Autor Thema: Interessanter Artikel...  (Gelesen 5406 mal)

Offline Gandhi

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Offline dh-paule

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Re: Interessanter Artikel...
« Antwort #1 am: 07.03.05 - 19:59:17 »
betrachtet man die historische Entwicklung dann hat er Recht !!!

Wer verdiente denn in der Vergangenheit Geld ? Wer machte mehr Gewinn als er benötigte?

Zuerst waren es die Grundbesitzer die auf Ihrem Land Nahrungsmittel anbauten oder Bodenschätze abbauten.

Danach kamen die Produzenten, die Waren aus Rohstoffen herstellten.

Und dann die Händler die diese Waren verkaufen

Geändert hat sich die erste Stufe, die Grundbesitzer sind abgelöst wurden durch die "Maschinenbesitzer" im Rahmen der aufkommenden Industrialisierung.  Warum, weil man mittlerweile Nahrungsmittel effektiver produzieren konnte und Grundbesitz nicht mehr ausschlaggebend war.

Nun ändert es sich gerade von der produzierenden Industrie (die "Maschinenbesitzer") hin zu den "Informationsbesitzern" denn mittlerweile kann "jeder" günstig, effektiv und in guter Qualität produzieren. In der Zukunft ist Wissen gefragt, und zwar praktisches Wissen.
Life on earth may be expensive,
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Re: Interessanter Artikel...
« Antwort #2 am: 08.03.05 - 13:53:36 »
Naja. Das ist auch wieder dieses mono-kausale. Auch in der Antwort von dh-Paule. Es ist grundfalsch. Große Vermögen und sehr komfortable wirtschaftliche Existenzen sind in freien Gesellschaften immer aus dem NICHTS an Besitz über Maschinen oder Grund und Boden entstanden.

An sich ein interessanter ARtikel. Am besten gefällt mir natürlich das bashing des Beifalls für "der Neo-Liberalismus ist Schuld" oder "nur 15% sollen Abitur machen. Wir brilliant genius machen das mit dem denken und der Rest führt unsere dollen Strategien aus".
Der Autor verfolgt aber auch eine monokausale Richtung. Wir sollen alle gebildet sein.
Aber was heisst Bildung?
Humboldinische Bildung (breite Bildung), technisch-naturwissenschaftliche Bildung, betriebswirtschaftliche Bildung? Handwerkliche Bildung? Emotionale Intelligenz.
Bildung. Und alle werden glücklich?
Naja. Ich denke, dass Bildung z.Zt. vielleicht zu gering bewertet wird. Sie beinhaltet ja auch ein Risiko. Die falsche Bildung für den Markt zu haben. Und das macht sie vielleicht unpopulärer als es nötig oder wünschenswert wäre.
Für Durchsetzungskraft, Loyalität gegenüber Vorgesetzten, die Ziele der eigenen Organisation höher stellen als moralische Skrupel sowie Verkaufsenergie und Geschick wird es dagegen immer einen Markt geben.
No easy way out.

... um hier wieder in sowas wie ein Gleichgewicht zu kommen, müssen sich jedoch eine Menge Dinge mehr ändern. Auch nicht so schöne wie "85% sollen hoch gebildet sein", glaub ich. Erwarte da noch eine Menge wesentlich unästhetischere Elemente, die trotzdem notwendig ist. Mit dieser ganzen heglianischen Reformdialektik landen wir im Nirwana.
 
Mein Held dieser Bundesregierung ist jedenfalls Ulla Schmidt. Alle haben über sie gemotzt. Alle Teutonen hatten natürlich viel smartere Masterpläne und die hat natürlich alles falsch gemacht.
Zumindest hat sie gezeigt, dass (para-)staatliche Ausgaben gesenkt werden können.  ;D
Glaub es ist schwieriger ein Land zu ändern, das meint etwas darzustellen, als ein kleines Land. Dieser Glaube, dass man irgendwie etwas "besonderes" ist, führt imho dazu, dass sich der glorreichen Vght. zugewandt wird.

