Autor Thema: neue Serie: Gutenberg-Galaxis  (Gelesen 2061 mal)

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neue Serie: Gutenberg-Galaxis
« am: 12.04.07 - 23:26:13 »
Hi,

in dieser neuen Serie sollen praxisnahe und noob-freundliche Java-Literatur vorgestellt werden. Unter praxisnah und noob-freundlich verstehe ich nicht eine nicht endende Kette von Java-Einführungsbücher. Java ist mehr als eine Programmiersprache. Es ist eine Basis von einer Menge von robusten APIs, Toolkits, Frameworks, Plattformen und Produkten. Und die sollte man einsetzen. Warum Dinge neu erfinden, wenn schlauere Leute da schon was oft für umsonst und openSource zur Verfügung stellen  :-:
Klar erscheint es erstmal schwieriger sich mit den Frameworks auseinanderzusetzen als auf der grünen Wiese selbst was hochzuziehen. Daraus wird aber erfahrungsgemäss schnell ein Urwald und dann sind alle ganz erstaunt. Die Mißachtung großer Teile unserer Branche gegenüber den oft nicht offensichtlichen Komplexitäten unserer Arbeit halte ich für nach wie vor nicht witzig sondern doof.

Das erste Buch geht über eine Kombination, an die ich eine gewisse emotionale Bindung habe und vor der ich bereits mehrmals weinend bis randalierend gesessen habe. Selbstverständlich nicht in der Öffentlichkeit, aber nicht initiierte Hibernate-Session wünsche ich wirklich selbst meinem ärgsten Feind nicht. Es geht um die Kombination Spring und Hibernate. Die ist relativ weit verbreitet, harto simpático, sowieso sehr gut und öffnet auch ein tieferes Verständnis für EJB3.

Das Buch ist: http://www.spring-hibernate.de/ , in deutsch und relativ günstig. Die Hansa-Serie, der das angehört, bemüht sich um brain-friendly aber ambitionierte Einführungen in komplexere Themen. Ich hab auch das JSF Buch (noch nicht gelesen).

Buch und Beispielanwendung wirken nach Durchsicht auch in Details sehr sauber und durchdacht. Natürlich können in einem 281 Seiten Buch nicht die Einbindung von legacy Datenbanken in Hibernate und ähnliche Häuserkämpfe erörtert werden. Aber es geht den ganzen Mekong hoch von einer gemächlichen Einführung in die 2 Frameworks bis zum Herz der Finsternis, dem Deklarieren von Transaktionen mittels neumodischen tx und aop namespace tags und Annotationen. Zwischendrin werden DAO und Service Schichten besprochen.
Ausserdem:
- Optimistisches/Pessimistisches Locking
- Acegi-security
- Einbinden einer EJB Schicht auf JBoss als Zusatz (neben reinen Web-Container wie Tomcat)
-  die Besonderheiten, die die Einbindung der Webschicht mit sich bringt
- eine Menge zu dem Integrationstest Support von Spring
- JMX

