Hi,
leider, leider hat das mit mir auf dem chilenischen Arbeitsmarkt nicht wirklich funktioniert. Genauer gesagt, bin ich seit dem ca. 14. August wieder in Europa.
Es war ziemlich knapp. Eigentlich war in 2 Stellen schon der Arbeitsvertrag unterschriftsreich. Und eigentlich gibt es die Möglichkeit, mit 3 eher formalen Absätzen, die von der Intention her peruanische Landarbeiter und keine gut ausgebildeten Software-Entwickler schützen sollen, die Arbeitserlaubnis kein Problem. Leider stellten sich in beiden Fällen die Rechtsabteilungen quer. Andere Deutsche haben in anderen Firmen eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten, ich leider nicht. Ich war dann irgendwann die Versprechungen einer Entscheidung in der nächsten Woche leid.
Es hätte für mich beträchtliche Lohnverluste bedeutet bei im Grunde nicht wesentlich niedrigeren Lebenshaltungskosten: Unterkunft, Lebensmittel sind etwas billiger, aber Ausgehen ist gleich teuer und Strom/Wasser/Telefon/Internet/Kabel sowie Gebrauchtwagen sind in Chile teurer als in Deutschland.
Vor allem persönlich ist das schon ziemlich tragisch, aber irgendwie scheint die Welt noch nicht so weit zu sein.
Zurück in Deutschland bin ich dann zu dem Schluss gekommen, dass mein ganzer Wahnsinn nicht mehr adäquat mit einem Angestellten-Verhältnis abgebildet werden kann. Wurd somit Freelancer. Hab ohnehin schon als Angestellter oft freelancer-artig gearbeitet, d.h. als geleaster body in einem längerlaufenden Projekt. Ich hatte direkt ein paar Angebote und hab mich dann für einen erstmal 6-Monat-Vertrag in Graz entschieden. Verdiene jetzt netto das ungefähr 4,5 bis 5 fache, das in Chile im Raum stand. Da man nicht über seine ganze Lebensspanne so viel Geld verdienen kann, ist das natürlich ein wichtiger Punkt.
Das Fazit ist in jedem Fall, dass der europäische Arbeitsmarkt Software schon eine vergleichsweise tolle Sache ist.
Und nochwas: Nachdem ich Mai-August nicht nur, aber eben schon öfters mit Müttern verkehrt hab, die manchmal nicht wußten wie sie an Heiz-Holtz und sogar Baby-Nahrung kommen konnten und mit Vätern, die sich keinen neuen Kühlschrank für einen Haushalt mit 4 Kindern leisten konnten, nachdem die total verückte Stromgesellschaft den alten mittels Überspannung zerstört hat, kam ich in eine Welt zurück, in der ein nachbarschaftlicher Klein-Krieg über tatsächlich sehr häßliche Solar-Strom Kollektoren ausbrach. conchadetumadre, qué weones más weones. Das ist schon sehr seltsam.
Ansonsten hatte ich eine schöne Zeit in Chile. Die Bindung wird sich eh nie wirklich lösen.
Lustigerweise wurd in Graz, das für mich vorgesehene Java-Projekt verschoben und arbeite nun mit php und einem CMS namens openText. Mußte zwar eine Weile schwer schlucken und hab mich auch eine Weile erstaunlich unproduktiv gefühlt. Langsam wird das aber. Programmiersprachen/Plattformen sind sowieso keine Status-Symbole. Das sie nicht selten so aufgefaßt werden, erklärt sich ohnehin aus negativen Nebenwirkungen des IT-Marketings, dem ich ohnehin seit längeren sehr kritisch gegenüberstehe.
Friede den Hütten! Krieg den Palästen!
Axel