Gruß Axel

comando hernán büchi  >:(
?chilenizar alemanía? Sí pue'  8)

Offline Gandhi

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Re: Interessanter Artikel...
« Antwort #3 am: 08.03.05 - 17:44:24 »
Der für mich wichtigste Satz:
Zitat
Denn das neue Sozialsystem wird nicht mehr daran gemessen, wie viele Klienten es durchfüttern kann. Sondern wie viele Menschen es dazu verhilft, sich aus dem Sumpf des sozialen Abseits zu befreien
Für mich ein Skandal, dass niemand wirklich hilft, wenn es um Qualifizierung von Unqualifizierten geht. Dass unglaublich viel Geld in Umschulungsprogramme gepumpt werden - ohne dass hieraus etwas neues entsteht.
Von vornherein äußerst problematisch finde ich, wie wenigen Menschen hier tatsächlich der Weg in die Universitäten/Fachhochschulen mangels Schulabschluss verwährt ist.

Zum Thema 'falsche Bildung':
Bildung ist aus meiner Sicht nie falsch und man kann nie genug davon besitzen. Ich habe etwas 'falsches' Studiert - etwas mit dem ich konkret gar nichts anfange. ABER: Hierdurch habe ich denken und lernen gelernt - und damit kann ich sehr wohl etwas anfangen. Ich kann mich an meinem Wissen erfreuen - und zumindest ganz tollen Smalltalk betreiben. Schlecht wäre es nur, wenn ich nach dem Studium nichts mehr gelernt hätte.

Zu der Frage, was Bildung heißt möchte ich folgendes Beitragen: Bildung bedeutet für mich, dass ich in wenigstens einer Sprache Texte verstehe und ein Grundwissen (z.B. in Mathematik) besitze, dass mich dazu befähigt mich selbständig weiterzubilden. Ist dies gegeben ist die  Bildung weniger ein Status als ein Prozess.

Mein Held in der Bundesregierung? Scharping. Weil der zurückgetreten ist  ;D
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Re: Interessanter Artikel...
« Antwort #4 am: 08.03.05 - 17:56:24 »
Hmm, hier wird dauernd über "Bildung" geredet, mal darüber nachgedacht, was der Unterschied ist zwischen "Bildung" und "Ausbildung"? Das wird fast immer total durcheinandergeworfen .......
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Re: Interessanter Artikel...
« Antwort #5 am: 08.03.05 - 17:57:57 »
... was ich eigentlich sagen will ist:
- das Umfeld ist schwerer, weil mehr Leute um knappes Investitionskapital konkurrieren.
- es ist alles sehr komplex und ich weiss auch nicht. Einen Masterplan gibt es nicht. Ich will nur einfach mehr konkrete Aktion sehen und weniger dieses rumgerede.

Bildung finde ich auch ernsthaft in Ordnung. Nur wird es immer einen relativ hohen Prozentsatz an Leuten geben, die sich einfach lieber Big Brother reinziehen als sich im Radio ein Mahler-Konzert anzuhören. Die eine Karte von einer Videothek haben, aber keine von der Stadtbücherei. Da wird sich auch so schnell nichts dran ändern.
Ich würd auch nicht sagen, dass die mit der Videothekskarte unbedingt eine schlechtere Chance haben als die Liebhaber von Mahler, modernen US-amerikanischen Geschichtsschreibern, guten Bibliographien und Kurzgeschichten von Borges.

Offline Gandhi

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Re: Interessanter Artikel...
« Antwort #6 am: 08.03.05 - 18:00:30 »
Die Videothekskarte ist gar nicht so schlecht:
Da gibt es inzwischen eine Menge interessanter Reportagen - die oft effektiver als Bücher wissen vermitteln. Warum also nicht.