Ich war skeptisch, halte das Buch aber nun für einen guten Kauf.
Auf amazon.de moserte einer der beiden Rezensenten rum von wegen Füllworte, unstrukturiert und nicht seinen analytischen informatischen skills entsprechend. Dieser Mensch liest lieber die guten online Dokumentationen beider Frameworks und vergibt gönnerhaft 3 von 5 Sternen. Ich denk aber, dass gerade so ein Buch für viele Leute nützlich sein kann, die mit beiden Frameworks konfrontiert werden. Die Doku beider Frameworks ist natürlich gut, aber nicht unbedingt eine Praxis-Einführung. Mehr was für Leute, die Hibernate und Spring schon kennen und dynamic proxies nach dem 5ten Vodka easy runterprogrammieren. Gut. Ganz so schlimm auch nicht. Nach dem Buch kann man ja mit der Dokumentation weitermachen oder die auch begleitend lesen. Zumal die beiden australischen Initiatoren beider Frameworks Rod Johnson und Gavin King sowie ihre Mitentwickler sich interessante Online-Shootouts geliefert haben und ärgerlicherweise auf beiden Seiten die beste Dokumentation für die Integration des jeweils anderen gelöscht ist.
Trotzdem eindringlich noch mal: Dies ist keine Freak-Ware sondern wird in vielen Banken, Versicherungen und ähnlichen revolutionären Institutionen unseres schönen Planeten umfangreich eingesetzt. Wer nämlich schon mal über einen 4-Tage WSAD/RAD + ClearCase konfigurieren 1-Tag entwickeln Websphere Entwicklungszyklus mit dem Bonus-Kalauer, dass es mit EJB2 so leicht nicht ist, Listen anzuzeigen, herzlich gelacht hat, weiss auch warum.  ;D Da jault der Projektmanager: Wir haben die neuen Technologien noch nicht im Griff. Herje. Hättet ihr diplomierten Joker mal in Rod Johnson vielgelesenes J2EE Design and Development von a. D. 2002 p. Chr. geschaut, ihr würdet euch weniger alleine mit euren Problemen fühlen.

Wer also ein bischen Java und RDBMS kann und einen nicht enden wollenden Alptraum unserer Freunde vom IBM Websphere Team kennenlernen will...
Und EJB3 ist sowieso sehr ähnlich. Wer das eine kann, kapiert das andere auch schnell.

Gruß Axel
« Letzte Änderung: 13.04.07 - 08:29:51 von Axel Janssen »
Ich stimm nicht mit allen überein, aber mit vielen und sowieso unterhaltsam -> https://www.youtube.com/channel/UCr9qCdqXLm2SU0BIs6d_68Q

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(Hier respektiert man nicht einmal das Gesetz des Dschungels)

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Re: neue Serie: Gutenberg-Galaxis
« Antwort #1 am: 29.04.07 - 23:25:00 »
Bernd Müller, Java Server Faces. Ein Arbeitsbuch für die Praxis

Dieses Buch aus der gleichen Reihe wie das Spring Buch hat mir auch sehr gut gefallen. Von einem Professor der FH Braunschweig/Wolfenbüttel. Aber sehr klar und verständlich geschrieben mit einer netten Beispielanwendung und vielen Einzelbeispielen. Ca. alle 30 Seiten dreht der Mann für einen längeren Satz ein bischen auf. Das bleibt aber absolut im Rahmen. Insgesamt erscheint der didaktische Aufbau sehr durchdacht. Viele der dort auch angesprochenen problematischen Punkte kenne ich aus Gesprächen mit den Leiter unserer Portlet Abteilung, die sehr viel Java Server Faces nutzen. Vielleicht ein Hinweis dafür, dass das tatsächlich für die Praxis brauchbar ist.
Die Beispielanwendung "online-banking" gibts gleich zwei mal. Am Anfang des Buches und gegen Ende. Die zweite Version ist das wesentlich ausgereifter. Mit Internationalisierung, Authentifizierung gegen eine JDBC Realm in Tomcat, rollenspezifische hide-when tricks, ein bischen ajax, ein deutlich stärkerer Einsatz von Hibernate zum Speichern in die Relationale Datenbank (HSQL), selbst geschriebene Validatoren und Converter, Ansichten mit vielen Treffern werden auf mehrere Seiten zum Blättern aufgeteilt und die üblichen Tricks, dass das Erzeugen von Excel, PDF, lesen von RSS mit Java echt easy ist. Ich glaub, dass viele der genannten Punkte in realen Projekten wirklich implementiert werden.
Die Beispielanwendungen sind praktischerweise direkt Eclipse-Projekte und lassen sich per File/Import/Project into Workspace direkt importieren. Die Datenbank und Datenbankmanager sind auch direkt im Projekt dabei. HSQL verursacht wirklich zero-Administration, wenn es sorgsam in das Projekt eingebunden ist und so ist das. 
Für Anfänger kann es schwierig werden, diese Beispielanwendungen tatsächlich in Tomcat laufen zu lassen. Die Möglichkeit von Eclipse Webtools wird zwar genannt. Es gibt aber nicht mal einen step-by-step guide wie man die in ein WTP Projekt legt. Daneben gibt es ein ant-script. Dafür braucht die ant aber Zusatz-jars. Die gibts zwar im Download, aber Noobs haben möglicherweise Probleme, das zu verknüpfen. Java eben. Ausserdem benötigt der im Ant eingetragene Tomcat User Zugriff auf die manager-Anwendung. Alles leicht mit google zu finden. Ein Noob sucht aber leicht in die falsche Richtung. Warum also im download nicht zusätzlich als Eclipse Web Tools Platform gepackte Projekte anbieten.  ??? Die könnten dann auch von Leuten direkt im debugger betrachtet werden, die nicht wissen, wie man zum 20ten mal im Leben in google nach der Anleitung sucht wie Eclipse per Hand zum Remote Debugger von Tomcat gemacht werden kann.

