Autor Thema: Der Herr Ricke  (Gelesen 6456 mal)

Offline DerAndre

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Der Herr Ricke
« am: 09.11.05 - 10:13:52 »
Moin.

Wenn ich sowas lese, bekomm ich echt zuviel.
Nennt man sowas nicht einfach Erpressung?

http://www.manager-magazin.de/it/artikel/0,2828,383573,00.html

Frei nach dem Motto, meine Pfründe sind gesichert, was schert mich der Rest.

Gruss

André
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Offline eknori

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Re: Der Herr Ricke
« Antwort #1 am: 09.11.05 - 10:20:28 »
Zitat
Nennt man sowas nicht einfach Erpressung?

AmStammtisch Ja, vor Gericht Nein
Egal wie tief man die Messlatte für den menschlichen Verstand auch ansetzt: jeden Tag kommt jemand und marschiert erhobenen Hauptes drunter her!

Offline DerAndre

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Re: Der Herr Ricke
« Antwort #2 am: 09.11.05 - 10:26:13 »
Stimmt, ist keiner "geschädigt" worden...

Aber egal, nutzt eh nix, wird immer so bleiben.

 ;D hab mal gewickied http://de.wikipedia.org/wiki/Erpressung

Eher doch keine Stammtischerpressung. Ist aber nur Nötigung, sonst nichts.
« Letzte Änderung: 09.11.05 - 10:39:44 von DerAndre »
André

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Offline flaite

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Re: Der Herr Ricke
« Antwort #3 am: 09.11.05 - 11:03:51 »
Stimmt, ist keiner "geschädigt" worden...
Aber sicher:
1. Die Wettbewerber
2. Die Konsumenten (müssen hohe Telekom-Preise bezahlen)
3. Die Marktwirtschaft (wird durch solche Aktionen unterhöhlt).

Dass Herr Ricke so agiert, halte ich für verständlich.
Dass die Politik darauf eingeht, halte ich für einen Skandal.
Einfach "nein" sagen. So entstehen sowieso nur Arbeitsplätze, die direkt wieder weg sind.

Arbeitsplätze werden nicht dadurch geschaffen, dass ein "starker" Mann wie Herr Ricke das beschliesst, sondern weil jemand mit der Schaffung dieses Arbeitsplatzes einen Gewinn erzielt.
Für genauso unglaublich halte ich die Tatsache, dass die Deutsche Bahn Waggons und Locks verschrottet, die Privatbahnen gerne kaufen würden. Die Deutsche Bahn AG hat aber vorher diese Waggons und Locks zu einem symbolischen Preis vom Staat überschrieben bekommen.

Ich erwarte von den Verwaltern meiner Steuern, dass sie über solche Ansinnen kurz lachen und den Kerl dann direkt rausschmeissen. So wären Margaret Thatcher oder Hernán Büchi vermutlich mit dem Fall umgegangen.
Entweder wir organisieren das hier nach freiheitlichen Prinzipien oder nach den mafiösen Prinzipien im Sinne von so Typen wie Ricke oder Bsirske.
Ich stimm nicht mit allen überein, aber mit vielen und sowieso unterhaltsam -> https://www.youtube.com/channel/UCr9qCdqXLm2SU0BIs6d_68Q

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Offline DerAndre

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Re: Der Herr Ricke
« Antwort #4 am: 09.11.05 - 11:26:01 »
Genau diese drei Faktoren sind ja keiner...

Noch ein Beispiel: Aluminiumindustrie in Hamburg und Stade wird auch zugemacht. Obwohl schwarze Zahlen geschrieben wurden und Kaufangebote für beide Betriebe vorlagen.

Dieses ganze Gehampel liegt leider in der Gier nach Geld, Macht und mehr Geld und mehr Macht verankert.

Es geht heute nicht um Gewinn, sondern um mehr Gewinn:

Macht ein Betrieb jedes Jahr 1.000.000€ Gewinn, ist es unrentabel, weil keine Gewinnsteigerung.
Macht ein Betrieb im Jahr x 10% mehr Gewinn und in Jahr y 5% Gewinn, ist es unrentabel, weil die Gewinnsteigerung im Gegensatz zum Vorjahr gesunken ist.
Das schlimme ist, das lässt sich beliebig weiterschreiben.