Nicht das Medium ist schlecht - höchstens die Nutzung. Und da frage ich mich schon, warum die öffentlich-rechtlichen Sender dann sowas wie Marienhof produzieren dürfen...;)
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Re: Interessanter Artikel...
« Antwort #7 am: 08.03.05 - 18:18:34 »
Hmm, hier wird dauernd über "Bildung" geredet, mal darüber nachgedacht, was der Unterschied ist zwischen "Bildung" und "Ausbildung"? Das wird fast immer total durcheinandergeworfen .......
Kann man das so genau trennen?
Vorschlag für eine Art von Definition des Begriffes Ausbildung:
Ein Gremium denkt sich aus, was für die Lernenden wichtiges Wissen ist, damit sie sich in unserer Gesellschaft irgendwie wirtschaftlich in Wert setzen können.

Vorschlag für eine Art von Definition des Begriffes Bildung:
Grundlagenwissen, die es ermöglicht, diese Welt zu verstehen.

Ich glaub, dass im Zeitalter von wirklich zunehmend kürzeren Produkt- und Konzeptlebenszyklen Ausbildung schwieriger geworden ist.
Ich glaub, dass es im Zeitalter der Globalisierung schwierig ist, sich auf einen gemeinsamen Bildungskanon zu einigen.
Ist Platon wichtiger zum Verständnis unserer Welt als Modern Institutional Economics & Public Choice Theorie. Marx? Goethe? Thomas Mann? von Hayek? Irving Berlin? Bebel? Rosa Luxemburg? Mutter Theresa? Margaret Thatcher?
Ich bin z.B. auf eine Art und Weise ziemlich überdurchschnittlich stark durch public choice beeinflußt. Ich weiss inzwischen, dass das ur-amerikanisch ist. Das ist eine Art Verlängerung der Boston Tea Party.


Ist etwa das Java-Thread Buch von doug Lea für mich Bildung oder Ausbildung (habs peinlicherweise immer noch nicht gelesen). Ich hab Probleme wirklich hardcore-mässige Algorythmen-Theorien Bücher zu verstehen (Sedwick). Gleiches gilt für Datenbanktheorie. Halte das aber auch für wichtig.


@gandhi: Ich hab lange ohne Fernseher gelebt und Farin Urlaubs laut geäußerte Anti-Fernseh-Haltung finde ich irgendwie schon ok. Kann sein, dass man ohne die Bilderflut mittelfristig besser dran ist. Auf der anderen SEite braucht man auch Entspannung.
« Letzte Änderung: 08.03.05 - 18:23:50 von Marinero Atlántico »

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Re: Interessanter Artikel...
« Antwort #8 am: 08.03.05 - 18:27:07 »
Nein, nein, in der deutschen Sprache - anders als beim Französischen - gibt es kein Gremium, das Begriffe definiert.

Bildung ist sehr abstrakt und die Gesamtheit dessen, was mit Lernen, Aneignen von Wissen etc. zu tun hat.

Ausbildung bedeutet, die Fähigkeiten des einzelnen Menschen zu fördern, sprich, auszubilden, wozu jemand fähig ist.

