@Ralf: ich denke auch, daß du dich hinsichtlich der Bereitschaft deines Arbeitgebers, in den Aufbau deiner Fähigkeiten zu investieren, in einer privilegierten Stellung bist.
Dies ist auf dem deutschen (Käufer-) Arbeitsmarkt nicht mehr so. Es gibt dafür verschiedene Ursachen:
- Unternehmen, die während des Booms bereit waren in die IT-Ausbildung ihrer Mitarbeiter zu investieren, wurden damit konfrontiert, daß die Besten sich eine neue, besserbezahlte Stellung suchten.
- In den letzten Jahren wurden sehr viele gut ausgebildete Leute (Berufsakademien, Universitäten, FHs, ehrgeizige Autodidakten + Azubis in sogenannten Neuen Berufen) in den Markt gepumpt.
- Die Öffnung Ost-Europas setzt eine Menge fähiger, ehrgeiziger und intelligenter Leute aus diesen Länder in die Lage, hier auf dem Arbeitsmarkt mitzumischen (sei es hier zu arbeiten oder near shore-Produktion).
- Netztechnologie verbessert die Möglichkeiten, Dinge in anderen Orten zu entwickeln, wo es sehr fähige, ehrgeizige und intelligente Leute gibt, die allgemeinen Lebenshaltungskosten aber richtig gering sind (Indien, Bangladesh, Pakistan und China arbeitet dran).
Ich arbeite jetzt in Projekten konkret mit SOAP, XML, Java, Swing, Servlet-Applet socket connections, RMI, Tomcat, Servlet, JSP, Axis, MS SOAP Toolkit 3.0, Lotus Domino und IBM-Portal Server. Außer für LotusDomino habe ich für keine dieser Technologien jemals eine formale Schulung erhalten. Wenn ich da für alles in eine Schulung rennen würde, käme ich aus dem Schulungsraum gar nicht mehr raus (sicher für ein paar Wochen eine verlockende Vorstellung, auf die Dauer aber wohl doch eher langweilig). Ich war z.B. von der letzten 5 tägigen IBM-Schulung, die ich besucht habe (Enterprise Java Beans) eher enttäuscht.
... und ich bin relativ optimistisch, daß das funktioniert, obwohl es sicher eine ernste Herausforderung darstellt. Alles eben auch eine Frage der Kompetenz der Kollegen, mit denen man schwierige Punkte besprechen kann und eines professionellen Projektmanagements (Kollege Nico und ich, muß also gut sein
) .
Autodidaktentum ist möglich, erfordert nun aber eben einen relativ hohen Grad an Disziplin und auch an einer jahrelang geschulten Fähigkeit zu lernen. Kompetente Kollegen helfen auch eine Menge (hier bei IMG zum Beispiel) oder im legendären Inkompetenzcenter von Kasten Consulting mit Klassikern der Notes-Programmierung wie dem Harkpabst.
Die Fähigkeit, seine Arbeit zu beherrschen, hat nicht unbedingt was mit formalen IT-Schulungen zu tun. Die mögen sicherlich helfen. Dies gilt vermutlich in einem höheren Grade für Leute, die sich nicht eine langjährige Uni-Ausbildung von den Steuerzahlern haben finanzieren lassen.
Stimme aber mit Ralf absolut darin überein, daß es wichtig ist, wirklich die Grundlagen zu verstehen und es nicht darum gehen kann, etwas irgendwie ans Laufen zu bringen.
Wer sich für sowas hergibt, baut selbst kein Fundament auf und hilft eigentlich mehr seinem Manager als sich selbst. Der Manager erzielt für einen begrenzten Zeitraum einen (scheinbar) guten Kosten-Nutzen Quotienten. Die Technologien wandeln sich sowieso, jedoch wesentlich stärker auf der Oberfläche als in einer darunter liegenden Schicht. Deshalb macht es IMHO auch Sinn da etwas dickere Bretter zu bohren. Wer Transaktionen in RDBMS versteht, versteht auch Transaktionen in SOAP schneller.
Gruß Axel