Autor Thema: wer wissen will, wie es zu dieser Finanzkrise kam...  (Gelesen 4537 mal)

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http://baselinescenario.com/financial-crisis-for-beginners/
... einfach mal die Fakten und jenseits von
dem Ende_des_Kapitalismus Gesäusels
und
dem "alles nur weil der amerikanische Staat die entsprechenden Institutionen gedrängt hat, das wirklich relativ wenige Bürger der US of A einen Hausbau-Kredit bekommen haben, die diesen aufgrund ihrer Einkommenssituation eigentlich nicht zurückzahlen konnten".
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Re: wer wissen will, wie es zu dieser Finanzkrise kam...
« Antwort #1 am: 17.02.09 - 14:59:51 »

Offline flaite

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Re: wer wissen will, wie es zu dieser Finanzkrise kam...
« Antwort #3 am: 03.03.09 - 14:06:20 »
Toller deutscher Artikel über die Betrachtung der Finanzkrise aus ordnungspolitischer Sicht.
http://wirtschaftlichefreiheit.de/wordpress/?p=615
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Offline jwschorsch

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Re: wer wissen will, wie es zu dieser Finanzkrise kam...
« Antwort #4 am: 03.03.09 - 14:38:43 »
So einfach und lustig ist die Finanzkrise noch nie erklärt worden, fand ich einfach gut: ;D
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“Wirtschaftskrise verständlich anhand einer Kneipe erklärt

Für alle, die das Thema “Wirtschaftskrise” noch nicht so ganz durchschaut haben, hier mal die vereinfachte erklärung mit Bier, Schnaps und Kneipen :

Es war einmal …..Mandy besitzt eine leider nicht sehr erfolgreiche Kneipe in Berlin -Kreuzberg. Um den Umsatz zu steigern ,beschließt sie, die Getränke der Stammkundschaft (hauptsächlich alkoholkranken Hartz -IV-Empfänger) auf den Deckel zu nehmen, ihnen also einen Kredit zu gewähren.

Das spricht sich in Kreuzberg schnell herum und immer mehr Kundschaft drängt sich in Mandys Bar . Da die Kunden sich um die Bezahlung keine Sorgen machen müssen, erhöht Mandy die Preise für Bier und Schnaps und steigert damit auch massiv ihren Umsatz.

Der junge und dynamische Kundenberater der lokalen Bank bemerkt Mandys Erfolg und bietet ihr einen unbegrenzte Kreditlinie an.

Um die Deckung macht er sich keinerlei Sorgen, er hat ja die schulden der Trinker als Deckung, Zur Refinanzierung – eine Bank muss ja ihr Geld irgendwo herkriegen – taufen top ausgebildete Investmentbanker die Bierdeckel in verbriefte Schuldverschreibung um, nennen sie SUFFBOND, ALKOBOND und KOTZBOND.

Diese Papier laufen unter der modernen Bezeichnung SPA ( Super Prima Anleihen) und werden bei einer usbekischen Online- Versicherung per E-Mail abgesichert.

Daraufhin werden sie von mehreren Rating-Agenturen mit ausgezeichneten Bewertungen versehn. Niemand versteht zwar, was die Abkürzung bedeutet oder was genau dieser Papiere beinhalten , aber dank steigender Kurse werden diese Konstrukte ein Renner für institutionelle Investoren.

SPA ist ein Hit, Vorstände und Investmentspezialisten der Bank erhalten Boni im dreistelligen Millionenbereich.

Eines Tages, obwohl die Kurse immer noch steigen, stellt ein Risk-Manger (der später wegen seiner negativen Grundeinstellung selbstverständlich entlassen wurde) fest, dass es an der Zeit sei, die ältesten Deckel von Mandys Kunden langsam abzukassieren (fällig zu stellen nennen das die Banker ).

Überraschenderweise können weder die ersten noch die folgenden Kneipenkunden ihre Schulden , von denen viele inzwischen ein Vielfaches ihres Jahreeinkommens betrag, bezahlen.

SUFFBOND, ALKOBOND und KOTZBOND verlieren 98%. Mandys Kneipe geht pleite. Der Wein- und der Schnapslieferant gehen Konkurs.

Beide hatten sich von Mandy lang und gerne mit Super Prima Anleihen bezahlen lassen. Der Bierlieferant wird wegen der besonderen Bedeutung der Bierindustrie von Staat teilweise entschuldet und von einer belgischen Investmentgruppe Übernommen.