Ueber diese Differenzierung lohnt es sich, genauestens nachzudenken und sich dann zu fragen, ob Abi für 100% der Bevölkerung überhaupt sinnvoll ist. Die nächste Frage, die sich dann stellt, ist, ob ein Abi eine höherwertige Ausbildung ist als ein Lehrabschluss. Meine Antwort ist klar nein, wenn sichergestellt ist, dass für den Abiturienten das Gelernte seinem Naturell entspricht und wenn die Ausbildung zum Schreinergesellen dem betreffenden die Erfüllung seiner Anlagen ermöglicht. Die traditionelle Schichtung in "höhere" und "niedere" Ausbildung stelle ich damit ganz klar total in Frage und dann lenken sich die Gedanken in eine ganz andere Richtung. Dieser "interessante Artikel" erzeugt unter diesem Aspekt bei mir nur ein Lächeln auf den Stockzähnen, da grundsätzliche Probleme nicht begriffen wurden, die Vorschläge ersetzen ein einseitiges Dogma durch ein anderes einseitiges Dogma und wenn es auf dieser Welt etwas ganz besonders schlimmes gibt, dann sind es einseitige Dogmen, die von ihren "Besitzern" in der Regel gleich noch als allgemein und alleingültig erklärt werden. So, damit ist aber für mich die Diskussion beendet, das geht nämlich sofort in Fanatismus über, Hauptgrund, warum ich mich hier nicht beteiligt habe und ich ziehe mich auch gleich wieder zurück.
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Re: Interessanter Artikel...
« Antwort #9 am: 08.03.05 - 18:47:02 »
Nein, nein, in der deutschen Sprache - anders als beim Französischen - gibt es kein Gremium, das Begriffe definiert.
Keine Real Academia (gibts in Spanien auch). Ist zur Zeit des nation building dieser Staaten entstanden. Hat in Frankreich viel besser funktioniert, da es weniger zentrifugal-Kräfte gab.
Nun haben beide Institutionen unterschiedliche Funktionen. Hab bei den iberos mehr das Gefühl, dass es so eine Art integrationsklammer ibero-amerika/peninsulares Spanien ist. Frankreich ist irgendwie wohl zentralistischer und elitärer, aber ich kenne Frankreich nicht so gut. 
Ich meinte aber eher Gremien, die Lehrpläne für Ausbildung, Uni und Schule definieren.
Ausbildung bedeutet, die Fähigkeiten des einzelnen Menschen zu fördern, sprich, auszubilden, wozu jemand fähig ist.
Dafür muss man erst einmal die persönliche Stabiliät und/oder Arroganz besitzen, um meinen zu erkennen zu können, wozu jemand fähig ist. Im Zweifelsfall muß man sich wohl im Sinne der Effektivität diese "Arroganz" einfach nehmen. Nicht einfach.

Jens. Mir wehte auch der Geruch der bildungsbürgerlichen Lamoyanz um die Nase. Und das mag ich auch überhaupt nicht. Ich halte auch Leute mit einem mehr handwerklich-bodenständigen Ansatz für sehr wertvoll. Bin in einem Großraumbüro heute Zeuge geworden, wie ein paar sehr sympathische Neulinge sich beginnen in einer Organisation durchzusetzen, die ich für hoffnungslos gehalten habe. Und die sind auch als Kunden hart. Wissen aber, dass sie manche Sachen nicht wissen. Das war bislang nicht Kultur bei diesem Kunden. Hatte bisher hier mehr den Eindruck, dass sie sich auf unterschiedlichen Stufen der Göttlichkeit sahen und dabei sehr unzufrieden waren.  ;D (ausser ein paar Ausnahmen).
« Letzte Änderung: 08.03.05 - 18:49:59 von Marinero Atlántico »

Offline Semeaphoros

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Re: Interessanter Artikel...
« Antwort #10 am: 08.03.05 - 19:16:09 »
Ok, was da um die Nase weht, da sind wir uns einig. Dein Erlebnis solltest Du ausgiebig geniessen, es hat wohl Seltenheitswert.

Das Gremium in Frankreich funktioniert nicht wirklich, das spanische ist da fast sicher nicht vergleichbar, obwohl ich das meinerseits nicht kenne.

Arroganz braucht es erst, wenn man behauptet, "Ausbildung" korrekt und 100%ig umsetzen zu können, ich hab ja nur den Begriff definiert, um Gedankengänge anzustossen. Stimmt, wenn man das umsetzen will, sollte man sich der eigenen Mängel bewusst sein und wissen, dass es nix 100%iges gibt. Aber die (Aus-)Bildungsdiskussion (inkl. dem eher etwas merkwürdigen Pisa-test) krankt ja genau an dieser 100% Vorstellung oder dem "sich göttlich fühlen" wie Du es so schön ausgedrückt hast. Erst wenn man von diesem Sockel herunterkommt, ist sinnvolles Nachdenken möglich.
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Re: Interessanter Artikel...
« Antwort #11 am: 08.03.05 - 20:26:29 »
Marco hat es auch nicht leicht hier ::)

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Re: Interessanter Artikel...
« Antwort #12 am: 09.03.05 - 09:32:17 »
Warum nicht?
OK, Bildungsmäßig komme ich aus einer anderen Ecke...In Deutschland gilt ja die humanistische Bildung mehr, als die Naturwissenschaftliche - insofern seid Ihr da im Vorteil  8)
Andererseits aber auch nicht, da ich meine (unnütze) Ausbildung nicht missen möchte (durch sie habe ich mit Sedgwig, Datenbanktheorie etc. zumindest im Theoretischen wenig Probleme - Mathe bringts...)

