Der durch das Buch Black Swan bekannte (und super-atomische) Ökonomie-Professor und Ex-Börsenhändler Nassim Taleb hat nun ein paar Vorschläge gemacht, die mich völlig begeistern.
Das ist in mein aus dem System. Selbst der denkende Teil der libertären Austrian Economics aficionados mögen sein Black Swan Buch.
Es ist wirklich eine Menge Scheiße gelaufen. Les das grad in William Cohans "House of Cards"-Buch. Sehr ähnlich in XXXXXL wie die Mechanismen, die ich in der Dot.Com Krise erlebt habe. Immerhin hab ich nach 2 Übernahmen bei der deutschen Filiale der größten Skandalnudel des Börsenstandorts Helsinki gearbeitet
Wall Street ist natürlich eine ganz andere Dimension. Da gings direkt um Milliarden. Aber die gleiche Erschaffung von nicht mehr zu kontrollierenden Maschinen untermalt von feinsten Business-Englisch und der Mentalität einer Horde von Zeitschriften-Abbo Vercheckern.
ICH BIN VERDAMMT SAUER.
Über Sarah Wagenknecht, Hugo Chávez, Evo Morales und weite Teile von Attac schüttel ich mich weiterhin mit lautem Gelächter.
Hier die leicht polemischen, aber aus meiner Sicht sehr kompetenten Vorschlägen des super-atomischen Nassim Taleb.
Sie sind in Financial Times Online veröffentlicht. Ich hab sie ins Deutsche blitz-übersetzt:
1. Fragile Strukturen sollten früh zusammenbrechen. Wenn sie noch klein sind. Nichts sollte jemals „Zu Groß zum Scheitern“ werden. Die Evolution im ökonomischen Lebens begünstigt diejenigen mit dem Maximum an versteckten Risiken – also die Fragilsten – die Größten zu werden.
2. Keine Sozialisierung von Verlusten und Privatisierung von Gewinnen.
Was immer staatlich gerettet werden muss, soll nationalisiert werden; was keine staatliche Rettung benötigt, soll frei, klein und eigenverantwortlich gegenüber den Risiken sein. Wir haben es fertiggebracht, das übelste des Kapitalismus und des Sozialismus zusammenzubringen. Im Frankreich der 80er übernahmen die Sozialisten die Banken. In den USA der 2000er, übernahmen die Banken die Regierung. Das ist surreal.
3. Leute fuhren einen Schulbus mit verbundenen Augen (und bauten einen Unfall). Ihnen sollte kein neuer Bus zur Verfügung gestellt werden. Das ökonomische Establishment (Universitäten, Regulatoren, Zentral-Banker, Amtsträger der Regierung, verschiedene Organisationen mit Ökonomen) verloren ihre Legitimität mit dem Scheitern des Systems. Es ist unverantwortlich und dumm, den Fähigkeiten dieser Experten zu vertrauen, uns aus der Scheiße herauszubringen. Stattdessen sollte man kluge Leute finden, deren Hände sauber sind.
4. Jemand mit einem Anreiz-Bonus sollte kein Kernkraftwerk (oder unser Finanzrisiken) managen. Es ist wahrscheinlich, dass er alle eingebauten Sicherheitstoleranzen entfernt und gleichzeitig behauptet, er agiere konservativ. Die Bonusse lassen die versteckten Risiken eines Versagens unberücksichtigt. Die Asymmetrie des Bonussystems hat uns hierhin gebracht. Keine Anreize ohne Strafen. Kapitalismus ist mit Belohnung und Bestrafung. Nicht nur Belohnung.
5. Komplexität sollte mit Einfachheit gegen-gewichtet werden. Die aus Globalisierung und stark vernetzten Ökonomischen Leben entstehende Komplexität sollte mit Einfachheit in den Finanzprodukten ausgeglichen werden. Die komplexe Ökonomie ist bereits eine Art Hebel. Der Hebel ist Effizienz. Solche Systeme überleben dank von Ruhezeiten (engl.: slack) und Redundanzen. Die Zugabe von Schulden generiert wilde und gefährliche Rotationen, die keinen Raum für Fehler lassen. Kapitalismus kann Wellen und Blasen nicht verhindern: Blasen auf den Aktienmärkten (wie um 2000) wirken mild auf die Gesamtwirtschaft; Schuldenblasen sind bösartig.
6. Gib Kindern keine Dynamit-Stäbe, selbst wenn dort ein Warnhinweis draufgedruckt ist. Komplexe Derivate gehören verboten. Niemand versteht sie. Wenige sind rational genug, dass sie dies wissen. Bürger müssen vor sich selbst geschützt werden. Und zwar vor Bankern, die ihnen Risiko-Eindämmungs (hedging) Produkte verkaufen. Und auch vor leichtgläubigen Regulatoren, die auf Ökonomie-Theoretiker hören.
7. Nur Schneeballsysteme (Ponzi schemes) sollen auf Vertrauen basieren. Regierungen sollten niemals „Vertrauen wiederherstellen“. Sich selbst verstärkende Gerüchte sind das Ergebnis komplexer Systeme. Regierungen können Gerüchte nicht stoppen. Wir müssen einfach in einer Position sein, Gerüchte gelassen hinzunehmen. In der Lage sein, ihnen robust entgegenzutreten.
8. Gib einen Abhängigen nicht mehr Drogen, wenn er an Entzugsschmerzen leidet. Fremdkapital (leverage) zu nutzen, um Probleme zu lösen, die durch zu hohe Fremdfinanzierung überhaupt erst entstanden sind, ist keine homöopathische Maßnahme. Es ist Problem-Verleugnung. Die Verschuldungskrise ist kein temporäres Problem sondern ein strukturelles. Wir benötigen Reha-Maßnahmen.
9. Die Rente der Bürger sollte nicht von Finanz-Aktiva oder fehlbaren Experten abhängen. Das ökonomische Leben sollte z.T. vom Finanzsektor abgekoppelt werden. Wir sollten lernen, Märkte nicht als Aufbewahrungsort von Werten zu nutzen: Diese besitzen einfach nicht die Sicherheiten, die normale Bürger benötigen. Bürger sollten Besorgnis in Hinblick auf ihre eigenen Betätigungen erfahren. Die kontrollieren sie. Nicht im Hinblick auf ihre Investitionen. Die kontrollieren sie nicht.
10. Brate ein Omelette mit aufgeschlagenen Eiern: Abschließend kann diese Krise nicht mit Behelfsreparaturen geflickt werden. Ein Boot mit einem verrotteten Rumpf kann nicht mit ad-hoc Flicken seetüchtig gemacht werden. Wir müssen den Rumpf mit neuem und stärkerem Material aufbauen; Wir müssen das System neu erstellen, bevor es sich selbst regeneriert. Lasst uns aus eigenem Antrieb Kapitalismus 2.0 starten.
Lasst uns den Prozess der Zerstörung von abzuschaffenden Dingen unterstützen: die Umwandlung von Schulden in Anteilskapital, die Marginalisierung der Ökonomie und Business School Etablissements, keine neuen Nobelpreise für Ökonomie, fremdfinanzierte Unternehmensübernahmen verbieten, Banker den ihnen zustehenden Platz geben, Versteuern der Bonusse derjeniger, die uns hier hin gebracht haben und den Leuten beibringen, sich in einer Welt mit weniger Sicherheiten zurechtzufinden.