@glombi:
fallst Du eine politsche Karriere vor Dir hast, solltest Du den Thread schnell abändern. Vergleiche mit Nazis sind i.a. das Ende einer solchen (siehe Hohmann).
Ich denke, alles was die gemacht habe, diente nur einem Ziel. und war damit schlecht.
Das mit dem Zähne putzen versteh ich nicht.
Nein, ich habe keine politische Karriere vor
zu schlecht bezahlt
Ich gebe Dir in diesem Punkt recht: Das Ziel (oder zumindest fast alle Ziele - kenne ja nicht alle Ziele von denen) der Nazis waren schlecht. Dennoch haben sie mit einigen ihrer Methoden nicht wegzudiskutierende Erfolge gehabt. Es ist aus wirtschaftlicher Sicht eine ziemliche 'Leistung' zweimal in weniger als 30 Jahren Krieg gegen die gesamte freie Welt zu führen.
Ich bin sehr dafür in diesem Fall zwischen den Zielen und Methoden zu unterscheiden - manchmal kann man auch die falschen Ziele mit validen Methoden verfolgen. Die Methode an sich ist per se selten ethisch verwerflich (Zähneputzen) - das Ziel, das damit verfolgt wird kann das sehr wohl sein.
Und zum Ende der politischen Karriere Hohmanns (et altri):
Ich will hier niemanden verteidigen - aber mich, als definitiv (allein schon zeitlich) vollkommen Unbeteiligten an der deutschen Nazi-Vergangenheit stört, dass ich nicht einmal irgendwas diskutieren kann (nicht mal was, was mit den primär rassistischen, expansiven Zielen der Nazis), was auch nur den Verdacht eines nationalsozialistischen Bezug erweckt, ohne danach dafür angegriffen zu werden, evtl. ein Nazi zu sein.
Ein Beispiel?
Ich bin zur Zeit gerade in der Frankfurter Innenstadt tätig. hier gibt es ganze Straßenzüge, die ausschließlich von ausländischen Geschäften und Bewohnern durchzogen sind. So weit so gut, in der Mittagspause genieße ich dann also die kulturelle Vielfalt, der Türken, Inder, Pakistani etc, komme aber nicht umhin, mir Gedanken über die Folgen einer nicht erfolgten Integration vor allem hinsichtlich Sprache - aber auch verbindlich gefühlter Rechtsnormen - zu machen. Äußere ich hierüber nun meine Bedenken laufe ich große Gefahr, dass ich in eine Ausländerfeind Ecke gestellt werde. Ich habe ganz einfach keine Lust mehr darauf, jeder Diskussion über Sachthemen aus dem Weg zu gehen, weil eine sachliche Lösung der Probleme hin und wieder zu 'unmöglichen' Positionen führt. Unmöglich, weil sie Teil eines Problems waren, indem sie zum Beispiel das Deutschland des dritten Reiches überaus effektiv agieren ließ. Eine hypotetische Frage: Hätten die Nazis TQM, Lean Management und six sigma verwendet, um Panzer und Konzentrationslager zu bauen: Dürfte man dann noch über deren Einführung in Unternehmen diskutieren?
Ich bin tatsächlich frei von Schuld bezüglich des Nationalsozialismus. Und so möchte ich auch behandelt werden, genauso, wie ich jeden als schuldfrei behandle, der damit erwiesenerweise nichts zu tun hatte. Ich bin mir bewußt (wie ginge es auch anders), dass hier bis ca. 40 Jahre vor meiner Geburt ein menschenverachtendes Regime sein Unwesen trieb und ich stimme mit dem lauten Chor überein, dass derartiges sich nicht wiederholen darf. Dazu ist es aus meiner Sicht aber absolut notwendig, dass endlich eine breite und differenzierte Debatte über das damals geschehene stattfindet. Einfach zu sagen, alles was damals gemacht wurde darf heute nicht mehr gemacht werden ist mir zu einfach/plump und führt meiner Meinung nach sogar gerade dahin, dass die Demokratie, die sich nicht intellektuell mit den ewig Gestrigen auseinandersetzt, sich dadurch mehr schadet, als wenn sie hierüber offen diskutierte. Die rechten Parteien locken vor allem damit, dass ihre Wahl das absolute Tabu (sogar zurecht) ist. Wie könnte man also effizienter gegen das hiesige System protestieren, als durch die Wahl einer solchen Partei? Von der gefühlsmäßigen/antrainierten Ablehnung solcher Organisationen muss man zu einer rationalen Ablehnung der Nazis kommen, muss das Geschehene verstanden haben, damit auch für den letzten diese Parteien keine Wahlalternative sein können. Das hat was mit wehrhafter Demokratie zu tun und damit, wie sie sich wehrt.
@Thomas Schulte: Ja, daran habe ich tatsächlich Interesse - Zeit habe ich allerdings erst in der zweiten Jahreshälfte hierfür.
Thema Schule und Bildung:
Einig sind sich alle Politiker darin, dass wir in einer Informationsgesellschaft leben, dass wir im Zeitalter der Bildung leben,.....
Ist ja auch kein Problem.
Es wird gefordert, dass die Bildung gefördert wird.
Ist ja auch kein Problem.
Das Problem ist, dass Bildung Geld kostet.