Die Bank wird durch den Staat mit Steuergeldern gerettet. Der Bankvorstand verzichtet für das abgelaufen Geschäftsjahr auf den Bonus….”
———————————————————————-
Gruß
Jürgen

Offline flaite

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Re: wer wissen will, wie es zu dieser Finanzkrise kam...
« Antwort #5 am: 03.03.09 - 16:48:21 »
Als angry moderate (TM) ist mir das zu diskriminierend gegen die Schuldner.
Im Ateam-Blog wurd das auch gepostet (http://tinyurl.com/c59lf4).
Als Lemmy Caution hab ich dort versucht zu erklären, warum diese Darstellung für mich unbefriedigend ist.

Hier die Kurzversion:
Die Hypotheken-Krise der US-Häusle-Bauer war ja nur der (austauschbare) Anlaß.
Ursache war ein hypertrophiertes internationales Finanzsystem, das den Akteuren Fehlanreize gab.
Nur 6% der US-Hypothekenkredite waren zu Beginn der Krise notleidend. Die Marktwirtschaft ist zwar ein System mit Krisen, aber insgesamt robust. Wenn so ein kleiner Anlaß zu einer wirklich sehr ernsten Wirtschaftskrise führt, gibt es grundsätzliche Probleme im institutionellen Rahmen der aktuellen Finanzwirtschaft.
Hingegen fand ich die Aussagen des von mir oben verlinkten Artikels im Kapitel "Das Ordnungsproblem im Bankensektor" ganz großes Kino.

 
« Letzte Änderung: 03.03.09 - 17:36:52 von Pitiyankee »
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Re: wer wissen will, wie es zu dieser Finanzkrise kam...
« Antwort #6 am: 11.03.09 - 20:56:49 »
Zur Zeit gibt es Unstimmigkeit darüber, ob die staatlichen Konjunkturpakete ausreichen oder nicht.
Wenn nicht, bewegen wir uns wirklich auf eine Depression zu.
Eine permanente Spirale nach unten, in der immer weniger investiert, immer mehr Leute entlassen werden, etc.
Auch eine expansive Geldpolitik hilft in dieser Situation nicht weiter.
Die an der Geldschöpfung beteiligten Geschäftsbanken geben die günstigen Zentralbanksätze zur Zeit sowieso nicht weiter, da sie eben primär damit beschäftigt sind, ihre Bilanzen in Ordnung zu bringen.
 
Die eher linken Ökonomen Paul Krugman, Nouriel Roubini und Joseph Stiglitz warnen aktuell vor dem Depressions-Szenario.
Andere glauben, dass staatliche Konjunkturprogramme aus verschiedenen Gründen sowieso nix helfen (laufen dem wahren Konjunkturzyklus hinterher und wenn sie in einen Wiederaufschwung fallen wirkt sich das inflationierend auf den Geldwert, Private schränken ihren Konsum ein, da sie aufgrund der höheren Staatsschulden mit mehr Steuern in der Zukunft rechnen, etc.).
 
Ganz Linke fühlen sich in ihren Weltuntergangsszenarien bestätigt, tragik-komisch.
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Generalstreik?
« Antwort #7 am: 18.03.09 - 01:06:09 »
Die Finanzkrise spült Sachen hoch, die sowas von aber überhaupt gar nicht mehr gehen...
Ohne verschärfte staatliche Untersuchungen in den Banken wäre das erstmal nicht herausgekommen.
Dieses internationale Bankensystem wär bis zum unvermeidbaren crash noch eine Weile so weitergedaddelt.


http://tinyurl.com/c6ycml
Zitat
    A commentator to the Financial Times stated:

    I was lucky enough to read through the first of the Barclays documents...

    I will say it was absolutely breathtaking, extraordinary. The depth of deceit, connivance and deliberate, artificial avoidance stunned me. The intricacy and artificiality of the scheme deeply was absolutely evident, as was the fact that the knew exactly what they were doing and why: to get money from one point in London to another without paying tax, via about 10 offshore companies. Simple, deliberate outcome, clearly stated, with the exact names of who was doing this, and no other purpose.

    Until now I have been a supporter of the finance industry - I work with people there regularly and respect many of them, and greatly enjoy the Financial Times and other financial papers. However this has shone a light on something for me, and made me certain that these people belong in jail, and companies like Barclays deserve to be bankrupt. They have robbed everyone of us, every single person who pays tax or who will ever pay tax in this country (and other countries!), through both the bailouts and schemes such as this.