Hm, ich versteh das Ganze nicht, liegt es daran, das ich zufrieden bin mit dem was ich habe? Ein Gewissen oder bin ich nur Naiv?  :-:
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Offline Gandhi

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Re: Der Herr Ricke
« Antwort #5 am: 09.11.05 - 11:39:26 »
Da waren sie wieder meine 3 Probleme:
Die Telekom darf nicht auf dem Markt agieren, wie sie will und kann (wenn ich ein Glasfasernetz baue - wieso sollte ich gezwungen sein es für Konkurrenten freizugeben - ach ja, Regulierungsgesetz...)
Auf der anderen Seite ist sie scheinbar der einzige Player, der so was aufbauen kann (was ja zweifellos sehr zu befürworten ist - ich meine den Bau).
Ich bin der Meinung, dass Neuinvestitionen dieser Art nicht unter den Deregulierungsaspekt laufen sollte - da sonst tatsächlich Investitionen seitens der TK ausgeschlossen werden. Egal was die Aufbauen - sie müssten es für die Konkurrenz freigeben. Innovation kann so nicht funktionieren.
Evtl. hätte man die TK in den Backbone und den letzten Meilen Provider aufteilen sollen. Dann wäre klar, dass die Backbones geteilt werden - und im Geschäftsinteresse. Aber so...? Warum soll ich andere Leute für ein Geschäft zulassen, dass ich auch alleine abwickeln kann?

Aber Arbeitsplätze können tatsächlich nur durch Wirtschaftswachstum entstehen, dass über der Automatisierungsrate liegt. Das geht hier nur durch Investitionen, die wiederum Innovationen benötigen. Hier fehlt es...
Der "Wenn ich" und der "Hätt' ich" das sind zwei arme Leut'
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Offline DerAndre

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Re: Der Herr Ricke
« Antwort #6 am: 09.11.05 - 13:14:31 »
Es ist ja nicht so, als müsste da Bandbreite für Lau zur Verfügung gestellt werden, oder?
Ok, ich kenne die die Preise nicht die da gezahlt werden, aber es wird halt wieder am Monopolisgedanken der T-Com gekratzt...
Ich gebe dir auch Recht das gilt Arbeit <-> Investition <-> Innovation.
Ja, wir haben hier den Kapitalismus und 'freie' Marktwirtschaft, aber mit seinem alten Monopolismusgebaren daherzukommen finde ich nicht angemessen. Dann sollen die einfach Ihre Investitionen stoppen und nicht so ein Ich-Will-Aber-Das-Förmchen-Sonst-Spiele-Ich-Nicht-Mehr-Mit Zeugs an den Tag legen.
André

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Re: Der Herr Ricke
« Antwort #7 am: 09.11.05 - 13:34:20 »
Nun ja, ich sehe ganz ehrlich nicht so ganz ein, warum die Tk neue Anlagen für andere freigeben muss. Wird VW gezwungen eine Fabrik für die Konkurrenz freizugeben? Auch wenn sie daran etwas verdienten?

Ich finde das Prinzip für die Anlagen richtig, die seinerzeit auf Staatskosten erstellt wurden. Aber warum sollte das für Anlagen gelten, die die TK selbst finanziert hat?
Angenommen ein anderes Unternehmen käme auf die Idee ein Glasfasernetz aufzubauen. Wären die ebenso verpflichtet andere da drauf zu lassen? Ist das bei den Backbones von z.B. Arcor, DFN, Bahn etc. auch der Fall?

Ach ja, ich bin kein TK Aktionär und bin auch sonst nicht mit dem Unternehmen verbunden. Vermutlich ist das über die RegTP auch eindeutig geregelt - dann stellt sich tatsächlich die Frage, warum hierüber diskutiert wird. Aber einen Wettbewerbsvorteil von 2 Jahren halte ich für das Investitionsvolumen durchaus für angemessen.
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Offline heini_schwammerl

