Das schafft natürlich ein wirklich original kafkaeskes Klima des Mißtrauens.
Direkt mit einer "perfekten" Liste zu kommen halte ich nicht für besonders smart, sondern mehr so triumphalistisch Big Brother mässig. V.a. ist da ja noch die Sekretärin beteiligt, die sich zu spionage-artigen Tätigkeiten verfügbar macht.
Ich denke, dass solche Fälle in der derzeitig in weiten Bereichen stark durch Angst geprägte Arbeitswelt dieses Landes gang und gebe sind. Ich finde es sehr traurig. Es ist auch für den "Angeklagten" sehr schwer, darauf adäquat zu agieren.
Rauchen - und ich weiss leider wovon ich rede - stellt eine Interruption der Arbeit da (v.a. wenn man längere Pilgergänge dafür in Kauf nimmt. Es gibt Studien, dass dies sehr schädlich für die Produktivität ist. In Phasen in denen man weniger operativ agiert und mehr Strategie-mässig nachdenkt, ist es nicht so schädlich.
Aus der IT wird sich ja seit Jahren beklagt, dass es für diesen denkenden Part zu wenig Verständnis von Seiten des Managements gibt. Das stimmt nach meiner Erfahrung. In gewisser Weise ist das schizophren, weil auf der einen Seite sehr viel Geld für "brilliante" Acc**** Consultants bezahlt werden, die im entscheidenden Moment (wenns knallt) über alle Berge sind. Wenn aber andere Leute auf Grund von hardcore Nachdenklichkeit etwas verträumt wirken, dann ist das für sie gefährlich. Man entwickelt da gewisse Schutzmechanismen.
Grundsätzlich finde ich aber, dass der betreffende Manager auf eine sehr dumme, inkompetente und macht-orientierte Art und Weise agiert. Er also der Verantwortung seiner Position menschlich vielleicht nicht gewachsen ist. Oder er will diesen Mitarbeiter aus bestimmten anderen Gründen loswerden.
Wenn einem jemand so kommt, darf man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Vom Seiten des Managers wäre es viel klüger den Mitarbeiter ohne genau Zeiten darauf aufmerksam zu machen. Und gegebenenfalls zu vereinbaren, dass er ab jetzt bitte nur alle 2 Stunden eine Rauchpause macht.
Arbeiten ist heute in vielen Bereichen so komplex, dass es nur so funktioniert, dass Manager den Leuten, die das Budget erwirtschaften, vertrauen und die Budget-Erwirtschafter sich bemühen sollten, dieses Vertrauen zu rechtfertigen. Anders gehts einfach nicht. Solche Aktionen wie die Geschilderte führen zu einem korrumpierten Klima und ich arbeite am besten in einem Klima, das zumindest zu 40% Kindergeburtstag-Charakter hat.
Will jetzt keine Diskussion lostreten, aber:
Man sieht aber auch wie wirkungslos die brillianten Gedanken sind, die sich unsere Herren Gesetzgeber ausdenken. Die werden eben nicht 1 zu 1 umgesetzt. Und zwar zunehmend weniger. In der Betriebsratzeitung von Freitag von meinem Kunden beklagte sich auch der Betriebsrat über die Nicht-Einhaltung von Gesetzen. Wenn natürlich jahrzehntelang über schlankere gesetzliche Regelungen diskutiert wird und nicht viel passiert. Und dann noch so Dinge passieren wie bei Hartz IV, dass nämlich eigentlich Sozialleistungen gekürzt werden sollen, diese Kürzung aber zu 15 Mrd. Mehrausgaben führt. Dann müssen wir uns einfach nicht wundern, dass es Leute, die unter einem sehr realen und mit Zahlen festgelegten Erfolgsdruck stehen, eine gewisse Mentalität entwickeln, Gesetze einfach weniger ernst zu nehmen.
ERGÄNZUNG: Das gleiche gilt übrigens für nicht-Kündingungsregeln bei gewissen Deutschen Automobilkonzernen wie ich heute erfahren habe. Per Gesetz sind die Arbeitsverträge so gestrickt, dass die Angestellten nicht entlassen werden
können. Bei der Restrukturierung einer amerikanischen Tochter von besagten Automobilkonzern war das btw. absolut kein Problem. Nun müssen aber 25% der deutschen Belegschaft abgebaut werden.
Ergebnis: Es wird auf alle Mitarbeiter ein starker psychologischer Druck ausgeübt und zwar völlig ungeachtet dessen, ob sie eine langjährig gute Kraft darstellen oder eben nicht so ein gutes Image haben. Die Manager haben erstmal die mathematisch eindeutige Zielforgabe "Abteilung verkleinern" und die freuen sich dann über jede RACF Nummer (falls die da sowas haben), die sie aus ihrer Abteilungsliste streichen können.
Fazit: Wie bereits aufmerksamen Lesern des liberalen Kultbuchs "El otro sendero" (
http://www.ileperu.org/contenido/Articulos/elotrosendero_desoto.htm) schon länger klar war, ist die Schutzfunktion von Gesetzen höchst fragwürdig. Man kann eben per Gesetz keine gerechte Gesellschaft zusammenzimmern.
Axel