Das ist ein Problem. Das heißt eigentlich nicht. Schließlich ist Bildung nichts anderes als eine Investition in die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft, bzw. der zukünftigen Generation. Nur wenn man schon alles Geld für Besitzstandwahrer und sinnlose Projekte ausgegeben hat, dann hat man kein Geld mehr, um es an der nachhaltigsten Stelle, der Bildung zu investieren. Das ist der eigentliche Skandal der Politik. Ich wäre sehr dafür Subventionen radikal zugunsten von Bildung (und allem was dazugehört) zu streichen und zur Unterstützung des Ganzen massiv public/private Partnerschaften zu fördern. Die Bildungsgesellschaft entwickelt sich nicht von alleine - sondern muss vom Staat gefördert werden. Wenn die Politiker unbedingt was machen wollen, dann sollen sie sich hier engagieren - hier wird die Zukunft Deutschlands entschieden.
BTW: Bildung beginnt nicht in der Schule und hört nicht nach der Universität an. In Bildung zu investieren heißt auch Möglichkeiten hierfür zu schaffen. Heißt auch, dass Bildung einen ROI bekommt (niedrigere Steuersätze, Möglichkeit der Nebenläufigkeit von Beruf und Familie). Heißt auch Bildungsmöglichkeiten nicht an der familiären Herkunft festzumachen (Ganztagsschule/bessere Betreuung). Bildung kostet also zunächst mal - ganz schön viel Geld. Gibt man dieses Geld aber nicht aus, dann ruiniert man die zukunftsfähigkeit der Gesellschaft. Der Generationenvertrag darf nicht nur in die Richtung der Rentner laufen, sondern muss auch den jungen Generationen die Chance auf eine prosperierende Zukunft gewährleisten.
Zum Thema warum Lehrer Beamte sein müssen....damit sie auch in die üblen Hauptschulen gehen?
Ist das ernstgemeint?? so habe ich das noch nie betrachtet - na gut. Aber auch diese Schulen sind ja nicht per se so übel, übel ist vielmehr deren personelle Ausstattung, finanzielle Lage und die Ausgangssituation der Schüler, die an diese üblen Schulen gehen müssen. Integrative (Pflicht)Angebote, kleinere Klassen und längere Betreuung würden vermutlich schon einiges verbessern (dann müssten die Lehrer auch keine Beamten mehr sein) - aber hierfür wird ja leider kein Geld frei gemacht.
Zum Thema Lehrerausbildung: Da läuft meiner Ansicht nach auch etwas fundamental schief: Die Fachausbildung nimmt im Vergleich zur pädagogischen Ausbildung (weiß ich, weil meine Schwester Lehrerin ist) einen viel zu großen Teil ein - als wollte man z.B. Mathematiker ausbilden, die auch lehren können. Umgekehrt wäre das sicher schon sinnvoller - schließlich kennt ein Abiturient bereits mehr oder weniger den gesamten Schulstoff (bevor er auf Lehramt studiert), müsste diesen also nur etwas festigen und vor allem dessen Vermittlung erlernen. Für suboptimal halte ich auch, dass Lehrer grundsätzlich die 2 (oder manchmal sogar 3) Fächer unterrichten, die ihnen am leichtesten fallen. Besser wäre es, sie würden die Fächer unterrichten, die ihnen am schwersten fallen (dann hätte wir auch schnell genügend Mathematik und Physik Lehrer), da sie dann am ehesten die Position der Schüler verstehen, die eben nicht zum Beispiel als kleiner Gauß auf die Welt gekommen sind. Oder um es anders zu formulieren: Wenn ich eine Diät machen wollte, würde ich lieber einen ehemaligen Dicken um Rat fragen, als jemanden, der schon sein Leben lang spindeldürr ist.
Und jetzt noch ein paar Klarstellungen in eigener Sache:
Ich werde nie die Beamten für ihre von der Politik gemachten Vorgaben kritisieren.
Ich will auf breiter Ebene auch nicht das Bildungssystem der USA mit dem deutschen vergleichen - allenfalls in der Spitze, weil die dort meiner Erfahrung nach wirklich weit voraus sind.
Bzgl. Soziale Gerechtigkeit: Gerechtigkeit an sich ist kein Prinzip der Natur - ganz im Gegenteil. Soziale Gerechtigkeit könnte man auch definieren, als dass jeder die gleichen Chancen bekommt. Als sozial gerecht hat sich auch schon manches totalitäre Regime bezeichnet - dieser ganze Begriff ist vollkommen schädlich und nicht hilfreich. Ich bin der Meinung, der Staat sollte seine sozialen Bemühungen mehr hinsichtlich sozialer Nützlichkeit ausrichten - also ein Nutzen, der dem Volk durch eine Maßnahme zukommt. Die Individuen sollten natürlich weiterhin existenziell abgesichert sein - aber der Focus in der Förderung sozial Schwacher sollte ganz klar in Richtung 'Hilfe zur Selbsthilfe' gehen. Jeder Mensch hat eine stolze Geschichte von Vorfahren, die es geschafft haben ihr Leben auch ohne staatliche Hilfe zu leben - ich sehe nicht ein, warum das heute anders sein sollte. Ist halt immer eine Frage des Weltbildes:
Ich beziehe mich hiermit auf McGregor: Ich tendiere ganz klar dazu den Menschen als Vertreter der Theorie Y zu sehen, während interessanter Weise vor allem linke Parteien diesen ganz klar als Theorie X Mensch sehen. Ich empfehle jedem sich über diese Theorien zu informieren und dann zu überlegen, welche Seite da das menschenfreundlichere Bild hat.
So long
Marco