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Re: Der Herr Ricke
« Antwort #8 am: 09.11.05 - 22:16:30 »
Das stimmt prinzipiell allerdings muß man immer abwägen was das geschenkte Altnetz an die Telekom wert ist. Über dieses Netz generiert die Telekom immer noch einen passablen Gewinn (über 10 Mrd. Euro bei 28 Mrd Umsatz klingt eigentlich ziemlich lecker) und stattet sie mit einer Marktmacht aus die ein generelles Verbot fraglich erscheinen läßt.
Die Konkurrenz schwächelt doch ziemlich und der größte Anbieter (Arcor) steht ja auch zum Verkauf.
Ein Großteil der "im Festnetz läuft es schlecht" Nachrichten ist reine Telekom Propaganda.
So verkaufen in der Tat die Konkurrenten z.B. mehr DSL Anschlüsse. Aber von der Grundgebühr (i.d.R. mehr als 15 Euro) kassiert die Telekom bis zu 90% während sich der Anbieter seine Marge dann aus der 5 Euro Flatrate erkämpfen darf (ok und VoIP).
Jeder sollte daher das neue Netz mitbenutzen dürfen allerdings zu marktgerechten Preisen (die bisherigen Regelungen sind investitionsfeindlich da prinzipiell nicht zwischen Altleitung und Neuinvestition unterschieden wird).
Ähnlich wie bei der Schiene hätte ich es aber besser gefunden wenn man das Netz komplett getrennt hätte. Wenigstens haben wir mit der Telekom noch einen Global Player (ich oute mich auch als Ron Sommer Fan).
Ohne zu sehr auf die Bahn einzugehen. Die können Ihre Züg verschrotten wie sie lustig sind aber dann möchte ich auch keine 5 Mrd. Euro Subventionen mehr bezahlen. Aber das passt zum total mißratenen Bahn Management.
Aus Sicht der Politik sollte man der Telekom deutlicher darlegen daß 10 Mrd. Euro Gewinn aus einem Staatsgeschenk auch eine Verpflichtung bedeuten.

Offline flaite

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Re: Der Herr Ricke
« Antwort #9 am: 09.11.05 - 22:47:13 »

Auf der anderen Seite ist sie scheinbar der einzige Player, der so was aufbauen kann (was ja zweifellos sehr zu befürworten ist - ich meine den Bau).
Ich bin der Meinung, dass Neuinvestitionen dieser Art nicht unter den Deregulierungsaspekt laufen sollte - da sonst tatsächlich Investitionen seitens der TK ausgeschlossen werden. Egal was die Aufbauen - sie müssten es für die Konkurrenz freigeben. Innovation kann so nicht funktionieren.
So einfach sehe ich das nicht. Das Glasfasernetz ist Infrastruktur und der Telekom entsteht durch den Besitz ein natürliches Monopol. Sie können dies auch benutzen, um ähnliche Konkurrenzprodukte (DSL von Arcor via Kupfer(?)) aus dem Markt zu drängen.
 
Um den Monopol-Markt zu verhindern braucht es Bestimmungen, die auch Wettbewerbern Nutzen bringen und eine kleine Regulierungsbehörde (jawohl). Das muß natürlich alles nach dem Gesichtspunkt der Effizienz geregelt werden. Nicht einfach, aber möglich.

Bei Strom wollte man es ja auch so machen. Richtig zu klappen scheint es aber nicht. Auf jeden Fall sollte verhindert werden, dass die Telekom direkt die zukünftige Bundeskanzlerin anbaggert. Natürlich soll der Telekom ein gewisser Gewinn aus dem Aufbau des Glasfasernetz entstehen. Es sollte dann aber nicht als Monopol betrieben werden dürfen. Im Betrieb sollte es Wettbewerbselemente geben. Natürlich ist die Konstruktion mit der Regulierungsbehörde kompliziert, aber so wird sowas imho meist geregelt.

Vor allem weiss ich nicht, was das Glasfasermonopol mit dem Versprechen von 5.000 Arbeitsplätzen zu tun hat. Ein Unternehmen gibt Geld für einen Arbeitnehmer aus, weil es glaubt, dass es mit dieser Investitionsentscheidung einen höheren Gewinn macht als wenn es mit dem Geld etwas anderes machen würde. Das Versprechen Arbeitsplätze zu schaffen, ist kein Zugeständnis an den Staat von dem man eine Gegenleistung (günstige Gesetzgebung) erwartet.

