Autor Thema: Fürs richtige Freibad-Feeling...  (Gelesen 1591 mal)

Driri

  • Gast
Fürs richtige Freibad-Feeling...
« am: 07.07.05 - 11:40:34 »
 Passend zur extremen Hitze geh ich mit Euch ins Schwimmbad... obwohl ich
 Schwimmbäder eigentlich hasse... lasst mich erklären, warum:
 
 Ich packe so gegen 11 Uhr an einem freien Mittwoch mein Handtuch, ein
 Buch, eine Flasche ALDI-Mineralwasser und eine Flasche Sonnencreme ein
 und setz mich ins Auto. Natürlich müsste ich nicht mit dem Auto fahren.
 Ich könnte ja auch mit dem Rad fahren. Aber Rad fahren ist genauso zum
 Kotzen wie Straßenbahn fahren... und zu Fuß geht nun wirklich nicht!
 Also, ich fahre zum Schwimmbad. Je näher ich dem Schwimmbad komme, um so
 größer wird die Zahl der Radfahrer, die mit sonnigem Gemüt kreuz und
 quer nebeneinander und sowieso überall auf der Strasse herumschlingern,
 die Sonnenbrille auf der Nase und tonnenweise Krempel im Körbchen, wie
 zum Beispiel Luftmatratzen, Kühlboxen, Sonnenschirme oder ihren
 Nachwuchs. Man könnte glauben, manche wären aus ihren Häusern vertrieben
 auf dem Weg in die Fremde... aber nein, sie wollen tatsächlich nur einen
 Tag ins Schwimmbad. In tiefem Vertrauen auf den lieben Gott und meine
 Geduld rauschen sie also unkoordiniert vor meinem Auto herum... aber ich
 lasse mich nicht entmutigen und suche einen Parkplatz. Schatten wäre
 toll. Am besten nicht zu weit weg. Ich suche ungefähr eine halbe Stunde
 und stelle mich dann eineinhalb Kilometer vom Eingang entfernt gegen die
 Fahrtrichtung im absoluten Halteverbot auf einen sonnendurchfluteten
 Radweg, den die oben  erwähnten Bekloppten komischerweise eisern ignorieren.
 
 Vor der Kasse steht eine riesige Menschenmenge. Darunter auch fünf
 ältere Herren in Team Telekom-Outfits, die lauthals verkünden, dass
 sie nach 20 Kilometern Rad fahren jetzt noch 25 Bahnen schwimmen
 werden... Interessante Triathlon-Variante: mit dem Fahrrad ins
 Schwimmbad, mit dem Krankenwagen wieder zurück. Drei Teenies zwängen
 sich durch die Reihe nach vorn. Auf meinen freundlichen Hinweis, sie
 sollten sich doch bitte hinten anstellen, antwortet einer mit einem
 ebenso freundlichen: "Halt doch die Fresse, Penner!". Aber ich freu mich
 einfach nur weiter auf das kühle Nass und passe nebenbei auf, dass mir
 im Gedränge keiner den Geldbeutel klaut. An der Kasse mache ich meinen
 Anspruch auf Studenten-Ermäßigung geltend. Die freundliche Dame bittet
 mich herein, lässt sich Studentenausweis, Personalausweis, Führerschein,
 EC-Karte, Organspender-Karte, Impfpass und Geburtsurkunde vorlegen und
 unterzieht mich einem Lügendetektor-Test. Nachdem das BKA meine
 Fingerabdrücke überprüft hat gewährt man mir tatsächlich ermäßigten
 Einlass in den Badespass-Park!
 
 Ich suche mir ein nettes Plätzchen auf der Wiese, lege mein Handtuch
 auf ein Ameisenloch und eine alte Portion Pommes und freu mich auf den
 schönen Tag. Die Vöglein singen, die Kinder schreien und die Kids
 nebenan erfreuen das ganze Schwimmbad mit dem lieblichen Geschrei von DJ
 BOBO, welches aus ihrem Ghettoblaster dröhnt. Dann erfreue ich die
 Bienen und Wespen, indem ich mich von Kopf bis Fuß mit einer pampigen
 stinkigen Sonnencreme einschmiere. Sofort summen sie lustig um mich
 herum... Ach, das Leben ist schön!
 
 Nachdem ich mich eine halbe Stunde in der Sonne geräkelt habe, bekomme
 ich langsam Durst und greife zu meinem Wasser. Als ich gerade trinken
 möchte donnert mir ein Fußball lustig hinten auf die Birne, was dazu
 führt, dass ich mir am Flaschenhals ein noch lustigeres kleines Stück
 vom Schneidezahn abschlage... Ich drehe mich um und da steht... so ein
 Zufall! Das sympathische kleine Arschloch vom Eingang! Entschuldigend
 sagt der Kleine zu mir: "Geb mein Ball her, du Missgeburt!" Da kann ich
 natürlich nicht nein sagen und werfe ihm den Ball zu.... Im Schwimmbad
 ist es echt toll!
 
