Ich bin inzwischen unfähig diesen ganzen Wahnsinn von der IT-Baustelle anders als zynisch wahrzunehmen.
Es ist normal, dass mehr Zeilen über Frameworks geschrieben werden als codezeilen, die es wirklich nutzen. Bei xpages hab ich allerdings manchmal den Eindruck, dass der meta-Beschreiben/doing Ratio bei ungefähr 42 liegt.
IBM Schulungen sind ALLE so aufgebaut, dass es:
a) gute "hands-on" Rallyes ohne Erklärungen gibt. Irgendwann muss sich der Trainer ja auch mal entspannen.
b) die Trainer während der Schulung auch mitlernen. Leute, die wirklich praktische hands on Erfahrung haben, können in Projekten wesentlich einfacher Geld verdienen. Und darum geht es.
c) Externe Tools und Tricks wurden auf IBM Schulungen stets eher von mitteilungsfreudigen Lehrgangsteilnehmern mit Erfahrung als vom Trainer vermittelt.
Trotzdem haben IBM Schulungen natürlich auch ihre guten Seiten... falls meine Vorgesetzten mitlesen und sie mich nicht mehr auf solche schicken möchten.
Mich kotzt es auch an, dass es ständig neue Architekturen, Frameworks und Krempel gibt. Als Enterprise Java-Programmierer bleibt einem überhaupt nichts anderes übrig als sich mit diesem von mir oft als sehr eintönig empfundenen Stoff auseinanderzusetzen. Wenn ich 2 mal die Woche jeweils 6 km jogge erwarte ich ja auch nicht, dass km 3 an Tag 2 der Woche 5 besonders aufregend ist...
Im Notes Bereich hab ich manchmal den Eindruck, dass Leute 2 bis 5 Jahre darüber nachdenken, ob es Sinn macht, sich mit SOA, Webservices, Java, JavaScript, Dojo oder was auch immer auseinanderzusetzen. Das erscheint mir irgendwie auch selbstblockierend.
In Java gibts so viele letztlich gleichwertige Frameworks, dass stets der Würfel entscheidet was genommen wird. Eine gerechte Methode, mit der alle Frameworks eine faire Chance bekommen. Der Kollege, der sich zufällig mit dem Webframework beschäftigt hat sich für JSF entschieden (hätt ich nie genommen). Und die Business-Logik sowie deren Testautomatisierung läuft nach meinen Spielregeln (JUnit ohne bells and wistles wie EJBunit und dbUnit) unterstützt von einer selbstgeschriebenen Base Klasse mit der Betonung auf Integrationstests und eben keine Unit-Tests. Da gabs auch viel Rumgemaule, aber hey das ist hier DIE ARBEIT und KEIN WUNSCHKONZERT.
Ich muss jetzt mit JSF klarkommen und die Kollegen eben mit meinem Business-Logik/Persistierung Entwicklungsstil. Ein Trainer wird ganz sicher nicht vorbeikommen.
Das hat auch sehr gesunde Aspekte. Ein Entwickler, der gezwungen ist, sich mit unterschiedlichen Stilen, Architekturen und Idiomen auseinanderzusetzen, kommt nämlich nicht in die Gefahr seinen eigenen Saft für gottgegeben sondern menschengemacht und fehlerhaft zu halten.