Axel 

 

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Offline Gandhi

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Re: Der Herr Ricke
« Antwort #10 am: 10.11.05 - 07:20:46 »
Trotdem ist es Zeit für Glasfaser...
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Offline bernino1

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Re: Der Herr Ricke
« Antwort #11 am: 11.11.05 - 11:10:22 »
Genau diese drei Faktoren sind ja keiner...

Noch ein Beispiel: Aluminiumindustrie in Hamburg und Stade wird auch zugemacht. Obwohl schwarze Zahlen geschrieben wurden und Kaufangebote für beide Betriebe vorlagen.

Dieses ganze Gehampel liegt leider in der Gier nach Geld, Macht und mehr Geld und mehr Macht verankert.

Es geht heute nicht um Gewinn, sondern um mehr Gewinn:

Macht ein Betrieb jedes Jahr 1.000.000€ Gewinn, ist es unrentabel, weil keine Gewinnsteigerung.
Macht ein Betrieb im Jahr x 10% mehr Gewinn und in Jahr y 5% Gewinn, ist es unrentabel, weil die Gewinnsteigerung im Gegensatz zum Vorjahr gesunken ist.
Das schlimme ist, das lässt sich beliebig weiterschreiben.

Hm, ich versteh das Ganze nicht, liegt es daran, das ich zufrieden bin mit dem was ich habe? Ein Gewissen oder bin ich nur Naiv?  :-:


wahrscheinlich werden jetzt alle auf mich einschlagen :-) - aber

ich halte nicht allzuviel von "total freier marktwirtschaft"
das prinzip der "stärkere gewinnt" funktioniert leider nicht!
ich wäre absolut FÜR  eine staatliche telekom, bahn, post, stahl, kohle.....
auf die art und weise sind investitionen auch generell auf lange sicht gesichert und außerdem bleibt der staat doch unabhängiger von der wirtschaft.
die mähr von "im freien markt wirds billiger und besser" stimmt doch ohnedies nicht. (siehe stromerzeuger usa . z.B.)
zunächst wirds billiger und besser - ist der markt jedoch einmal beliefert - wirds teurer bei mind. gleichbleibendem standart da investitionen ausbleiben.
und das schlimmste an allem:
ob du willst oder nicht - du bist gezwungen bei diesem system mitzumachen.
denn wer von uns hat nicht direkt oder indirekt über fonds aktien oder trägt sein geld zur bank die ja auch nix anderes tut!
bin mal gespann wo das noch hinführt!!!!
ich denke der staat sollte teilweise als bigplayer an der wirtschaft aktiv teilnehmen - halt so wie´s eigentlich mal war - (hmmm - die gute alte zeit - lol)
Schöne Grüße vom Bodensee

Berndt

Offline flaite

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Re: Der Herr Ricke
« Antwort #12 am: 11.11.05 - 13:54:02 »

wahrscheinlich werden jetzt alle auf mich einschlagen :-) - aber
Einschlagen nicht. Es gibt aber einfach klare empirische Beweise, dass der Staat als Unternehmer nichts taugt. Die Einzelfälle, wo es funktioniert, sind so aufgebaut, dass der Staat explizit marktähnliche Bedingungen schafft.

Zitat
ich halte nicht allzuviel von "total freier marktwirtschaft"
Ich auch nicht. Ich bin für einen Anteil des Staatshaushalts am BIP von 30% und nicht 50% wie momentan. Milton Friedman sprach von 10%. Das ist mir zu radikal.
Im Weltdurchschnitt bin ich ein Sozialist. In Deutschland kann man mich wohl als "Marktradikalen" bezeichnen. Dies sagt aber mehr über Deutschland als über mich.

