Autor Thema: gibt es hier eine Meinung zu?  (Gelesen 2159 mal)

Marinero Atlántico

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gibt es hier eine Meinung zu?
« am: 13.09.04 - 17:32:46 »
Hi,

der Artikel hat am Anfang ein paar Längen und wird dann - für mich zumindest - hoch interessant.
Effekthascherische Laberei oder wirkliche Information?

http://www.joelonsoftware.com/articles/APIWar.html

Gruß Axel

Offline Gandhi

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Re:gibt es hier eine Meinung zu?
« Antwort #1 am: 14.09.04 - 16:51:35 »
Also nach dem Durchkämpfen des Artikels bin ich nun glaube ich doch ein wenig schlauer.
Vor allem bestätigt das aber meine Meinung: Im Moment lohnt es sich nicht in Technologien zu investieren (wenn man nicht ohnehin mit ihnen arbeitet), sei es nun .Net oder auch Java, weil die Entwicklung in diesen Bereichen einfach zu flink ist. Offensichtlich sogar zu flink für MS um die langjährige Konsistenz ihrer Programmier-Paradigmen beizubehalten.
Das Fazit für mich ist also, dass ich keinerlei Techniken mehr lernen will, die ich nicht unmittelbar brauche und meinen Bildungsdurst mehr in Richtung Prozesse verlagere, da diese doch weniger volatil und haltbarer sind.
Ich habe mich Ende letzten Jahres mit dem Chef eines kleineren MS-Umgebung-Entwicklungsteams (10 Personen) unterhalten, der bestätigt hat, dass trotz des .NET Hypes in den Medien und Seitens MS hier von Kundenseite überhaupt kein Interesse bestünde. Vielleicht bei größeren Kunden aber nicht bei der breiten Masse.

Ich gebe mir selbst also den Rat, mehr Zeit in den Aufbau zum Wissen über Management- und Entwicklungsprozesse zu investieren, sowie meine Softskills zu schleifen, anstatt mich in Techniken zu verheizen, deren Halbwertszeiten immer mehr in die Größenordnung von Sekunden sinken. Oder gemäß Warhol: Jede Softwaretechnologie ist für mindestens 15 Minuten berühmt....
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Marinero Atlántico

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Re:gibt es hier eine Meinung zu?
« Antwort #2 am: 14.09.04 - 19:51:06 »
Hi Marco,

viel Glück.
Ich weiss aber nicht, ob man das immer so steuern kann.
Das hängt ja auch davon ab, wo man sich gerade nützlich machen kann und dafür Geld bekommt.
Ich persönlich finde auch Java oder .NET nicht so kompliziert wie viele hier immer behaupten. Man muss eben ein gewisses Tempo finden und v.a. permanent am Ball bleiben. Und irgendwie muss es auch Spass machen und man sollte einen Sinn drin sehen.
Ich hab dieses Jahr auch mehr Geld mit Notes als mit den neuen Technologien umgesetzt.

Auf der anderen Seite war auch einiges an der Grenze und die würden es natürlich gerne sehen, wenn ich mit gewissen Java Prototypen komme, die das substituieren. Ein klares Budget gibt es dafür nicht, aber es gibt zumindest die Option. Eine Hercules-Aufgabe, aber diesmal werd ichs wohl mal versuchen. Keine kleine Anwendung und ich krieg auch so mein Geld.

Weiss auch nicht, ob man das immer so steuern kann. Ich will auch mehr Softskill Zeugs lesen, einfach weil es - wenn man wirklich drüber nachdenkt - einen größeren Teil des Jobs ausmacht als das technische Zeugs. Leute, die wirklich was bringen, bewegen sich sowieso in einem relativ anstrengenden Feld zwischen Technik, Managementfähigkeiten, Vertrieb und  Kommunikationsfähigkeiten.

Ich hab soviele Quatschprozesse ausgedacht von irgendwelchen geistig und seelisch verarmten Prozess-Rhetorikern und Corporate Policy Napoleons gesehen und hab die so oft in Meetings erlebt, dass ich mich nicht einmal mehr darüber aufrege.
Da gibt es natürlich auch wirklich gute Leute, aber die haben es auch nicht so leicht.


Gruß Axel
« Letzte Änderung: 14.09.04 - 19:51:32 von Marinero Atlántico »

Offline heini_schwammerl

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Re:gibt es hier eine Meinung zu?
« Antwort #3 am: 14.09.04 - 21:35:27 »
Zitat
Ich habe mich Ende letzten Jahres mit dem Chef eines kleineren MS-Umgebung-Entwicklungsteams (10 Personen) unterhalten, der bestätigt hat, dass trotz des .NET Hypes in den Medien und Seitens MS hier von Kundenseite überhaupt kein Interesse bestünde. Vielleicht bei größeren Kunden aber nicht bei der breiten Masse.
Und ich dachte schon ich arbeite auf einem anderen Stern. Vielen Dank für dieses Zitat. Mir geht es gleich viel besser.