 Doch ein Schluck Wasser konnte mich nicht wirklich erfrischen. Zeit für
 einen Sprung ins kühle Nass! Nachdem ich einen netten Mann neben mir
 darum gebeten habe, doch ein Auge auf meine Sachen zu haben, während ich
 schwimme, schlendere ich zum Becken. Hier ist es toll! Viele kleine
 Kinder rennen herum. Eins rennt mir mit dem Kopf in die Eier und fängt
 an zu heulen. Die Mutter schreit mich ein wenig an, was mir einfiele, so
 einfach am Becken vorbeizugehen wenn ihr Kind da herumtobt. Ja, das tut
 mir natürlich Leid... hätte ich auch wirklich besser aufpassen müssen.
 Endlich bin ich im Wasser. Das ist echt schön! Das Sonnenöl von
 tausenden Leuten schillert auf der Wasseroberfläche, durch die
 Chlor-verätzten Augen scheint die Welt in einen lieblichen Schleier
 gehüllt. Ich tauche unter und genieße gerade den Wechsel zwischen
 kaltem Wasser und warmem Pipi als mir ein nettes kleines Kind vom
 3-Meter-Brett auf den Rücken springt. Als ich japsend auftauche, um mich
 zu entschuldigen, sehe ich, dass es ja genau das gleiche Kind wie eben
 war! Hach wie nett! Hoffentlich hat es sich nicht weh getan! Es hört
 auch tatsächlich gleich auf zu weinen, nachdem ich ihm meine Uhr
 geschenkt habe. So ein liebes Kind!
 
 Raus aus dem Wasser, zurück zum Platz. Als ich dort ankomme, ist der
 nette Nachbar, der ein wenig auf meine Sachen aufgepasst hat, nicht mehr
 da. Mein Geldbeutel auch nicht. Dafür aber sein Hund, der gerade mein
 Schnitzelbrötchen frisst um danach in meinen Turnschuh zu scheißen.
 Netter Hund!
 
 Eigentlich bin ich sehr ausgeglichen... aber jetzt ist es doch langsam
 genug. Ich packe meine Sachen zusammen und den blöden Hund in die
 Kühlbox seines freundlichen Herrchens. Selbige lasse ich feierlich im
 Wellenbecken zu Wasser und schaue mir belustigt den wilden Ritt an,
 während ich ein paar Takte "Surfin USA" pfeife. Mit dem Handy des
 Herrchens rufe ich eine 0190-Nummer an und werfe es dann aufs Dach der
 Umkleidekabinen. Jetzt hab ich mich schon beinahe beruhigt. Ich
 schlendere zu meinem Fußball-Freund, nehme ihm den Ball ab und schieße
 ihn mit einem beeindruckenden Vollspann aus einem Meter Entfernung
 direkt in sein nettes Gesicht. Nachdem er nach hinten umgefallen ist,
 nehme ich die Gelegenheit wahr, in seinem Rucksack noch ein kleines
 Feuerchen zu legen und mache mich auf den Weg zum Ausgang. Als ich am
 Beckenrand vorbeikomme sehe ich meinen Kumpel vom 3-Meter-Brett. Da der
 Bademeister gerade dabei ist, einen Telekom-Opa aus dem Becken zu
 fischen nutze ich den Moment, schnapp mir die Badehose des netten
 kleinen Schweinepriesters und hänge sie nicht weit entfernt an einen
 hohen Ast. Als ich am Ausgang ankomme schau ich mich ein letztes Mal um:
 Der Fußball-Penner hüpft plärrend um seinen brennenden Rucksack herum
 (das Feuer hat inzwischen auf benachbarte Bastmatten übergegriffen), die
 kleine Nervensäge hüpft nackt unter dem Badehosen-Baum herum und der
 nette Nachbar sucht seinen Hund... die fest verschlossene Kühlbox zieht
 immer noch ihre Bahnen im Wellenbecken und das Handy funkelt mir lustig
 vom Umkleidedach zu. Die Rechnung muss inzwischen bei etwa 97 Euro
 liegen...
 
 Als ich zum Auto zurückkomme hängt ein Strafzettel dran. Ich nehme ihn
 ab, lese ihn aufmerksam durch und esse ihn auf. Dann steig ich in mein
 brütend heißes Auto und denke: Gar nicht so schlecht, so ein Besuch im
 Freibad.

Offline Thomas Schulte

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Re: Fürs richtige Freibad-Feeling...
« Antwort #1 am: 07.07.05 - 12:08:54 »
Du warst scheints im falschen Freibad.  :P
Thomas Schulte

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Re: Fürs richtige Freibad-Feeling...
« Antwort #2 am: 07.07.05 - 12:59:35 »
Ich hab dich gefunden.... Hinten Links

†090620141300

Driri

  • Gast
Re: Fürs richtige Freibad-Feeling...
« Antwort #3 am: 07.07.05 - 14:52:17 »
Nö, ich war schon seit Jahren nicht mehr im Freibad. Ich fand die Story einfach nur köstlich  ;D

 

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