Entstanden in diesem
Thread möchte ich eine schöne, längere Geschichte rund um Strafaufgaben mal hier wiedergeben, an die ich dabei erinnert wurde:
Wie teilweise bekannt, habe ich vor meinem Einstieg in die berufliche Computerwelt Latein unterrichtet. In den ersten Lateinjahren hat man es ja durchaus noch mit jüngeren Leuten, so grade mal kurz vor dem Versuch, Erwachsen zu werden, zu tun und wie das dort so ist mit Schwatzen in der Schule und so ist ja bekannt, sprich es ist unumgänglich, dass früher oder später über Strafaufgaben nachgedacht wurde. Bei mir hat das dann durchaus einen Fachbezug gehabt. Bevor Gutenberg die Drucktechnik erfunden hatte, mussten ja wohl oder übel alle Texte, die irgendwie publiziert wurden, von Hand kopiert werden. In der Antike gab es dafür extra Schreibstuben, da stand einer vorne und diktierte, und eine Handvoll oder mehr Schreiber haben das dann meistens auf Rollen geschrieben. Im Mittelalter gabs diese Scheibstuben nicht mehr. Gleichzeitig ist die absolute Zahl der Leute, die schreiben konnten, zurückgegangen, und die meisten Leute, die schreiben konnten und Zeit hatten, lebten als Mönche in den Klöstern. So kommt es, dass praktisch die gesamte antike Literatur in unseren Klöstern abgeschrieben und vervielfältigt wurde. Es ist kein Zufall, dass der Vatikan eine der grössten Bibliotheken besitzt und auch in Deutschland sei die Klosterbibliothek von Fulda erwähnt, die viele, viele Handschriften antiker Texte beherbergt. Damit war eigentlich schon gegeben, Strafaufgaben bei mir hiess fast nie "Schreibe 10x .... " sondern "Schreib die ersten 10 Zeilen von demunddem Text ab". Und wenn das das erste Mal passierte, wurde dann gleich Kulturgeschichte eingeschoben wie oben erzählt. Ab diesem Moment war meine Androhung zur Strafaufgabe immer der Satz: "Willst Du ins Kloster??" Meistens wurde das mit Grinsen quittiert und verstanden, ab und zu ist dann aber auch mal der eine oder andere ins Kloster gegangen ....
Mit einer Klasse haben wir eine Studienwoche verbracht. Das war ganz in der Nähe eines noch oder wieder aktiven Klosters (Mariastein in der Nähe von Basel, falls es jemand interessiert :-). Natürlich haben wir eines Tages eine Exkursion ins Kloster gemacht, wir waren 30 Minuten zu Fuss entfernt. Wir haten das grosse Glück, dass der Mönch, der uns durch die Anlage führte, die Kinder richtiggehend begeistern konnte. Dabei hat er aber doch eine Fülle an Informationen rübergebracht. Am Schluss waren alle rundum begeistert (inklusive dem Ich, der ja begleiten musste, der Kollege Biologie- und Mathematiklehrer hat das natürlich dem Philologen delegiert ......
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Etwa 14 Tage später im Lateinunterricht,:
Ich: "Willst Du ins Kloster?"
Der Schüler: "Ja, es war wunderschön"
Irgendwann galt es auch von dieser Klasse Abschied zu nehmen. Normalerweise ist das nicht wirklich was besonderes, bei dieser Klasse allerdings schon: Manchmal bekommt man von der Klasse ein Abschiedsgeschenk (was immer ein besonderes Ereignis und eine wunderschöne Anerkennung ist, für die man dann ein Leben lang dankbar sein kann). Das war auch hier so: ein kleiner, gehäkelter Franziskaner-Mönch .........