Zum Thema Bildung: Ich komme eigentlich aus einer Handwerkerfamilie - insofern stehe ich sehr wohl auf dem Standpunkt, dass die Fähigkeiten zur manuellen Arbeit durchaus eine Art von Bildung sind. Völlig wertfrei. Und ich bin auch durchaus der Meinung, dass man sich solche Fähigkeiten aneignen soll (weil sie manche Dinge dann wiederum unendlich viel einfacher machen)
Nicht in Frage gestell wissen will ich aber, dass Bildung an sich hierzulande (und überall sonst - aus Prinzip) Mangelware ist, weil man nie zuviel davon haben kann. Daher wünsche ich mir, dass die Institutionen zur Bildung incl. Lebenslanges Lernen (VHS etc.) gestärt werden.

So doof das auch klingt: Hätten wir hier 5 Millionen Spitzenausgebildetet Arbeitslose hätten wir keine 5 Millionen Arbeitslose.

Und die Abqualifikation von Menschen nach Bildungsabschlüssen im ersten Lebensviertel ist irgendwie skandalös. Und überhaupt nicht zeitgemäß.
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Re: Interessanter Artikel...
« Antwort #13 am: 09.03.05 - 09:43:00 »
Das ist richtig und die Tendenzen sind/waren entgegengesetzt. Hier hat die Pisa-Studie eine gute Seite, indem sie in Frage gestellt hat und das Bewusstsein hervorgeholt hat. Die Reaktionen darauf sind jedoch hanebüchen, und die Studie selber in meinen Augen eine Katastrophe. Ein Interview mit dem "Erfinder" der Studie hat zwischen den Zeilen durchblicken lassen, dass der Mann Fan des finnischen Systems ist, kein Wunder, dass das Resultat so aussieht, wie es das tut. Und jetzt flickt man an Symptomen statt an Ursachen. Bei genauem Hinsehen pumpen die Finnen ins Bildungssystem einfach mehr Resourcen pro Einheit (Lernenden) hinein als das in D oder auch in CH der Fall ist.
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Re: Interessanter Artikel...
« Antwort #14 am: 09.03.05 - 10:08:16 »
Genau. Das einfache Reinpumpen von Ressourcen reicht schon aus.  Da braucht man nicht über Schulideologien zu philosophieren, da reicht der bloße gesunde Menschenverstand. Klassen mit 35 Schülern, 5 Stunden Unterricht (theoretisch - praktisch 4,5?) können in meinen Augen schlicht nicht effektiv sein. Kennt jemand einen privaten Bildungsanbieter, der z.B. eine Notes-Schulung mit 35 Teilnehmern anbietet? Ich glaube 8 ist hier das Maximum. Mit gutem Grund. Und hier werden Erwachsene (mit erheblicher Motivation und Konzentrationsfähigkeit) geschult und keine zappeligen, fahrigen Sechsjährige.
Und zum Thema Pisastudie: Die hätte echt niemand durchführen müssen - das war offensichtlich, dass Schule nicht funktioniert. Ein Beispiel?
Englischunterricht. Wir hatten in der Schule 9! Jahre Englischunttericht. Ein Zeitrahmen in dem man annehmen sollte, dass jeder diese Sprache dann flüssigst beherrschen sollte. Weit gefehlt. Von 30 Mitschülern würde ich 10 so einschätzen, dass sie mit ihren Sprachkenntnissen (nach der Schule) in England oder den USA überlebt hätten. Die anderen (mich eingeschlossen) konnten bestenfalls etwas daherstottern. Englisch gelernt habe ich dann im Studium (Fachliteratur) bzw. im Einzelunterricht (privat), in dem ich dann in einem Vierteljahr mehr lernte, als zuvor in sagen wir 5 Jahren Schule.
Die Englischunfähigkeiten (nicht nur in meiner Schule sondern allgemein zu beobachten) alleine sollten ein so deutliches Signal sein, dass längst etwas hätte passieren müssen. (von Deutsch, Mathematik und auch vor allem Naturwissenschaften will ich gar nicht anfangen)