Zitat
das prinzip der "stärkere gewinnt" funktioniert leider nicht!
mir auch nicht. Woher nimmst du eigentlich den Glauben, dass Staatsunternehmen intern humaner sind als private Wirtschaftsunternehmen?
Zitat
ich wäre absolut FÜR  eine staatliche telekom, bahn, post, stahl, kohle.....
Von welchem Geld sollen diese Unternehmen von den Aktionären abgekauft werden? Neue Schulden?
Zitat
auf die art und weise sind investitionen auch generell auf lange sicht gesichert und außerdem bleibt der staat doch unabhängiger von der wirtschaft.
Wenn das mit der strukturellen Neuverschuldung nicht bald dringend gestoppt wird (Ansätze sind ja gott sei dank da), wird vielleicht das Kreditrating der Deutschland runtergestuft und dann sind wir auf die Hilfe des Weltwährungsfonds angewiesen. Der muß aber bereits eine Menge Länder unterstützen und ist gezwungen strenge Kriterien anzulegen.
Zitat
die mähr von "im freien markt wirds billiger und besser" stimmt doch ohnedies nicht. (siehe stromerzeuger usa . z.B.)
Im Vergleich BRD <-> DDR hat das aber gestimmt. Wüßte nicht, warum das jetzt anders sein sollte.
Zitat
zunächst wirds billiger und besser - ist der markt jedoch einmal beliefert - wirds teurer bei mind. gleichbleibendem standart da investitionen ausbleiben.
???
Global und auf lange Sicht sind die Investitionen genau so hoch wie die Ersparnisse.
Zitat
und das schlimmste an allem:
ob du willst oder nicht - du bist gezwungen bei diesem system mitzumachen.
Wieso? Im Gegensatz zu den Einwohnern von Kuba und Nord-Korea kannst du auf legale Weise das Land verlassen, um in Kuba, Venezuela, Nordkorea und leider bald auch Bolivien leben. Länder, deren Regierungen ähnliche Ideen wie du vertreten. Sogar den ganzen Tag und die ganze Nacht (es gibt keine bessere Unterhaltung als staatliches venezoelanisches Webradio  ;D).
Zitat
denn wer von uns hat nicht direkt oder indirekt über fonds aktien oder trägt sein geld zur bank die ja auch nix anderes tut!
bin mal gespann wo das noch hinführt!!!!
Vorläufer zum Bankensystem hat es sehr früh in der Menschheitsgeschichte gegeben. Institutionalisiert wurde das meines Wissens in italienischen Renaissance-Staaten im 15.Jhdt. Seitdem wurde das Bankensystem immer mehr ausgeweitet. Irgendwann wird sich die Sonne zu einem weißen Riesen ausdehenen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wird es definitiv schwierig, das System aufrecht zu erhalten.
Zitat
ich denke der staat sollte teilweise als bigplayer an der wirtschaft aktiv teilnehmen - halt so wie´s eigentlich mal war - (hmmm - die gute alte zeit - lol)
Funktioniert am besten dort, wo es dem Staat gelingt marktähnliche Bedingungen für Staatsunternehmen zu schaffen. Warum also?

Zitat
"gute alte Zeit"
Seit der "guten alten Zeit" hat die marktwirtschaftliche Durchdringung von einer Menge Ländern zugenommen. Deshalb gibts einfach mehr Konkurrenz.
« Letzte Änderung: 11.11.05 - 14:42:52 von kennwort »
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Offline Gandhi

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Re: Der Herr Ricke
« Antwort #13 am: 11.11.05 - 14:04:01 »
Wo wir schon beim Herrn Ricke sind: Das beste Beispiel, welche Vorteile es bietet, wenn die Märkte entstaatlicht werden ist die Telekom: Kaum ist das geschehen, hat der Bereich geboomt. Die Telefonkosten sind extrem gesunken und eine unglaubliche Innovationsrate hat gewirkt.

Bei den Stromerzeugern wurden einfach handwerkliche Fehler begangen.

Nenne mir auch nur einen Staat, in dem eine vom Staat gelenkte Wirtschaft besser funktioniert, als eine von der Wirtschaft gelenkte Wirtschaft...