Nach den ohne Referenzmaterial lediglich 268 Seiten ist man natürlich kein Super Java Server Faces Guru, aber ich werd meiner aktuellen Spiel-Spaß-und-Spannung Beispielanwendung jetzt ein Webfrontend mit JSF verpassen und bin zuversichtlich, dass das klappt.

Ich bin von dieser Reihe von für den Javabereich eher kurzen Büchern ziemlich begeistert. Damit kommt man schnell in ein Thema rein. Zur Vertiefung gibts ja noch das Internet oder auch Schalk, Burns, Java Server Faces, The Complete Reference.

JSF hat in den letzten Monaten als Frontend Technologie einen starken Auftrieb erhalten. Nun gut. Aus einer 7-Tage-Suche auf www.jobserve.com geht struts immer noch als 18:3 Seiten Sieger gegen JSF hervor. Das liegt natürlich zum Teil an maintainance programming für bestehende Anwendungen.

Der Nachteil von JSF scheint für mich darin zu liegen, dass ziemlich viel Zeugs in die user-sessions geschrieben wird. Das nächste Amazon wird damit wohl nicht programmiert. Für Intranet-Seiten und nicht so ganz superviel besuchte Internet-Seiten sieht das aber sehr, sehr brauchbar aus.
Vor allem dürften sich da Anfänger in Java vermutlich einfacher mit tun als mit Struts oder dem Webframework von Spring. Übrigens ist das auch näher an Lotus Notes als Struts & Konkurrenten.

Das Buch ist 2006 erschienen und 2005 geschrieben worden. Heute hat sich noch ein wesentlich stärkerer Komponenten-Markt um JSF gebildet. Das was für EJB immer erwartet wurde, aber nie eintraf. Es gibt nun sehr viele sinnvoll aussehende, einfach einwerfbare Zusatzkomponenten für JSF, die neben anderem auch dem ajax-unkundigen oder javaScript-lustlosen gut aussehende und ajaxmässige Seiten gestalten lassen. (z.B.: http://auctionmonitor.icefaces.org/auctionMonitor/). Diese plug-baren Komponenten bleiben natürlich nicht auf den Hype beschränkt. Das ganze greift wesentlich weiter. Oracle hat eine Sammlung an Apache gegeben, die bald von AWT in Trinidad umbenannt werden soll(). Beliebt scheinen auch Tomahawk (http://myfaces.apache.org/tomahawk/jscookmenu.html) und Tobago (http://85.16.64.90/tobago-example-demo/faces/overview/tab.jsp) zu sein (try google).
« Letzte Änderung: 29.04.07 - 23:41:41 von Axel Janssen »
Ich stimm nicht mit allen überein, aber mit vielen und sowieso unterhaltsam -> https://www.youtube.com/channel/UCr9qCdqXLm2SU0BIs6d_68Q

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