Da werden Milliarden in tote Industrien (z.B. Kohle), Zersiedelung (Pendlerpauschale, Eigenheimzulage) etc. 'investiert' während an Bildung, der (meiner Meinung nach) einzig sinnvollen Invelstition bereits seit Jahrzehnten gespart wird, bis der Putz von den Decken fällt udn das Bauamt einschreitet.
Und da geht es keinesfalls nur um Spitzenforschung, Eliten etc. (die gibt es so oder so immer - die bilden sich - aber werden nicht gebildet), sondern um die Volksbildung. Darum, dass jeder hierzulande einen Grundstock hat (Lesen, schreiben kann, Texte verstehen kann, einige mathematische Fähigkeiten hat, weiß wie der Staat funktioniert, aus der Geschichte gelernt hat etc.) der ihn dazu befähigt hier ohne Hilfe des Staates zu leben und sich in seinen Möglichkeiten zu verwirklichen.

Die Bildungsausgaben in D sind marginal verglichen mit den Sozialausgaben. Stellt man dann noch die Frage, ob man die Sozialausgaben nicht binnen einer Generation drastisch reduzieren kann, wenn man die Bildungsausgaben stark erhöht, so kommt man doch nicht umhin festzustellen, dass sich eine Investition in Bildung mit Sicherheit amortisieren wird (vermutlich gar mehrfach).

Es geht ja hier nicht nur darum, dass ich es toll fände wenn hierzulande jeder über sonstwas philosophierte, sondern vielmehr darum, dass die breite Unbildung auch ein unglaublich großes wirtschaftliches Problem darstellt. Wie gesagt: Die 5 Millionen Arbeitslose sind überwiegend Ostdeutsche (deren Problem mit Bildung alleine vielleicht nicht gelöst werden kann aber wohl geschwächt) und Geringqualifizierte.

Bildung zu wollen heißt aber auch Integration. Ich arbeite in FFM. Eine Straße weiter betritt man ein anderes Land mit einer (eigentlich mehreren) fremden Kultur. In den Großstädten haben sich regelrechte Inseln gebildet, die über klassische Bildung nicht zu erreichen scheinen. Dort spricht kaum jemand so gut deutsch, dass es zu einer 'Hochqualifizierten' Tätigkeit ausreichen könnte. Hier ist ein massiver Integrationsaufwand notwendig, da ansonsten die hier existierenden Lücken (die ja auch in der Pisa-Studie deutlich wurden) weiter aufreißen. Hier muss Geld in die Hand genommen werden und der Dünkel der Leitkultur fallen gelassen werden, damit man sich auf einen Bildungsstand einigen kann, der trotz weltanschaulicher Differenzen existieren kann.
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Offline Mark³

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Re: Interessanter Artikel...
« Antwort #15 am: 09.03.05 - 11:56:37 »
Ein entscheidender Anteil an der Bildung ist das Kennen und Anerkennen von Werten. Wenn nur das Billigste gekauft wird kann auch kein Geld für Arbeitskräfte vorhanden sein. Die gleichen Leute, die ihren Arbeitsplatz als Bäcker verlieren, kaufen ihre Brötchen beim Backdiscounter, da sie da 5 Cent billiger sind.
sagt Mark.



