Aus meiner Sicht ist IBM kein Technlogie-Konzern sondern ein Technologie-Broker.
Das IBM verhält verhält sich zu Technologiefirmen wie etwa fluege.de zu zum Bleistift Lufthansa bei Flugreisen.
Die entwickeln sehr wenig selber und kaufen die Entwickler von Technologie auf, die deren Management gerade opportun erscheint. Diesen Kessel Buntes aus zusammenkauften Technologien mischen die dann zusammen und IBM Marketing/Vertrieb soll dann möglichst viel an die Kunden verchecken.
Andere Leute mögen das anders sehen, aber ich finds nicht immer einfach, den Kunden robuste, gut funktionierende und erweiterbare Informationssysteme bereitzustellen.
Ich sollte mich dabei in meinen Bemühungen nicht von einem Konzern abhängig machen, der in Fragen Entwicklung kein skin in the game hat. Ich kann mich nicht von Managern abhängig machen, die mit Unternehmensaufkäufen spekulieren und an Eigen-Produktion kein Interesse haben.
Mit Websphere muss ich wohl leben, weil die aus meiner Sicht sehr gut arbeitenden Vertriebs- und Marketing-Abteilungen von IBM das halt in Deutschland weit ins Feld verbreitet haben. Bei nüchterner Betrachtung will ich auch eingestehen, dass dieses Produkt zwar bedeutend aber NOCH nicht massiv bedeutend schlechter ist als Konkurrenzprodukte wie der JEE Server von JBoss, Glassfish, Tomcat/Tom EE oder Weblogic.
Im Bereich Entwicklungs-Umgebungen ist Eclipse bzw. eclipse-basiertes RAD nach wie vor stark verbreitet. Jedoch ist unter Java-Entwicklern ein deutlicher Trend der Abwanderung hin zu Produkten wie InteliJ IDEA oder Netbeans zu beobachten. Beides wird übrigens hauptsächlich von unseren sympathischen Nachbarn aus Tschechien gefertigt. Und zwar wirklich produziert und nicht mit sehr unkontrollierten andere-arbeiten-und-risiko-tragen-lassen Mitmach-Modellen zusammengesteckt wie seit Jahren bei Eclipse.
Mein aktueller Kunde öffnet sich aufgrund offensichtlicher Probleme mit Eclipse, eine weitere Plattform als Entwicklungswerkzeug zu akzeptieren. Was man so hört, ist er bei weitem nicht der einzige.
Meine Devise lautet:
Genau so viel IBM wie aus politischen Gründen beim Kunden gerade noch nötig ist.
In den IBM Produkten, die ich nutzen muss, sprich Websphere und Eclipse, versuche ich mich gut auszukennen. Ist halt notwendig, weil die in der Regel mehr Fallstricke enthalten und umständlicher sind als Konkurrenzprodukte. Spaß macht mir das nicht, aber Pflicht ist halt Pflicht.
Dass ein Konzern wie IBM mit einer globalen Vertriebs- und Marketing-Mannschaft von den Skalenerträgen durch Globalisierung profitiert wundert mich nun nicht. Wachstum findet seit etwa 2002 vor allem in Schwellenländern statt und da ist IBM besser vertreten als qualitativ überlegene Konkurrenzprodukte. Deshalb wundern mich die vom Heini so gerne angeführten Shareholder-Value Statistiken der letzten Jahre nicht. Ausserdem profitieren die davon, dass viele Geschäftsprozesse nach wie vor von deren Mainframe-Hobeln aus den 70ern und 80ern abhängen, einer Zeit, in der IBM wirklich noch ein Techologie-Konzern war.
Ich halte die IBM Strategie aufgrund des fortschreitenden Kontrollverlust für seit Lou Gerstner pekuniär erfolgreich. Gleichzeitig entstehen daraus aber Risiken für die Zukunft.
Im Eclipse-Thema lässt sich ein klarer Trend der zunehmenden Fragilität und einer daraus resultierenden Abwanderung von Nutzern beobachten.
Im Wallstreet Investmentbanking oder in den südeuropäischen Krisenländern stiegen die Erträge ja ebenfalls vor dem Platzen der Blase an.
Sozialpolitisch basiert das Geschäftsmodell der IBM und mit der Cloud Strategie noch massiv verstärkt darauf, dass Geschäftsprozesse und deren Entwicklung letztlich von Leuten aus einer hohen Kaste in Indien verwaltet werden, die dann ein in Vergleich zu Europa niedrigeres Einkommen benötigen, weil deren Kosten einfach dank einer großen Schicht aus Geringverdienern sehr niedrig sind. Es basiert sozusagen auf einem jahrtausendealten und äusserst robusten System.
Und das NSA-Thema erleichtert nicht gerade die Vermarktung dieser Strategie gegenüber den Kunden.
Liebe Grüße