelfahrtskommando auf Javaranch mit. Hätte jetzt Sun Webservices beta certi machen können. Hab dafür aber keine Zeit. Werd dann aber wohl im August die für Geld machen (red noch mit meinem Boss). Die Qualität des Materials, was die fellow ranchers bei soner beta certi zusammentragen und -basteln, ist immer extrem gut.
Alleine schon Apache....da interessieren mich zur Zeit Velocity, Cocoon, Turbine und Jetspeed - da ja alle Welt von Portalen redet und ich auf IBM Produkte keine Lust habe (da sag' ich 'NÖ').
Für mich eine eher mutige Zusammenstellung. Ich bin da mehr mainstream: Hibernate (nicht von Apache), Spring (auch nicht von Apache), Struts (seit Jahren immer wieder), Commons (easy, kleine Dosen und extrem effizient), log4j (normal).
Man begreift diese Frameworks mit der Zeit wirklich schneller. Ist aber definitiv Arbeit.
Da wird man schnell zum Sklaven von Trends und läuft der Entwicklung eigentlich immer nur hinterher - wenn man keinen Lehrauftrag hat und ohnehin keine Rechenschaft über die Arbeitszeit schuldig ist.
Sehe ich ein bischen anders, weil Wissen irgendwie auch wiederverwendbar ist. Für verschiedene Sachen. In einer Notes-basierten Anwendung hier, geht es um die Anbindung externer Systeme. Und ich kann die gut beraten (und gut argumentieren) wie das gemacht werden soll. Einfach durch ein bischen architektonisches Wissen. Wird dann nicht unbedingt über Notes integriert und es macht Sinn. Mach da nicht den großen Checker-Larry, sondern ganz ruhig mit schlecht-gezeichneten, von heterogenen Standards inspirierten Diagrammen auf einem Flipp-Chart und meiner persönlichen Überzeugtheit, dass dies die optimale Lösung für Frieden in Zukunft ist.
Und das Beste sind dann Stellenbeschreibungen in der Art von:
Linux und Unix Experte, Webserver a,b,c mit Framework x,y,z, Datenbank l,m,n MQ Series Großmeister, UML Maharadscha, RUP Miterfinder Sanskrit muttersprachlich im Branchenumfeld Großbank mit 10 Jahren Erfahrung in Java-Entwicklung, erfahren im Führen von 3000 Mitarbeitern,..., für 30 Euro die Stunde
Naja so extrem ist es auch nicht. Zumindest haben die Java Stellenangebote in den letzten 3 Monaten zugenommen.
Wenn ich solche Dinge lese, dann frage ich mich immer mehr, ob diese Branche für mich oder irgendjemanden eine wirkliche Zukunft haben kann....bis man 40 ist macht man das dann mit - und hat dann - zumindest in D - gar keine Chance auf weitere Anstellungen...an dieser Branche sollte sich was ändern, sonst verheizen sich die Protagonisten selbst.
Ich glaube, dass die wirklichen Protagonisten sich nicht verheizen. Verheizen tun sich Leute, die sich selber überfordern. Problem ist nur, so ein Protagonist zu werden. Ich würde im Job zur Zeit sogar lieber mehr Zeit vor dem Compiler verbringen. Da sehe ich sogar eher eine Gefahr in Notes, weil das so out-of-lot-of-things ist. Aber vielleicht stimmt ja das Cobol-Programmierer-verdienen-auch-Geld Argument.
Die letzten beiden Jahre waren hart. Aber ich denke, dass du in vielen Jobs heute nicht mehr die Sicherheit hast. Und vermutlich wird es irgendwann auch wieder ein bischen besser. Der Trend geht auf jeden Fall weg vom coding würde ich sagen, aber das ist gut so.
Gruß Axel