Der Grund für den Wunsch nach einem starken Staat ist meiner Meinung nach die Angst und das Misstrauen gegenüber der Wirtschaft. Im Grunde unnötig, da der Staat ja immer noch die Regeln bestimmen kann (siehe Telekom und Deregulierung).
Darüberhinaus liegt es ja an den Bürgern selbst sich als Aktionär (=Anteileigner) bei Firmen einzukaufen und auf den JHVs deren Kurs mitzubestimmen. So sind zum Beispiel die grössten Fonds (und oft auch die aggressivsten) die Rentenfonds der USA (womit sich dort die Arbeiter selbst ausbeuten...).
Diese haben macht. Und wenn die Bild irgendwann den 'Volksfond' auflegen lässt - dann käme damit sicherlich schon ein gewaltiger Einfluss zustande.
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Re: Der Herr Ricke
« Antwort #14 am: 11.11.05 - 15:26:26 »
sorry leute - wurde hier als vollkommunist missverstanden!
das wollte ich nicht!
(wobei ja der kommunismus in der theorie die beste regierungsform wäre - leider jedoch praktisch nicht durchführbar ;-)
nein nein - scherz beiseite,
was ich meinte ist, das der trend europaweit dahingeht das sich der staat immer mehr aus allen bereichen der wirtschaft zurückzieht. dein beispiel - gandhi - von der innovation z.B. im telekomunikationsbereich stimmt - warum soll hier aber nicht ein im staatsbesitz befindliches unternehmen mitmischne können.
der unterschied zur privatwirtschaft ist eben der, das ein gewinnbringendes unternehmen nicht zugesperrt wird, nur weil die wachstumsrate nicht haltbar ist!!
natürlich sollen staatl. unternehmen wirtschaftlich geführt werden - jedoch der ewige vergleich "der staat ist ein schlechter unternehmer" taugt ja auch nichts - das würde ja bedeuten das alle privaten unternehmen "tolle" unternehmer sind! das hinkt ja auch - oder!
ich bin nicht für die totale kontrolle des staates - ich bin aber auch gegen die totale kontrolle des staates durch die private marktwirtschaft!
es muss doch einen mittelweg geben - und den hätt ich gerne - und wenn er so ist dann soll er auch so beibehalten werden.
und bezügl. den banken:
ich arbeite in einer! (notesentwicklung)
und muss leider feststellen das die banken hier bei uns nur noch in aktienpaketen denken!
und das wird meiner ansicht nach irgendwann definitiv schief gehen!
die mähr vom ewigen wachstum ist ohne totalcrash nicht haltbar!
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Berndt

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Re: Der Herr Ricke
« Antwort #15 am: 11.11.05 - 15:49:14 »
Nichts hält Dich davon ab es wie der zukünftige Ex-Aussenminister zu tun: Auf eine Aktionärsversammlung gehen (Vorher natürlich eine Aktie kaufen und das Stimmrecht nicht an die potentiell böse Depotbank delegieren) und Deine Meinung sagen.
Würden die Deutschen sich auf diese Art an den Unternehmen beteiligen wäre eine Gewinnmaximierung nur noch mit deren Zustimmung möglich. Dazu benötigte es aber den mündigen Bürger - den es ja bekanntlich nur in der Phantasie in Massen gibt (in der Schweiz wäre das eine interessante Aussage, da die kein sz kennen. Da ich in der Schweiz - übrigens auch bei einer Bank - arbeite kann ich ein sz nicht mal auf der Tastatur erzeugen...).
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Re: Der Herr Ricke
« Antwort #16 am: 11.11.05 - 16:06:24 »
sorry leute - wurde hier als vollkommunist missverstanden!
Nein. Da hast Du uns mißverstanden. Ein Mensch, der die Werke des Kommunismus wirklich gelesen hat, wäre dir argumentativ weit überlegen (wobei das jetzt keine Aufforderung war ::) )