Die angesehene Barclays Bank besaß offensichtlich eine Abteilung, die sich primär damit beschäftigte, extrem komplexe und von der Steuerprüfung nicht mehr nachprüfbare Geldkanäle zu basteln, die über 10 offshore Briefkästen auf welt-feindlichen Gebiet (Caiman Island, Britische Kanalinseln, Luxemburg, Schweiz, etc) Geld an der Steuer vorbeischmuggelten.
Ökonomie-Sprach würd ich sagen, dass ein rationaler englischer Bobby nun wohl keine Anreize mehr hat, um eine Filiale besagter Bank vor Bankräubern zu schützen. Oder ist es etwa rational, dass Polizisten Piraten schützen?

Wenn innerhalb privilegierter Elemente eines Systems dermassen terroristisch gegen das System vorgegangen wird, können wir eigentlich auch direkt wieder die Keulen auspacken und nochmal von vorne anfangen.
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Re: wer wissen will, wie es zu dieser Finanzkrise kam...
« Antwort #8 am: 20.03.09 - 23:19:44 »
Krugman betont nach wie vor, dass die EU nicht entschlossen genug handelt.
http://www.nytimes.com/2009/03/16/opinion/16krugman.html?_r=1
Deutsche Liberale sehen das anders, aber ich denke sie irren.
Kapier das nicht. Zum einen gibts zur Zeit keine Konjunkturprognose, die nicht sagt, dass der dramatische Abschwung durch die staatlichen Konjunkturprogramme beendet wird und dann nörgeln diese selbsternannten Firschafts-Joker permanent darüber rum. Ja, Steuersenkungen. Dann krieg ich ne Putzfrau für 5 € die Stunde. In so einem Land möchte ich nicht leben!
 
Weiß nicht, ob ich am 28.03. an der Demo teilnehmen soll:
http://www.28maerz.de/aufruf
a) pro, weil:
- ich diese Krise als eine bewußtseinsmässige Wende ansehe. Den Beharrungsdiskurs der FDP inklusive Anhang halte ich für inakzeptabel
- ich für die Zeit der Krise für eine Verteilung von neuen Staatsschulden für die finanziell echt Bedürftigen Schichten bin
- in sehr hohen Kreisen der europäisch/nordamerikanischen Finanzwirtschaft so üble Dinge passiert sind, dass da schon ein Legitimationsproblem bestimmter Strukturen existiert.
b) contra, weil:
- da Sozialisten mitmarschieren, die ich verachte, weil 95% von denen imho nicht reformfähig sind.
- ich nicht geringe Teile der aktuellen Wirtschaftspolitik der Regierung für ganz ok halte. Sie sollten halt nur jetzt noch mehr Schulden machen und das Geld an die Armen verteilen. 
- ich grundsätzlich Marktwirtschaft für reformierbar, regulierbar und ohne Alternative halte

Deutschland ist zwar hart durch den Exporteinbruch sowie einige blöde Banken getroffen, aber z.B. gabs in der spanischen Wirtschaft im Immobiliensektor eine viel schädlichere Blase.
Vor diesem Hintergrund nützt uns wiederum die Lohnzurückhaltung der letzten Jahre. Und auch die eher expansiven Lohnabschlüsse der letzten 18 Monate.
Hoffnung macht mir, dass die Krise so heftig ist, dass strukturelle Probleme angegangen werden.
Für mich gehören dazu:
a) sogenannte Steueroasen
b) eine entschlossene Re-Regulierung des Finanzsystems
 
