Hallo,
Als ich vor ca. 4 Jahren angefangen habe (LN4,6 – mittlerweile LN6) nicht alle Eigenschaften von Notes einfach so hinzunehmen, hatte ich zwar schon Programmiererfahrung, jedoch von LN absolut keine Ahnung.
Frontend./Backendklassen?
Ich war (vielleicht bin) mehr so der klassenlose Programmier.
Das gefährliche an Notes ist vielleicht gerade die Onlinehilfe und die vielfältigen Möglichkeiten Kot … äh sorry: Code zu generieren.
Du fängst an mit einfachen Aktionen, hangelst Dich über Formeln durch zu LotusScript Schnipseln, die einfach und unkompliziert per Copy und Paste zu übernehmen sind.
Ich will das sicher nicht verurteilen, denn genauso habe ich mit Notes auch angefangen.
Anfangs hatte ich einfach nicht die Möglichkeiten direkt LNScript einzusetzen, weil in diesem Unternehmen der Zugang (Eine wirklich kluge Entscheidung) zur Scriptprogrammierung für die Endanwender stark eingeschränkt war.
Mit einem Projekt eine Mail-In DB für die gesamte Abteilung zu gestalten, damit Kundenanfragen (Interne Kunden) nicht in den persönlichen Postkörben der Mitarbeiter rumgammeln, kam dann der Zugriff auf den Designer und somit die Möglichkeit auch rumzuscripten.
Jetzt kommt die klassische Kritik an den Hobbyprogrammierern:
- Gibt’s da nix von Ratiosoft?
- Warum hat der neben seinen Aufgaben Zeit für das Geschnipsel?
- Warum gibt der das nicht an einen richtigen Programmierer?
- Ist das Ding eigentlich auch geschäftssicher?
- Wer gewährt den Support (besonders wenn der „Programmierer“ nicht mehr weiter weiß)?
Ja, es hätte da einige Lösungen gegeben, jedoch in einer Größenordnung die eine kleine Abteilung mit nur werksinternen Kunden absolut nicht braucht. Hier war einfach nur sicherzustellen, dass nicht zwei Leute an derselben Aufgabe werkeln und die Kunden, obwohl sie an einen Gesamtpostkorb schicken, eine Rückmeldung bekommen welcher Mensch nun ihren Auftrag übernommen hat.
Ich will hier nicht verleugnen, dass so etwas mehr Spaß macht als das Tagesgeschäft, jedoch habe ich mir angewöhnt mit meiner Chefin eine Kosten/Nutzen-Abwägung zu machen, insofern kann ich immer sagen: Wieso neben? Das gehört zu meinem Geschäft!
Gerade für so ein Projekt, hätte ich für einen richtigen Programmierer einen Katalog an Userrequirements aufstellen müssen, was mindestens so viel Zeit in Anspruch genommen hätte, wie ich letztendlich selbst für die Gesamtaufgabe benötigt habe.
Natürlich ist das Ding nicht mit Useracceptancetests abgesegnet, jedoch ist das in dem Umfeld auch nicht unbedingt nötig, sofern die funktionalen Tests gewissenhaft genug waren.
Zu den Risiken kann ich nur sagen, dass es weitaus wahrscheinlicher ist, dass eine Mail im Postkorb eines Sachbearbeiters versauert, als das die Mail-In-DB Diese schluckt.
Ist doch irgendwie witzig, wenn ein Softwareprojekt nur deshalb auf die Selfmadeschiene ausweichen muss, weil eine Risikoverringerung alleine nicht zählt, sondern das Projekt so gewertet wird als ob die Vorversion gar kein Risiko hatte und mit einem Aufwand getestet und dokumentiert werden muss, der die Amortisation in weite Ferne entschweben lässt.
Gut das die Realität hier etwas anders ist, denn sonst wäre bei Buchkopien „Mönche mit Federkielen“ immer noch das Standardverfahren.
Jo, hier wird die DB wahrscheinlich sterben, wenn ich diese Abteilung verlasse (oder aber von einem richtigen Programmierer noch mal geschrieben), hat aber bis dahin bereits die geringen Entwicklungskosten leicht eingespielt und kann noch als Prototyp gelten, wenn daraus ein Softwareprojekt werden sollte.
Solche Prototypen werden in der Kommunikation zwischen Programmierern und Kunden einfach noch zu wenig eingesetzt.
Wir Deutschen bauen etwas mindestens 99%ig, bevor wir es vorstellen, statt den Kunden erst einmal mit etwas „spielen“ zu lassen, damit der sich über seine eigenen Wünsche auch wirklich klar werden kann.
Ausbildungsstand?
Verantwortungsbewusstsein!
Ich werde im ChangeManagement eines abteilungsübergreifenden (nicht LN-basierten) Dokumentenmanagementsystems immer wieder mit Fakten konfrontiert, die ich auf der technischen, wirtschaftlichen, QS-technischen und/oder fachlicher Seite nicht zu 100% begreifen kann.
Jeder Vollblutprogrammierer lacht über meinen LN-code (zumal da alle Entwicklungsstadien innerhalb der 4 Jahre Programmierung noch vertreten sind), die Fachkollegen könnten mich sauber „an die Wand rennen lassen“ … usw.
Wenn ich warte bis ich auf allen Gebieten mindestens „Fünfkämpferniveau“ erreicht habe, ist das Projekt wahrscheinlich längst gestorben.
Ich muß eben erkennen wo ich noch (trotz partiellem Umwissen) die Verantwortung tragen kann.
Wenn hier Jemand fragen würde in welcher Schule er denn die NotesKlassen 'mal besichtigen könnte er wollte ein Dokumentenmanagementsystem auf LN-Basis für registrierrelevante Inhalte schreiben, frage ich ihn nicht nach seinem Ausbildungsstand (was in diesem übertriebenen Beispiel sicher auch nicht notwendig wäre), sondern erinnere Ihn daran, welche Verantwortung er mit der Verwaltung solcher Daten übernimmt.
Was ich an diesem Forum so schätze ist genau das:
Keiner wird hängengelassen, egal wie trivial seine Frage auch sein mag.
Ausbildungsstand ist erfreulicherweise kein Maßstab, jedoch bekommt man nur genau soviel Information, dass man nicht vor lauter Selbstüberschätzung in sein Unglück rennt.
Macht doch einfach so weiter, dann bleibt irgendwann die richtige „Kundschaft“ in diesem Forum übrig.
Viele Grüße
Jester (Markus)