Es geht doch um etwas ganz Anderes. Integra, Impex, notes2Data sind alles mehr oder weniger raffiniert gestrickte Interpretersprachen-OLE-Anwendungen. Mein selbstgeschriebener Excel-Export aus einer View funktioniert auch, aber der braucht bei einer großen Ansicht mit vielen Dokumenten dummerweise 2,5 Stunden, während der WKS-Export in weniger als 2 Minuten durchgelaufen ist.
Aber Microsoft macht seine Programme nicht sicherer dadurch, daß die Konverter verbessert werden, sondern, indem man die Konverter nicht erneuert und standardmäßig deren Benutzung "aus Sicherheitsgründen" untersagt und sich der Verantwortung für die hinterlassenen Sicherheitslücke damit entzieht.
Wenn mir das bei einem Programm passiert, das ich für 1,99 EURO auf dem Grabbeltisch eines Kaufhauses ergattere, dann muß ich damit leben. Gleiches gilt für Open Source Software. Nichts bezahlen bedeutet eben auch: keinen Anspruch an Qualität und Service haben.
Nun wird die Microsoft Office-Suite aber nicht zu Grabbeltischpreisen unters Volk gebracht - und deshalb erwarte ich dort auch eine andere Qualität des Supports. Und die Einstellung des Supports incl. Ächtung für den WKS-Konverter halte ich für einen massiven Servicemangel. Lotus Notes ist nämlich nicht ein Programm, das sein Dasein im Schatten und Abseits fristet, sondern es ist zigmillionenfach im Einsatz. Und wenn nur jeder hundertste Notes-Benutzer den WKS-Export benötigt, dann sind das immer noch ein paar Zehn- bis Hunderttausend Benutzer, die man brüskiert. Und wenn man das alles bei Microsoft billigend in Kauf nimmt, dann weiß jeder Kunde schon, worauf er sich einzustellen hat, wie wichtig man seine Anliegen dort nimmt.
Unter uns gesagt: ich glaube, daß man die Konverterabschaltung mit dem Rollout des SP3 für Office 2003 als Testballon nimmt, mit wieviel Gegenwind man bei der endgültigen Abschaltung mit der Einführung von Office 2007 zu rechnen hat.
Und deshalb ist es wichtig, den Gegenwind da zu erzeugen, wo er berechtigt ist. Das eigentliche Problem taucht ja erst in den nächsten Jahren auf, wenn aus den Archiven die Altprogramm-Dokumente einzelstückweise wieder hochkommen.
So komisch es klingt: es gab noch nie eine Zeit, in der so viel geschrieben wurde wie in der Jetztzeit. Aber es wird in einer gar nicht so fernen Zeit eine Zeit gewesen sein, die den Historikern und Archivaren größte Probleme bereitet, weil für das Schreiben Hilfsmittel benutzt wurden, deren Funktionsfähigkeit nicht in die Zukunft transportiert wird. Microsoft hat maßgeblichen Anteil an dieser geschichtlichen Verantwortung für eine Geschichtsausblendung.
Ein Dokument, das ich nicht mehr öffnen und lesen kann, ist nicht besser als ein Dokument, das es gar nicht gibt, weil es sich in seiner Unbenutzbarkeit davon nicht unterscheidet und seine Existenz mir nur die Auskunft darüber gibt, daß jemand etwas geschrieben hat.
Ich habe unserer IT-Abteilung jedenfalls vorgeschlagen, sich mit Microsoft in Verbindung zu setzen und möglicherweise auch den Umstieg auf ein ganz anderes Office-Programm zu prüfen.
Gruß
Norbert