Lateinamerika:
Der Kern der Vernunft (Chile, Brasilien, Uruguay) hält sich recht gut. Normal waren alle lateinamerikanischen Staaten immer sehr, sehr anfällig bei solchen Krisen. Nun aber - gestützt auf Zeitungen und Berichten von befreundeten Einheimischen - nicht. Allerdings setzen viele Unternehmen in Chile Lohnsenkungen durch. Wird aber teilweise durch den expansiven Staat ausgeglichen, der das Geld dafür auch vorher gespart hat. ...und die Fähigkeit der unteren Mittelschicht mit sehr wenig Geld auszukommen. Gewisse Dinge stehen halt im Economist auch nicht, obwohl dessen Berichterstattung so schlecht auch nicht ist.
Argentinien steht vor einem demokratischen Regierungswechsel weg vom Populismus.
Anders siehts in den bolivarischen Ländern aus. In Caracas türmen sich die offenen Rechnungen, wobei natürlich kein Mensch sagen kann, wieviel Geld noch von der Phase der extrem hohen Ölpreise übrig ist. Die Rhetorik des "dies ist eine Krise des Imperialismus und betrifft uns nicht" wird immer hohler. Chávez wird morgen Änderungen bekanntgeben. Bei den Zahlen, die so in den letzten 2 Monaten rauskamen, werden die nicht ausreichen. Und von Venezuela hängen zumindest Nicaragua und Kuba finanziell ab.
Bolivien versucht Explorationsrechte an den bisher kaum abgebauten Lithium-Vorkommen an russische und französische Konzerne zu verchecken. Mehr als fraglich, ob das reicht.
Mexiko könnte in einem gewalt-chaos versinken.
Präsident Alan García (Peru) gewinnt an Popularität. Er war so was wie der Chávez der 80er. In seiner zweiten Amtszeit versucht er von der Struktur sowas wie ein Chile II aufzubauen. Zwischendurch war er recht unbeliebt, aber nun gewinnt er eher an Popularität. Und das bedeutet Stabilität.
 
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woo ha boom shaka laka
« Antwort #9 am: 11.04.09 - 21:04:14 »
Der durch das Buch Black Swan bekannte (und super-atomische) Ökonomie-Professor und Ex-Börsenhändler Nassim Taleb hat nun ein paar Vorschläge gemacht, die mich völlig begeistern.
Das ist in mein aus dem System. Selbst der denkende Teil der libertären Austrian Economics aficionados mögen sein Black Swan Buch.

Es ist wirklich eine Menge Scheiße gelaufen. Les das grad in William Cohans "House of Cards"-Buch. Sehr ähnlich in XXXXXL wie die Mechanismen, die ich in der Dot.Com Krise erlebt habe. Immerhin hab ich nach 2 Übernahmen bei der deutschen Filiale der größten Skandalnudel des Börsenstandorts Helsinki gearbeitet  ;D
Wall Street ist natürlich eine ganz andere Dimension. Da gings direkt um Milliarden. Aber die gleiche Erschaffung von nicht mehr zu kontrollierenden Maschinen untermalt von feinsten Business-Englisch und der Mentalität einer Horde von Zeitschriften-Abbo Vercheckern.

ICH BIN VERDAMMT SAUER.

Über Sarah Wagenknecht, Hugo Chávez, Evo Morales und weite Teile von Attac schüttel ich mich weiterhin mit lautem Gelächter.  ;D

Hier die leicht polemischen, aber aus meiner Sicht sehr kompetenten Vorschlägen des super-atomischen Nassim Taleb.
Sie sind in Financial Times Online veröffentlicht. Ich hab sie ins Deutsche blitz-übersetzt:

1. Fragile Strukturen sollten früh zusammenbrechen. Wenn sie noch klein sind. Nichts sollte jemals „Zu Groß zum Scheitern“ werden. Die Evolution im ökonomischen Lebens begünstigt diejenigen mit dem Maximum an versteckten Risiken – also die Fragilsten – die Größten zu werden.

2. Keine Sozialisierung von Verlusten und Privatisierung von Gewinnen.
Was immer staatlich gerettet werden muss, soll nationalisiert werden; was keine staatliche Rettung benötigt, soll frei, klein und eigenverantwortlich gegenüber den Risiken sein. Wir haben es fertiggebracht, das übelste des Kapitalismus und des Sozialismus zusammenzubringen. Im Frankreich der 80er übernahmen die Sozialisten die Banken. In den USA der 2000er, übernahmen die Banken die Regierung. Das ist surreal.

3. Leute fuhren einen Schulbus mit verbundenen Augen (und bauten einen Unfall). Ihnen sollte kein neuer Bus zur Verfügung gestellt werden. Das ökonomische Establishment (Universitäten, Regulatoren, Zentral-Banker, Amtsträger der Regierung, verschiedene Organisationen mit Ökonomen) verloren ihre Legitimität mit dem Scheitern des Systems. Es ist unverantwortlich und dumm, den Fähigkeiten dieser Experten zu vertrauen, uns aus der Scheiße herauszubringen. Stattdessen sollte man kluge Leute finden, deren Hände sauber sind.

