Hi,
vermutlich haben hier (Sued-Zentral Chile) mehr als 1000 Menschen ihr Leben verloren. Viel mehr ihr Haus. Zahlreiche (bereits vorher) baufaellige Hospitaeler sind zerstoert. Einige Schulen auch. Letzteres kann mit Feldhospitaelern recht gut ersetzt werden und wird in den naechsten 3 Jahren, hoffentlich verbessert, aufgebaut werden.
Wohn seit 5 Tagen 140 km vom Epizentrum. Die meisten Nachbeben merk ich nicht. Ein 5,8 Nachbeben hab ich verschlafen. Ein anderes der Staerke 6,6 war nicht wegzudiskutieren, hab aber das Haus nicht verlassen. Mich allerdings unter einen Tuerrahmen gestellt.
Spaetestens seit 1960 wird hier Wert auf erdbebensicheres Bauen gelegt. Dieses Haus soll sich an jenem Samstagsmorgen wie ein Schiff auf dem Meer angefuehlt haben. Ein grosser Fernseher ist auf den Boden gefallen. Das gesamte Geschirr auch. Allerdings gibt es nicht einen Riss. Und das ist keine Villa, sondern ein typisches 85 qm Mittelschichts-Haus. Im gesamten Viertel kaum Schaeden an den Haeusern, ausser kleinere bei ueberalterten Daechern.
Bin an jenem Samstag um 4:20 Uhr in Sao Paulo zwecks Umsteigen angekommen. Nach verwirrenden Tagen und fehlenden Nachrichten aus Chillan (kein Strom, kein Telefon, kein Internet) bin ich ueber Buenos Aires und dann per Bus nach Santiago in 24 Stunden durch Pampas und Anden (davon 12 Stunden schlafend wg. guten Liegesitzen und viel Beinfreiheit).
Dann weiter 8 Stunden quer durch die stark getroffenen Regionen del Maule und del Bio Bio (nr. 7 und
. Allerdings selbstverstaendlich nicht ueber die stark getroffene Kueste. Auch das hab ich weitgehend verschlafen. Dann mit ca. 300 Personen (unter ihnen spielende Kinder und Rentner) in der Busstation auf das Ende der Ausgangssperre warten. Zwischendurch kamen Soldaten mit Maschinengewehr und Tarnuniform. Sie brachten eine Mutter mit einem weinenden Kind nach Hause.
Nach wie vor gibts eine Ausgangssperre, bei der man sich aber auch ein wenig verspaeten kann, um nach Hause zu kommen (selbst ausprobiert).
Die Medien werden nach wie vor zu 95% vom Erdbeben beherrscht. Gibt eine grosse Solidaritaetswelle, wird viel Geld gespendet, Freiwillige bauen die Kueste wieder auf, etc.
Trotz aller Pannen:
- die ausgebliebene Tsunami-Warnung der lokalen Behoerden, wobei zumindest die Einheimischen wussten, dass man sich nach dem Beben in die Huegel begibt.
- die verspaetete Ausrufung des Ausnahmezustands inklusive Militaers in den Strassen in einem Land, mit gewissen schlechten Erfahrungen in einer Militaerdiktatur.
- die Konzentration des internationalen Flugverkehrs auf weitgehend genau 1 Flughafen.
- der nun aufgedeckte Pfusch am Bau einiger groesserer Gebaeude
- der bekannt katastrophale bauliche Zustand vieler oeffentlicher Krankenhaeuser.
scheint das Land gut mit einem der groessten Beben der Geschichte fertig zu werden.
Koeln wuerde nicht mehr stehen
Gruss Axel