Emotionsgelenkt würd ich eher nicht sagen. Eher besessen von bestimmten Dingen. Gleichzeitig ist er nämlich ein guter Taktiker. Die Emotionalität ist sozusagen Teil des Kalküls und er braucht sie wohl auch zur Selbstmotivation seines extremen Energie-Niveaus. Welcher Staatspräsident schafft es schon ca. 35 Sonntage im Jahr in einer 4 bis 7 (!) stündigen Fernsehshow den Showmaster zu geben
Öl für Bedürftige
Da gibt also ein Entwicklungsland mit einer Menge Slums, massiven Kriminalitätsproblemen, einem der schlechtesten Schulsysteme des eh in dem Bereich schwachen Lateinamerikas großmütig verbilligtes Erdöl nach London und New York. Wie du schon richtig erkannt hast, ist das mehr als merkwürdig.
Andere Länder wie z.B. Brasilien haben sehr gute Erfolge im Bereich der Armutsbekämpfung. 16 Mio Brasilianer konnten seit dem Jahr 2000 über die Armutsschwelle gebracht werden. Venezuela ist diesbezüglich angesichts der dramatischen Steigerungen der Export-Einnahmen wg. Erdöl ein deutlicher unter-performer. Und was bietet er den Armen als nachhaltigen Ausweg aus der Armut an?
Militärisch ist das Land überhaupt nicht bedroht. Die USA würde dort niemals einmarschieren. Dies wäre nur Öl ins Feuer der populistischen Regierungen Lateinamerikas. Es war schon bezeichnend als er im Zuge dieses "Konflikts" wg. des Angriffs einer kolumbianischen Armee-Einheit gegen ein Lager der in Kolumbien völlig unbeliebten FARC-Terroristen kurz hinter der
kolumbinanisch-ecuadorianischen Grenze Truppen zur
venezoelanisch-kolumbianischen Grenze mobilisierte und der kolumbianische Präsident als Antwort einfach keine Truppen schickte.
Peinlich für Chávez ist, dass während des Angriffs im Lager ein Lapptop mit 610 GB Daten entdeckt wurde, die zu belegen scheinen, dass die Chávez-Regierung mit der FARC kooperiert. FARC sind Leute, die keine Probleme haben, größere Mengen von Landarbeitern zu erschiessen, linke wie rechte Politiker über 5 Jahre und mehr in Dschugel-Camps zu entführen und massiv im Koka-Bussiness mitmischt. Interpol hat das geprüft und ist gestern zu dem Ergebnis gekommen, dass die Daten echt sind. Chavistas behaupten nun, Interpol wäre vom CIA unterwandert
Zur Zeit halten die sich über Wasser, indem sie mit dem Ölgeld massiv Lebensmittel auf dem Weltmarkt aufkaufen und die verbilligt ausgeben. Eine Entwicklungsstrategie ist das sicher nicht. Kleinere exportierende nicht-Öl Industrien wie z.B. Automobil-Zulieferung sind zusammengebrochen. Es gibt Häuserbau-Programme für Arme, aber das scheint alles sehr ineffizient zu funktionieren.
Alles in allem ein Lehrstück für eine Politik, in der ständig bestimmte Gruppen (Ober- und Mittelschicht, USA, marktwirtschaftlich Unternehmen) für alles Schlechte verantwortlich gemacht werden und man sich in einer Art permanenten Kriegszustand gegen diese befindet, aber gleichzeitig blind für die eigenen Schwächen ist. Schliesslich "macht" man ja die Lösung aller Probleme: eine sozialistische Revolution gegen Mr. Danger (George Bush) und die Lakayen des "Imperio" (USA) (Lakayen=kolumbianische, venezoelanische Mittel- und Oberschicht). Nicht ganz unschuldig an der Situation ist sicher das politische System vorher, aber so ist das sicher der falsche Weg.