(wobei ja der kommunismus in der theorie die beste regierungsform wäre - leider jedoch praktisch nicht durchführbar ;-)
Marx behauptete der Weg der Geschichte wäre determiniert und er hätte die Gesetzmäßigkeiten der zukünftigen Entwicklung erkannt. Das mündet zwangsläufig in Totalitarismus. Da ich von Natur aus zu Widerspruch neige, stellt Kommunismus für mich eine physische Bedrohung dar. Also nicht beste Regierungsform.
was ich meinte ist, das der trend europaweit dahingeht das sich der staat immer mehr aus allen bereichen der wirtschaft zurückzieht.
Das ist nicht auf Europa beschränkt. Libyen, der erfolgreichere Teil Lateinamerikas, Kanada, Australien, Indien, China, Neuseeland, Japan, um nur ein paar zu nennen).
Zitat
warum soll hier aber nicht ein im staatsbesitz befindliches unternehmen mitmischne können.
Warum haben die Post & die Bahn das nicht gemacht. Warum benötigten diese Unternehmen jedes Jahr gewaltige Zuzahlungen vom Staat?
Zitat
der unterschied zur privatwirtschaft ist eben der, das ein gewinnbringendes unternehmen nicht zugesperrt wird, nur weil die wachstumsrate nicht haltbar ist!!
Stimmt. Ein staatliches Unternehmen holt sich das Geld einfach vom Staat. Der Staat nimmt dafür Kredite auf. Für die Kredite muß die nächste Generation Zinsen zahlen.
Zitat
jedoch der ewige vergleich "der staat ist ein schlechter unternehmer" taugt ja auch nichts
- das würde ja bedeuten das alle privaten unternehmen "tolle" unternehmer sind! das hinkt ja auch - oder!
Der Unterschied von nicht-so-tollen-privaten Unternehmen und nicht-so-tollen-staatlichen Unternehmen ist, dass die privaten verschwinden und das nicht-so-tolle-staatliche Unternehmen bis zum St. Nimmerleinstag vom Staat Geld zugeschoben bekommt, für die die nächste Generation Zinsen bezahlen muß.
Zitat
ich bin aber auch gegen die totale kontrolle des staates durch die private marktwirtschaft!
Ich auch. Wo ist das bitte schön gegeben?
Zitat
es muss doch einen mittelweg geben - und den hätt ich gerne - und wenn er so ist dann soll er auch so beibehalten werden.
ich auch. Aber ich fürchte, dass unsere Interpretationen von "Mittelweg" ein bischen divergieren.
Zitat
und bezügl. den banken:
ich arbeite in einer! (notesentwicklung)
und muss leider feststellen das die banken hier bei uns nur noch in aktienpaketen denken!
Ich glaube, dass eine Bank bestimmte Geschäftsziele verfolgt, die es ihr ermöglicht, im ziemlich überbankten Deutschland nicht von einer anderen Bank übernommen zu werden.
Ich arbeite sogar für einen Verbund von total vielen, kleinen, netten, freundlichen genossenschaftlichen Banken, ihr verdammten Kapitalisten.
Heute abend bin ich z.B. quasi einer der letzten Genosse im ganzen Gebäude.

Zitat
die mähr vom ewigen wachstum ist ohne totalcrash nicht haltbar!
Die mähr vom ewigen 0.7%-Wachstum ist ohne zunehmend entnervtere Bevölkerung ja auch nicht haltbar wie wir gerade feststellen. 
Wachstum ist auch schwierig, wenn gerade sehr große andere Länder anfangen aufzuholen.

nix für ungut, aber ich würde wirklich mal ein paar deiner Parolen auf Logik & Inhalt hinterfragen.

Gruß Axel
« Letzte Änderung: 11.11.05 - 18:45:33 von kennwort »
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Re: Der Herr Ricke
« Antwort #17 am: 11.11.05 - 20:55:06 »
Die Telefonkosten sind extrem gesunken und eine unglaubliche Innovationsrate hat gewirkt.
Bei der Telekom kostete der DSL-Anschluss kurz nach der Einführung im Jahre 1999 rund 5 Euro, inzwischen mindestens 17 Euro Grundgebühr im Monat.
Die Grundgebür analog betrug 1997 DM 23,32 also runde 7 Euro, jetzt 15,95 Euro.
Fixkosten rauf, variable Kosten runter. Das muß nicht für jeden "extrem gesunken" bedeuten.
Wie war das noch früher mit dem Ortsgespräch (das bring ich nicht mehr so ganz zusammen)
23 Pfennig (also 12 Cent) für 12 Minuten.
Heute sind 4 Cent pro Minute bei der Telekom immer noch drin. 5 Minuten telefoniert macht 20 Cent, 10 Minuten telefonieren 40 Cent.
1 Minute 4 Cent (Ja, ist billiger).
Bei der Telekom ist es mir egal aber ich bin bekennender Fan einer staatlichen Bahn denn eine flächendeckende Versorgung zu nicht immer kostendeckenden Preisen deckt sich nicht mit den unternehmerischen Zielen einer privaten Bahngesellschaft (Allerdings bin ich von einigen privaten Bahngesellschaften die Teilstrecken übernehmen angetan).
Im übrigen ist für mich Kommunist kein Schimpfwort (aber ich respektiere das die Mehrheit an die Macht des Kapitals glaubt).

 

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