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Re: Interessanter Artikel...
« Antwort #16 am: 09.03.05 - 12:05:24 »
Ein entscheidender Anteil an der Bildung ist das Kennen und Anerkennen von Werten. Wenn nur das Billigste gekauft wird kann auch kein Geld für Arbeitskräfte vorhanden sein.
... eine ziemlich keynesianische Sicht der Dinge.
Kann man auch anders sehen:
Die Leute sparen das Geld und bringen es zur Deutschen Bank.
Die Deutsche Bank arbeitet Tag und Nacht, um das Geld denen zu leihen, die so effiziente Investitionen auf dem Kasten haben, dass man damit 25% Gewinn macht. Diese stellen dann Leute ein.
Klappt aber leider auch nicht.  ::)  ;D

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« Antwort #17 am: 09.03.05 - 13:33:43 »
Vielleicht ist der Denkfehler der, zu glauben, dass Unternehmen, die 25% Gewinn machen, überhaupt Mitarbeiter einstellen können - oder gar niedrigqualifizierte Mitarbeiter einstellen können.

25% Gewinn zu erwarten ist aber auch - mal unter uns - echt bekloppt oder?
Da gab es mal das Rechenspiel mit dem Pfennig, der bei 5% Zinsen p.a. im Jahr 0 angelegt inzwischen den Wert eines Goldklumpens der Größe der Erde hätte...habs aber nicht nachgerechnet.
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Re: Interessanter Artikel...
« Antwort #18 am: 09.03.05 - 14:30:32 »
Ich bin trotz allem  8) ein Mensch mit Visionen geblieben. Sowas wie Mondragon http://www.viavia.ch/spip/article.php3?id_article=263 stelle ich mir als guten Weg zur Lösung aller Probleme  ;D vor. Ich hab mal ne lange Radiosendung darüber gehört (ja, es gibt noch Sender mit Wortbeiträgen) und da wurde nur positiv davon erzählt. Beispielsweise eine maximale Lohnschere von 1:6 (niedrigster Lohn zu höchstem) finde ich anständig (wobei die Zahl an sich natürlich verhandelbar ist).
So ein Genossenschaftsding funktioniert natürlich nur, wenn alle auch motiviert mitarbeiten. Aber ich hoffe immer noch, dass positive Anreize besser motivieren als Druck und Drohungen des Arbeitsplatzverlustes. (Sicher bin ich mir allerdings nicht)
sagt Mark.



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Re: Interessanter Artikel...
« Antwort #19 am: 09.03.05 - 14:41:46 »
Zitat
So ein Genossenschaftsding funktioniert natürlich nur, wenn alle auch motiviert mitarbeiten

Und schon hast Du eine sich  selbst ausschließende Aussage getätigt. Eine 'Genossenschaft' ist längst nicht für alle eine Motivation. Da aber alle motiviert sein müssen, kann die Genossenschaft (aufgrund der Prämisse) also nicht funktionieren - was in der Praxis ja bereits ausfühlich zu beobachten war und teilweise noch ist.

Motivation kann nur entstehen (aus meiner Sicht), wenn die Menschen sich weitestgehend ihren Wünschen gemäß entfalten können. Wobei die Wünsche sich natürlich den gegebenen Bedürfnis anpassen werden (vermute ich).

Die feste Lohnschere halte ich ebenfalls für total idiotisch: Warum sollte dann noch irgendjemand irgendwas tun? Wenn ich so oder so 1/6 dessen bekomme von dem was ein super motivierter bekommt - dann bekomme ich genug zum Leben. Dafür strenge ich mich dann nicht an. Wenn ich sowieso nicht mehr als 6 mal so viel wie ein Hilfsarbeiter bekomme strenge ich mich genau maximal so lange an, bis ich das 6fache bekomme. Und schon funktioniert die Gesellschaft nicht mehr effizient. Willkommen DDR.

Die Menschheit muss meiner Meinung nach einsehen, dass es Gerechtigkeit und Gleichheit nicht natürlicherweise gibt und jeder Versuch diese zu etablieren zwangsläufig zu einer verminderten Leistung der Gesamtbevölkerung führen muss (jedenfalls dann, wenn die Gerechtigkeit/Umverteilung das Maß übersteigt, dass zur Vermeidung von Bürgerkriegen etc. notwendig ist).

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