Hallo Andre,
damit aus AtNotes nicht AtNorwegen wird, beende ich für mich nach diesem Beitrag diese Diskussion, die ich stundenlang mit wachsender Begeisterung führen könnte. Falls jemand jetzt oder später wirklich ernsthaftes Interesse haben sollte, kann er mich gerne über eine PM anschreiben.
Zum Thema: "Wer nimmt mich": Wer hier seine Geburtsnummer bekommen hat, ist drin im System. Die Nummer bekommt man automatisch, wenn man seinen festen Wohnsitz hierher verlegt. Für Einwohner der EU ist es eine Formalität, sich anzumelden, das hat sich gerade geändert. Wir haben noch eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen müssen.
Ich bin Rheumatiker, derzeit ohne sichtbare Einschränkungen, muss aber entsprechende Medikamente nehmen. Allein durch diese Einstufung erhalte ich hier (fast) kostenlos 2 x die Woche Physiotherapie (nur für das Rezept über 24 Sitzungen zahle ich etwa 10 Euro). Mir geht es körperlich so gut, wie schon seit Jahren nicht mehr.
Die Behindertenquote erscheint mir recht hoch (vermutlich wegen Inzucht in den einsamen Tälern), aber der Umgang mit diesen Menschen sucht seinesgleichen. Bei uns in der Nachbarschaft ist ein kleines Wohnheim für geistig Behinderte. Ein erwachsener Einwohner davon macht auf mich den Eindruck, als wenn er auf dem Stand eines Kleinkindes wäre. Er spricht nicht, sondern gibt nur irgendwelche Laute von sich. Dennoch geht er stundenlang im Wald spazieren und sammelt alles mögliche ein. Und immer ist ein Betreuer dabei, der nur für ihn da ist. Zumindest tagsüber ist dort eine 1:1-Betreuung sichergestellt (ein Betreuer betreut einen Betreuten). Das ist dem norwegischen Staat wichtig, dass es den Menschen gut geht, egal ob er viel oder wenig hat.
Wer aber glaubt, dass man hier alles geschenkt bekommt, irrt natürlich. Mit Jobs "auf dem platten Land" sieht es nicht so gut aus (ausser man ist im Gesundheitswesen tätig (also Kranken- oder Altenpfleger, Therapeut, Arzt usw.), aber das dürften wohl die wenigsten hier im Forum sein), da muss man in die Städte, und die sind unbezahlbar (vor 5 Jahren habe ich eine 30 m²-Wohnung in Oslo für 3.000 Miete/Monat gesehen), die Immobilienpreise steigen durchschnittlich um 10% pro Jahr. Durch die Finanzkrise ist die Arbeitslosigkeit auf 3,5% gestiegen, ein Traumwert aus deutscher Sicht, betroffen sind aber hauptsächlich Ausländer, vor allem die mit schlechten Sprachkenntnissen.
Ideal ist daher, wenn man seinen im HomeOffice ausgeübten Job mitnehmen kann.