goil Weltpolitik-Battle
@Bernhard: Ich stimme mit deiner sehr zentralistischen Sicht total nicht überein.
Überspitzt formuliert:
Die USA sind der Kern, wir auch irgendwie und drumherum das ausgebeutete TakaTuka Land.
Immerhin kommen die meisten der 09-11 Terroristen aus dem wirklich reichen Saudi Arabien.
Man kann das nicht alles in einem Topf werfen.
Ich kenne wirklich ziemlich gut die Situation von Chile, das
a) in einer der "ausgebeuteten" Regionen liegt und
b) vor 2 Jahren auf der Weltbankchart für Wohlstand irgendwo um Platz 70 rangierte.
Es ist nicht so schlimm. Es ist sicher härter als hier, aber so viel Hunger gibt es wirklich nicht. Ich kenne dort Leute aus der unteren und der oberen Mittelschicht. Es gibt soziale Mobilität. Ich kenne persönlich Leute, die sich durch Ausbildung/Arbeit oder sagen wir Talent aus relativ bescheidenen Elternhäusern nach oben geboxt haben, boxen.
Selbst in diesen bescheidenen Elternhäusern gab es in wesentlich schwierigeren Zeiten immer was zu essen und den Kindern konnte eine wirklich gute Ausbildung finanziert werden, wobei ich vor einer alleinerziehenden nun ca. 60jährigen Mutter enormen Respekt habe.
Das ganze basierend auf einer wirtschaftlichen Entwicklung, die zwischen 1982 und 1998 steil nach oben ging, danach sehr stark abflachte bis stagnierte (kein Einbruch wie in Argentinien) und seit ca. 2 Jahren bei etwas zu hoher Arbeitslosigkeit (nach chil. Statistik 9%, nach unserer ist das ca. 7%) ganz gut wächst (3.5 bis 5%).
Seit 1930 ist die Bevölkerung sehr moderat gewachsen.
Wir erleben gerade, dass in Asien starke, bewusste (und auch sozial bewusste) Mittelschichten eindeutig gestärkt werden (und zwar nicht nur in der Computerindustrie). Ravish Kumar (Indien) und Ashik Uzzaman (Bangladesh) wären wohl zu Recht beleidigt, wenn wir sie als unterdrückt bezeichnen würden.
Was momentan austilt ist eindeutig die arabische Welt und das hat sicher eine Menge Gründe. Ich hab eigentlich mein ganzes Leben lang arabische und türkische Leute gekannt. Manche näher. Die waren eigentlich relativ normal und vernünftig. Aber irgendwie gibt es da in vielen Ländern 40% Jugendarbeitslosigkeit, keine Demokratie, eine völlig gelenkte Wirtschaft und was weiss ich. Richtig verstehen kann man andere Länder von aussen sowieso nicht. Je öfter man da ist, desto mehr versteht man von den
costumbres . Das ist aber mehr ein intuitiver, empathischer Prozess und nicht so von oben (die Chilenen). Ich find, dass A. Meddebs, Die Krankheit des Islam ein guter Büchertipp ist. Einige ganz schlüssige Ideen.
Afrika ist natürlich auch sehr problematisch. Ich kenne aber jemanden, der mit 37 als Afrikanistik-Student (find ich nicht o.k.) sagt, dass es in Afrika in weiten Teilen auch wesentlich normaler zugeht, als dies hier von den Medien immer vermittelt wird.
Die Medien halten natürlich ihre Kameras auf die farvelhas und barrios populares. Das ist aber in vielen Ländern definitiv nicht die Mehrheit und die werden auch nicht so wahnsinnig ausgebeutet, da die sowieso nicht so viel produzieren, was wir nutzen könnten. Daneben gibt es aber auch viele normale Familien, die normal leben.
Wir leben jetzt eigentlich in einer Phase, wo sich durch den Aufstieg der asiatischen Flächenstaaten die Terms Of Trade sogar zugunsten der Rohstoffproduzenten verschieben. Rohstoffproduzent ist auch nicht wie sich das viele vorstellen. Ohne jetzt in Details zu gehen, zeigt da gerade Chile eine Menge Kreativität das ganze umweltschonend, kreativ und diversifizierend durchzuziehen.
Gruß Axel