Es ist nicht leicht ihm zu folgen [...]
Hi Rob,
ich würde sagen, ich verhalte mich marktkonform. Um die Sprache in der derzeitigen Marktsituation professionell nutzen zu können, benötigt es einiges an Abarbeitung an abstrakten Konzepten. 1998 hätte ich vermutlich anders geredet, aber wir haben jetzt Millionen von fitten Java-Programmierern auf dem Markt. Ich hab eine Menge an Gesprächen mit Consultings/Endanwenderunternehmen geführt (erfolgreich btw.). Selbst bei Stellen, die für Notes-Umsteiger ausgeschrieben waren, ging es bei den Gesprächen fachlich wirklich hart zur Sache. Wenn man da ankommt mit "kann Applets mit awt programmieren, kenne JDBC und hab schon mal'n Servlet programmiert und das funzt auch", ist man direkt wieder draußen. Das war zumindest mein Eindruck.
Offenbar führt meine Fachsprache zu Agressionen. Sie ist aber die direkte Folge einer notwendigen fachlichen Auseinandersetzung. In jedem Java-Forum, das ich kenne wird genauso geredet. Wir sehen uns auch nicht als Götter. Das ist einfach die freakin' Sprache. Eine Einarbeitung in Java kann nicht nebenbei laufen. Das lief selbst 1999 nicht. Damals habe ich die ersten Schritte gemacht. Wirklich sinnvoll einsetzen konnte ich Java aber erst, nachdem ich im Feb 2001 konsequent angefangen habe, mich aktiv mich an
www.javaranch.com zu beteiligen und viele Bücher zu lesen. Das hatte Auswirkungen auf meine Performance als Notes-Consultant, aber damals konnte man sich das noch leisten. Ich hab mir die ersten Ranch-Postings jetzt nochmal angekuckt und da wurden mir sogar Java Language Specification Zitate um die Ohren geknallt, allerdings in freundlichen Ton.
Ich will einfach keinen falschen Eindruck erwecken. Und vieles was gerade im Notes-Bereich als Java-Einstieg angeboten wird, erweckt meiner Ansicht nach einen falschen Eindruck (z.B. die Kursunterlage Domino and Java):
Meiner Meinung nach führt LotusDomino im Entwicklungsbereich und weniger im Administrationsbereich in eine sehr eigene Art der Programmier-Praxis, die von der Perspektive anderer Programmiersprachen weit entfernt ist. Angesichts der Marktlage halte ich es für sinnvoll, sich konsequent ein zweites (oder drittes) Standbein zu verschaffen. Das kann, muß aber nicht Java sein.
Alternativen wären:
- PHP (obwohl ich den Markt auch für sehr umkämpft halte).
- Microsoft.NET (die derzeit vermutlich erfolgsversprechenste Wahl)
- OpenSource Linux (Python, Open Office, MySql, Postgres, C und hmm vielleicht auch Java).
Auf Javaranch werden C, PHP, Notes-Umsteigern Microsoft.NET empfohlen, weil es dort einfach noch weniger Konkurrenz gibt. Viele Java-Programmierer machen auch beides. Ich selbst verfolge auch diese Strategie, aber noch ein wenig unentschlossen. Der Umstieg von Java ist extrem einfach.
Wer heute Java oder IT allgemein sagt, muß sich der Tatsache bewußt sein, daß es auf dem Markt auch eine disziplinierten, ergeizigen und sehr gut ausgebildete südasiatischen, osteuropäische und chinesische Mittelschicht gibt, die eben auch auf dem Markt ist. Dadurch ist der Markt als Markt in den letzten 3 Jahren durch einen Gesundungsprozeß im wirtschafts-darwinistischen Sinne gegangen. Dieser Prozeß hält an.
<nimmts_bitte_nicht_so_ernst>
Vielleicht ist es meine Paranoia, aber ich sehe die Aggressionen wie die von Heini Schwammerl als Ausfluß eines IMHO in der Notes-Gemeinde recht verbreiteten 3-Akkorde- Programmierungs Kollektivismus, den ich angesichts des real existierenden Globalisierungsdrucks für meine eigene Zukunftsplanung als nicht erfolgversprechend perzepiere. Ich mag da falsch liegen.
</nimmts_bitte_nicht_so_ernst>
Gruß Axel