Offline Gandhi

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Re:gibt es hier eine Meinung zu?
« Antwort #4 am: 16.09.04 - 12:49:24 »
Zitat
Das hängt ja auch davon ab, wo man sich gerade nützlich machen kann und dafür Geld bekommt.
Genau. So sehe ich das auch. Die nächste Zeit bekomme ich wohl noch Geld für Notes-Services - und was in einem Jahr gerade en vogue ist weiß ich nicht - und ich glaube auch nicht wirklich irgendwer sonst (auch wenn Java ganz bestimmt noch ein Thema sein wird ;))

Zitat
Ich persönlich finde auch Java oder .NET nicht so kompliziert wie viele hier immer behaupten. Man muss eben ein gewisses Tempo finden und v.a. permanent am Ball bleiben. Und irgendwie muss es auch Spass machen und man sollte einen Sinn drin sehen.
Es ist erst mal gar nicht kompliziert - wohl aber sehr umfangreich. Mit dem Tempo hast Du recht - es ist zur Zeit wirklich riskant aufs falsche Pferd zu setzen. Und ganz ehrlich: Ich will nicht meine gesamte Zeit darauf verwenden, dass ich irgendwelche - eventuell irgendwann für mich mal relevanten Technologieen- reinziehe - da gibt es effektivere Möglichkeiten (eben Softskills und andere Meta-Fähigkeiten - langfristig nutzbares Wissen und Können).

Für mich ist es aber auch tatsächlich so, dass ich mein 'Ingenieursdasein' mit einem zeitlichen Verfallsdatum sehe. Auch wegen immer wieder auftauchenden Anzeigen wie : "Suchen Entwickler unter 40 Jahren". Da kann man nachdem man die 30 überschritten hat schon nervös werden....

Wohin ich gehe - so genau weiß ich es nicht - aber jedes Jahr die neueste technische Nische zu besetzen ist wohl echt anstrengend, oder?

Zu den Managern und deren Qualitäten: Ich denke gute Manager (im Softwarebereich) waren auch mal 'Techniker'. Ist in der Automobilindustrie nicht anders - auch dort sind die meisten Vorstände ehemalige Ingenieure. Insofern sehe ich das so, dass ich mich lange genug auf dem technischen Level gequält habe - um auch noch in vielen Jahren Techniker zu verstehen. Das wäre also eine Möglichkeit - vielleicht nehme ich aber auch noch eine ganz andere wahr...

Mein Wunsch nach Veränderung hat aber auch was mit der von Dir geschilderten Frustration zu tun:
Zitat
Ich hab soviele Quatschprozesse ausgedacht von irgendwelchen geistig und seelisch verarmten Prozess-Rhetorikern und Corporate Policy Napoleons gesehen und hab die so oft in Meetings erlebt, dass ich mich nicht einmal mehr darüber aufrege.
Da ist dann irgendwann doch der Punkt da, an dem man sich nicht von jedem dahergelaufenen Grützkopf sagen lassen muss, dass die Erde eine Scheibe ist.
Der "Wenn ich" und der "Hätt' ich" das sind zwei arme Leut'
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Marinero Atlántico

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Re:gibt es hier eine Meinung zu?
« Antwort #5 am: 16.09.04 - 14:58:02 »
Das mit den ständig neuen Technologien finde ich ein bischen übertrieben.
Die gemeinsamen Muster sind schon recht stark.  
Ich zweifele da auch manchmal dran, aber momentan bin ich in so einer Phase, wo dieser Job wieder wirklich interessant wird. Und zwar wirklich nicht unbedingt mit den Sachen, mit denen ich nun Geld verdiene, sondern wegen den Lernprojekten. Zumindest scheinen diese Kunden jetzt einfacher im Umgang als die vor z.B. 6 Monaten.

Ich hab wirklich irgendwann aufgegeben, mich über irgendwelche Arschköpfe aufzuregen oder  mich zu wundern. Ich weiss nur eins: Die Formel für individuelle Arschköpfigkeit hat einen starken Gesamt-Organisatorischen Anteil.
Sowas wie Unternehmenskultur ist stark und wenn die oben Arschköpfe sind, dann rollt das die food-chain runter.

Womit viele Leute (ich eingeschlossen) nicht so richtig klarkommen, ist diese Unsicherheit, die vermutlich wesentlich stärker ist als in der Generation unserer Väter. Aber das ist halt so.

Gerade aus der Ecke von Unternehmensberatern höre ich auch eine Menge Frust und meine gewiss nicht zartbeseitete Schwester ist inzwischen auch schon genervt über den Umgangston rund ums Marketing.

Gruß Axel

Marinero Atlántico

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Re:gibt es hier eine Meinung zu?
« Antwort #6 am: 17.09.04 - 10:14:05 »
...und wo wir bei Prozessen sind.
Zumindest in der Software kommen sämtliche vernünftigen Prozesse aus der Software selber.
 
Für mein Qualitätsmanagement sind solche Sachen wie JUnit, Ant Hill, Cruise Control, schlanke UML Tools, etc. pp. vielversprechend, bzw. ich arbeite dran und integriere sie in meine Arbeitspraxis.
Viele dieser Wunderwerke an angewandter Qualitätsmanagement-Praxis wurden openSource entwickelt (angeblich ein Tummelplatz für anarchisierende Freaks).
 
Während alle Software-Externen Qualitätsmanagement Konzepte - wie ich ihnen oft in größeren Organisationen begegnete:
- 100% die Bürokratie erhöhten
- Kilometergroße Löcher hatten
- bestimmten Leuten die Möglichkeit gab für gewohnheitsmässig nicht erbrachte Leistung Tonnen von Tagen zu fakturieren.
- rein zerimoniell, d.h. du hälst dich Buchstabe für Buchstabe dran und du weisst, dass es totaler Quatsch ist. Wenn du dich nicht dran hälst, bekommst du Ärger.

Das Ergebnis der Arbeit der Organisations/Qualitäts/Etc- Berater schuf also eine Umwelt, die mich oft stark an den geistigen, ethischen und produktiven Zustand eines durchschnittlichen Mittelamerikanischen Kleinstaats erinnerte.

und das dann mit dem Argument, den "Entwicklern" zu "helfen".

Gruß Axel  

 

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