Ich weiss nicht. Wenn 90% Microsoft Office benutzen und die ja schon ein definiertes und gut dokumentiertes xml-Schema haben...
Ich bin zwar ein klarer Freund von Standards, aber es gibt eben
a) nutzlose Kommitee-Standards und
b) reale Industrie-Standards, die kein Kommite-Backing haben (Microsoft 2003 XML)
Das Problem ohne Kommite-Backing besteht einfach darin, dass Microsoft das jederzeit ohne Absprachen ändern kann. Dies ist nicht mehr möglich, sobald es ein ECMA Standard ist.
Dass Microsoft ECMA Standardisierung sucht, zeigt, dass openSource einen bestimmten realen Druck auf die Geschäftspolitik von Microsoft ausübt. Dieser reale Druck geht selbstverständlich nicht von den Heise-News-Ticker Poster mit dem fetten grünen Balken aus, sondern der Tatsache, dass Leute wie Marc Fleury von JBoss, Linus Torvald und vielleicht auch so Organisationen wie Codehaus gezeigt haben, dass es eben auch ohne IT-Großkonzern geht. Nur sind diese Leute in keinster Weise mit einem Gänseblümchen openSource in Verbindung gebracht werden können. Es sind knallharte Geschäftsleute.
Natürlich besitzt Standardisierung moralische Aspekte. Somit besitzt openSource moralisch korrekte Wirkungen. Ausserdem übt es einen Druck auf Lizenzgebühren aus (Marc Fleurys Lieblingsthema). Nur benutzt openSource auch nicht immer moralische Mittel. In den letzten Jahren war mir nichts in dieser Branche mehr verhasst als die Verquickung von openSource mit Moral durch Marketing Leuten wie Ed Brill, die auch offenbar auf dem Heise Newsticker geglaubt wird. Die Leute denken alle an real money, egal ob in openSource oder ausserhalb.
Microsoft hat auch zumindest Teile von .NET ECMA standardisiert. Ein Typ namens Miguel de Iazagua (oder so ähnlich) bemüht sich .NET auf nicht-MS-Plattformen openSource zu implementieren. Nur wird oft angezweifelt, ob Microsoft dann nicht vielleicht doch wichtige Teile für openSource erklärt.
Wenn aber mit der MS-Word Operation das Dokument-Format von MS-Word einer Standardiserungs-Org unterwirft, dann frage ich mich, wo da noch was zurückgezogen werden kann.
Deshalb sehe ich das als einen Wendepunkt in dieser Branche an.
In den 90ern träumten auch viele der die Europa-Herrschaft anstrebenden Lotus Notes Consultings ein Geschäftsmodell an, das sie für "Microsoft" hielten. Mit einer closed source Produktpalette eine marktdominierende Stellung zu erhalten, die es ermöglicht Kunden abhängig zu machen. Ich hab von diesen "cleveren Plänen" nie viel gehalten. Ich kenne Helpdeskanwendungen, in denen der User bei der Installation eine Vertriebsorganisation angeben mußte (sehr verdächtig)
Was heisst das jetzt für mich?Eigentlich was schon vorher galt. Die Möglichkeiten von MS Word 2003 XML (ob standardisiert oder nicht) für Kunden auszunutzen. Standardisiert ist natürlich besser.
Das doofe an Heise Newsticker Kommentatoren ist, dass sie glauben, Sie würden sich auskennen.
Diese Leute überschätzen sich maßlos.
Das faszinierende an dieser Branche ist, dass sie sich bewegt.
Gruß Axel