Autor Thema: Weltwirtschaft (neutral)  (Gelesen 1139 mal)

Offline flaite

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Weltwirtschaft (neutral)
« am: 01.08.05 - 23:18:48 »
Hi,

in einem ziemlich guten Artikel aus "The Economist" zumindest für mich mehr Klarheit.

Zumindest 3 bevölkerungsreiche Länder sind nun zunehmend in der Weltwirtschaft integriert (China, Rußland und Indien). Alle 3 bringen mit:
Viel Arbeitskraft und wenig relevanten Kapitalstock.
Wir haben es also mit einem angebotsseitigen Schock für den Faktor Arbeit zu tun.
In diesem Ausmaß unbekannt in der Wirtschaftsgeschichte.
V.a. China ist in Sachen Handel absolut merkwürdig. Normalerweise haben große Länder einen geringeren
Handelvolumen / BIP
als kleine Länder.

Deutschland hat diesen Wert bei glaub ich 0.4. Die EU 15 bei 0.27 (viel deutscher Handel findet mit der EU-15 statt und ist dort dann Binnen- nicht Aussenhandel), Japan 0.26, die USA 0.25. China hat 0.75 (!!!), Rusland 0.53, Indien 0.26.
In China sind nicht nur die Exporte sondern auch die Importe hoch im Verhältnis zum BIP. Rußland dürfte ähnlich sein, wobei hier die Importlücke z.Zt. deutlich größer sein. Dürfte mit den ruckartig gestiegenen Rohstoffpreisen zusammenhängen. Die chilenische Aussenhandelsbilanz zeigt auch deutliche Exportüberschüsse ausserhalb der normalen Schwankungen.

Dies:
-> senkt die Preise für Fertigerzeugnisse -> Die realen Preise für Schuhe sind in den USA in den letzten 10 Jahren um 30% gesunken. Dies wirkt sich senkend auf die Inflationsrate aus.
-> wirkt sich dämpfend auf Lohnsteigerungen aus. Die durchschnittliche Steigerung an Reallöhnen für 3 Aufschwungjahre war in den vorhergegangenen 3 US-Amerikanischen Aufschwungphasen 17%. In dieser: 11%.
-> wirkt sich positiv auf die Kapitalrendite aus. Durch den positiven angebotsseitigen Schock von mehr Faktor Arbeit lohnt sich der Aufbau eines größeren Kapitalstocks. Kapital ist im Verhältnis zu Arbeit knapper also relativ teurer geworden. Höhere Gewinne aus Kapital sind also in dieser Situation natürlich und auch wünschenswert, da so ein größerer Stock an Kapital die zahlreich vorhandene Arbeitskraft binden kann.
-> Die Zinserhöhungen von Seiten der amerikanischen Zentralbank haben zwar die Preise für kurzfristigen Kredite erhöht aber erstmal nicht die langfristigen. Einfach weil die Chinesen massiv langfristige US-Anleihen kauften. Letzeres ist mir nicht so richtig klar, weil sie ja gleichzeitig eine Aufwertung der eigenen Währung gegenüber dem Dollar erwarten mussten (niedrigere relative Preise von Dollar in der Zukunft). Der Autor des Artikels wertet dies als einen Verfall des Einflusses der US-Fed (der ihre Zentralbank). Dass sie auf Grund eines externen Spielers mit ihren kurzfristigen Geldmarktinstrumenten nicht mehr die langfristigen Kredite beeinflussen können, ist neu.
-> Die niedrigen langfristigen Zinsen sorgen nun u.a. in den USA zu einem Hauskauf-Boom. Dies kann aber zu Ende gehen, wenn die Chinesen sich nämlich langsam aus den Dollaranlagen verabschieden.
-> Die chinesische Nachfrage nach Rohstoffe sorgt für eine Verschiebung der relativen Preise Rohstoffe/Fertigerzeugnisse zu Gunsten der Rohstoffe. Mir ist nicht ganz klar, was das mittelfristig heisst. Mit den hohen Preisen wird ja nun das Erschliessen von neuen Minen oder intensivere Landwirtschaft rentabler. Heisst das nicht, dass dadurch die Rohstoffpreise wieder ein bischen zurückgehen?
- Es wird diskutiert, ob es - angesichts der Produktivitätssteigerungen durch mehr Arbeitskräfte - noch Sinn macht, die Geldpolitik an der Inflation auszurichten.  In anderen Phasen großer Produktivitätssteigerungen (1890er Jahre->damals wegen technol. Fortschritt) waren sinkende Nominalpreise normal. In den 1920er Jahren gabs auch eine Niedrigzinspolitik (Ausrichtung an Inflationsrate) gegeben. Und dies hat dann zu der Blase von 1929 geführt. Die eher zu niedrigen Zinsen befördern übermässige Kreditaufnahme.

Aus all dem folgen keine praktischen Schlußfolgerungen. Deshalb neutral. Es ist auch teilweise wohl wiedersprüchlich.

Axel







 
« Letzte Änderung: 02.08.05 - 06:38:41 von kennwort »
Ich stimm nicht mit allen überein, aber mit vielen und sowieso unterhaltsam -> https://www.youtube.com/channel/UCr9qCdqXLm2SU0BIs6d_68Q

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Aquí no se respeta ni la ley de la selva.
(Hier respektiert man nicht einmal das Gesetz des Dschungels)

Nicanor Parra, San Fabian, Región del Bio Bio, República de Chile

 

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