Hallo,
ohne nun evangelisieren zu wollen, aber es scheint möglich zu sein.
Ich selbst bin 1,92 m hoch. Seit etwa 2007 pendelte mein Gewicht zwischen 102 und 108 kilo. Der Leidensdruck war nicht übermässig hoch. Ich merkte vor ein paar Jahren, dass mir ein gewisses Maß an Sport gut tut, d.h. in meinem Fall im Schnitt etwa 2x Mc Fit oder 7 km Joggen. Ich nahm dadurch nicht ab. Übergewicht in diesem Bereich scheint für meinen Körper stark von der Ernährung abzuhängen. Ein- oder zweimal im Jahr gab ich mir eine 1-wöchige Kohlsuppen-Diät. Damit nahm ich immer etwa 4 kg ab, das kam aber schnell wieder drauf, da ich ansonsten meine Ernährung nicht umstellte. Ich war ja in der Zeit öfter und einmal länger in Chile. Dort nahm ich trotz höherem aber sicher nicht wirklich übermässigen Alkohol-Konsum und sorgloser Ernährung immer ein wenig ab. Und zwar konstant. Am Ende meines 4 Monat Aufenthalt letztes Jahr war ich auf 98 kg. Kam dort aber nur mit 103 kg an und machte im ersten Monat eine Kohlsuppen-Diät. Dort nahm ich aber nach der Diät eben nicht mehr zu. Ich führ das heute darauf zurück, dass ich praktisch kaum Convenience Food zu mir nahm und einfach mehr gekochtes Gemüse ass.
Zurück in Deutschland und mit dem schon durchaus höheren Stress, der aus Freelancer-Tum resultiert, kam ich über die Monate aber wieder auf 108 kg. Der Leidensdruck in der IT wird ja auch dadurch abgemildert, dass man als Übergewichtiger zur Mehrheit gehört. Nicht wenige aus meiner privaten Umgebung meckerten aber stark darüber rum. Ich sammelte kindle-ebooks über Abnehmen und las ein wenig in Abnehm-Foren. Allerdings sehr kursorisch. Low Carb leuchtete mir irgendwie ein, ohne dass ich da wirklich Ahnung von hab. Meine diesbezügliche Vorstellung besteht darin, dass Brot, Müsli und so kohlenhydrat-reiches Zeug wie Papier für den Körper ist, dass er statt dem Fett verbrennt. Im Juli machte ich eine Kohlsuppen-Diät und kam auf 103 kg. Danach stellte ich meine Ernährung dahingehend um:
- Morgens ein Müsli, ab 3 Wochen Haferflocken. 1 x die Woche verzichte ich ganz auf ein Frühstück
- Mittags Kantine. Wenn nur fettreiches Essen angeboten, also ca. 2x die Woche, geh ich an die Salat-Theke.
- Abends: Gemüse und Ei braten oder kochen. Wenig Natur-Joghurt. Am Anfang viel zu viel Obst.
Völliger Verzicht auf Süssigkeiten. Wenig zwischendurch und wenn dann Bananen. Manchmal nasche ich mit schlechten Gewissen diese sensationellen Salat-on-top Körnerbeutel Marke "Italia" von der Herbert Kluth GmbH, die es bei Rewe und Kaufland gibt.
Am Anfang ass ich noch ziemlich viel Obst abends. Das hab ich mir dann aber abgewöhnt. Obst enthält sehr viel Fruchtzucker.
Dann geh ich noch 3 mal die Woche joggen.
Am Samstag brat ich mir ein 200 gramm Steak nur mit Gemüse
Am Sonntag ein riesiger Topf Salat mit 6 EL Öl, 4 EL Essig, 4 EL Wasser, 2 TL Salz, 1 TL Zucker
Mein Körper ist ein komplexes System. Es scheint wirklich nicht so zu sein, dass Körper-Fett durch eine einfache Bilanz Kalorien-Zufuhr minus Energie-Verbrauch auf- bzw. abgebaut wird. In den ersten 3 Wochen nahm ich genau ein halbes Kilo ab. Insgesamt. Nicht pro Woche. Irgendwie wars mir aber Wurst. Außerdem handelte es sich ja um die Phase nach einer Kohlsuppen-Diät, in der ich sonst immer zugenommen hab. Ist halt als langfristiges Projekt konzipiert. Danach gings dann aber los. Inzwischen bin ich auf 96,5 Kilo, wobei ich immer schneller abnehme. Diese Woche warens dann bisher 1,5 kg. Das macht mir Sorgen. Weight-Watcher, denen ich nicht angehöre, empfiehlt 300 gramm bis 1 kg Gewichtsreduktion pro Woche.
Diese Art der Ernährung ist relativ eintönig. Damit kann ich aber gut leben. Kenn mindestens 2 Allein-Erziehende Mütter und 1 dysfunktionales Ehepaar in Chile, die unter der permanenten Sorge leben, dass sie genug Nahrungsmittel für ihre Kinder heranschaffen. Und ich bin den Kongo von Not und Elend dieser Welt nur 1/3 hoch gefahren. Chile führt heute die Länder mit hoch-mittleren Einkommen an, wenn auch mit einer äußerst ungerechten Verteilung aber zuindest schon durchaus ernsthaften karitativen Features für Ernährungs- und Behausungsprobleme. Und ich klag da aus diesem Kontext geschmackliche sophistication? Für eine Zeit sollte es wirklich ohne gehen, zumal der "gute" Geschmack meiner Ernährung weitgehend aus Convenience Food-Produkten einer Industrie bestand, die auf Gesundheit keine Rücksicht nehmen.
Während des Jeans-Kaufs letzte Woche stellte ich fest, dass ich in 34/34 immer noch nicht reinpasse. Der Knopf ging mit einigem Kraftaufwand zu, aber der Reißverschluss leider nicht.
Der angestrebte Punkt, ab dem ich nicht mehr reduziere, hab ich immer weiter nach unten reduziert. Am Anfang dachte ich 95 kg. Das wäre bmi 26. Später dachte ich dann 92, also bmi 25. Heute tendiere ich zu 88 kg. Das wären noch 8,5 kg, aber dies ist ein langfristiges Projekt. Meine 7 km Runde absolviere ich heute schneller. Ich war sehr lahm. An der Strecke gibts einen aufgeschütteten recht steilen und hohen Hügel. Mein Ziel ist, irgendwann den Rocky Balboa zu geben und die Nummer in die Strecke zu integrieren.
Ich leide nicht. Bin froh, dass ich mich von den Verlockungen der Lebensmittel-Industrie unabhängig gemacht hab, und 80% der action meiner Rewe- und Kaufland-Besuche in der Gemüse/Obst Sektion stattfindet. Dann mir das Zeugs selbst zubereite. Daneben noch wenig Natur-Joghurt, 2 kleine Tunfisch-Dosen, Steak oder Putenschnitzel und wenn ich zu viel abnehme Forellen-Filets.
Während unseres Sommer-Urlaubs und Aufenthalten in Österreich und UK fiel mir auf, dass das Phänomen Übergewicht in Europa pro Land sehr verschieden ist. In Deutschland, UK und Österreich ist das stark verbreitet. In Katalonien gibts das auch, aber weniger massiv. In Italien und Frankreich kaum. In italienischen Klamotten-Läden passte mir überhaupt nichts. Auf einer JAX Konferenz in München waren die Vortragenden ALLE schlank, die Besucher zu 80% übergewichtig.
Kam mir grad in den Sinn. Will nicht evangelisieren. Hat mir Freude bereitet, das runterzuschreiben.