4. Jemand mit einem Anreiz-Bonus sollte kein Kernkraftwerk (oder unser Finanzrisiken) managen. Es ist wahrscheinlich, dass er alle eingebauten Sicherheitstoleranzen entfernt und gleichzeitig behauptet, er agiere konservativ. Die Bonusse lassen die versteckten Risiken eines Versagens unberücksichtigt. Die Asymmetrie des Bonussystems hat uns hierhin gebracht. Keine Anreize ohne Strafen. Kapitalismus ist mit Belohnung und Bestrafung. Nicht nur Belohnung.

5. Komplexität sollte mit Einfachheit gegen-gewichtet werden. Die aus Globalisierung und stark vernetzten Ökonomischen Leben entstehende Komplexität sollte mit Einfachheit in den Finanzprodukten ausgeglichen werden. Die komplexe Ökonomie ist bereits eine Art Hebel. Der Hebel ist Effizienz. Solche Systeme überleben dank von Ruhezeiten (engl.: slack) und Redundanzen. Die Zugabe von Schulden generiert wilde und gefährliche Rotationen, die keinen Raum für Fehler lassen. Kapitalismus kann Wellen und Blasen nicht verhindern: Blasen auf den Aktienmärkten (wie um 2000) wirken mild auf die Gesamtwirtschaft; Schuldenblasen sind bösartig.

6. Gib Kindern keine Dynamit-Stäbe, selbst wenn dort ein Warnhinweis draufgedruckt ist. Komplexe Derivate gehören verboten. Niemand versteht sie. Wenige sind rational genug, dass sie dies wissen. Bürger müssen vor sich selbst geschützt werden. Und zwar vor Bankern, die ihnen Risiko-Eindämmungs (hedging) Produkte verkaufen. Und auch vor leichtgläubigen Regulatoren, die auf Ökonomie-Theoretiker hören.

7. Nur Schneeballsysteme (Ponzi schemes) sollen auf Vertrauen basieren. Regierungen sollten niemals „Vertrauen wiederherstellen“. Sich selbst verstärkende Gerüchte sind das Ergebnis komplexer Systeme. Regierungen können Gerüchte nicht stoppen. Wir müssen einfach in einer Position sein, Gerüchte gelassen hinzunehmen. In der Lage sein, ihnen robust entgegenzutreten.

8. Gib einen Abhängigen nicht mehr Drogen, wenn er an Entzugsschmerzen leidet. Fremdkapital (leverage) zu nutzen, um Probleme zu lösen, die durch zu hohe Fremdfinanzierung überhaupt erst entstanden sind, ist keine homöopathische Maßnahme. Es ist Problem-Verleugnung. Die Verschuldungskrise ist kein temporäres Problem sondern ein strukturelles. Wir benötigen Reha-Maßnahmen.

9. Die Rente der Bürger sollte nicht von Finanz-Aktiva oder fehlbaren Experten abhängen. Das ökonomische Leben sollte z.T. vom Finanzsektor abgekoppelt werden. Wir sollten lernen, Märkte nicht als Aufbewahrungsort von Werten zu nutzen: Diese besitzen einfach nicht die Sicherheiten, die normale Bürger benötigen. Bürger sollten Besorgnis in Hinblick auf ihre eigenen Betätigungen erfahren. Die kontrollieren sie. Nicht im Hinblick auf ihre Investitionen. Die kontrollieren sie nicht.

10. Brate ein Omelette mit aufgeschlagenen Eiern: Abschließend kann diese Krise nicht mit Behelfsreparaturen geflickt werden. Ein Boot mit einem verrotteten Rumpf kann nicht mit ad-hoc Flicken seetüchtig gemacht werden. Wir müssen den Rumpf mit neuem und stärkerem Material aufbauen; Wir müssen das System neu erstellen, bevor es sich selbst regeneriert. Lasst uns aus eigenem Antrieb Kapitalismus 2.0 starten.
Lasst uns den Prozess der Zerstörung von abzuschaffenden Dingen unterstützen: die Umwandlung von Schulden in Anteilskapital, die Marginalisierung der Ökonomie und Business School Etablissements, keine neuen Nobelpreise für Ökonomie, fremdfinanzierte Unternehmensübernahmen verbieten, Banker den ihnen zustehenden Platz geben, Versteuern der Bonusse derjeniger, die uns hier hin gebracht haben und den Leuten beibringen, sich in einer Welt mit weniger Sicherheiten zurechtzufinden.


« Letzte Änderung: 11.04.09 - 21:07:44 von Pitiyankee »
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