Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass IT Systeme leicht zu komplexen Systemen werden und da fehlt Menschen einfach das Verständnis und man findet sich als für IT-Verantwortlicher schnell in einer undankbaren Rolle wieder. Diese oft schwer zu durchschauenden Seiteneffekte von Änderungen.
In jeder Hinsicht. Letztens hörte ich von einer Informantin mit Zugang zu Interna eines großen deutschen Industriekonzerns, dass die z.B. mit den Auswirkung ihrer Entscheidung einen Großteil ihrer IT nach Indien auszulagern höchst unzufrieden sind. Vor allem, weil die einfach die Spezifikationen 1 zu 1 umsetzen und nicht nachfragen. Da man ohne Nachfragen und Korrekturen meist keine sinnvollen Spezifikationen schreiben kann, führt das natürlich zu Chaos. Mein um Meinung gefragter alter Forumsbuddy Ravish aus Bangalore meint übrigens "depends on the company".
Auch andere Bereiche haben mit den Hobby-Experten zu kämpfen. Z.B. Marketing. Ein kleines abhängiges aber autonomes Unternehmen verkauft 6% seines Angebots ins Ausland. Die übersetzen dann ihre Webseite in 11 Sprachen. Einmal beschweren die sich dann darüber, dass Email-Anfragen in fremden Sprachen ankommen und sie keine Leute haben, die das verstehen. Klar. Der Ausländer wurde auf der Webseite in seiner Muttersprache angesprochen und kommuniziert dann mit denen freudig in jener. Und die fragen dann auch noch, ob sie Anzeigen in Norwegen schalten dürfen. Dass die dabei natürlich die ganzen AGBs, etc. in norwegisch (inkl. Gesetze) übertragen müssen, wird vergessen.
Leute, die mehr strategisch unterwegs sind, meiden auch die Erwähnung von erwarteten Probleme mit existierenden IT-Systemen aufgrund von vergangenen Erfahrungen. Aus Angst davor, als Melder von schlechten Nachrichten erschossen zu werden. Hab jetzt davon gehört, dass irgendwo reihenweise Projekte scheitern, weil ein zentrales System bestimmte wichtige Anforderungen nicht erfüllt. Gibt auch nicht-IT Leute, die das wissen. Es wird aber nicht richtig offen drüber geredet, weil IT Systeme sind unheimlich und gefährlich.
Oder Projekten wird immer mehr Geld nachgeworfen, obwohl Leute wissen, dass dies eine Sackgasse ist. Verschiedene Manager übernehmen das. Die springen fröhlich die Karriereleiter hoch, aber irgendwann kommt das raus und der arme Kerl, der das vor 4 Monaten übernommen hat, ist alles Schuld.
Viele Consultings fokussieren auch ganz bewusst nicht die IT-Abteilung. Ob das System schwer zu konfigurieren, zu monitoren, zu administrieren ist, spielt in Verkaufsgesprächen leider oft immer noch keine prominente Rolle.
Irgendwie sowieso kein Wunder, dass in Managementkreisen Machiavelli, Il Principe und Sunzi, Die Kunst des Krieges gerne gelesen werden. Beide Werke sind in ihrem Zynismus wirklich bodenlos aber nicht uniteressant.
Es gibt in unserer Branche gute Bücher von IT-Managern. Zuletzt z.B. Scott Berkun, The Art of Project Management. Er machte in sehr jungen Jahren Projekt-Manager bei Microsoft. Arbeitete u.a. für IE5. Echt interessant.
Am Ende entsteht aber in einer Ecke dann wirkliche Innovation und das diffundiert dann langsam in die IT. Moderne IDEs, Spring, EJB3, struts2, jsf, moderne Testmethoden. All dies ist weitgehend ohne teure Marketingmaschine gereift. Gäbs solche Entwicklungen nicht, wäre ich längst Kommunist.
hasta la victoria siempre
Axel