Hi,
in dieser neuen Serie sollen praxisnahe und noob-freundliche Java-Literatur vorgestellt werden. Unter praxisnah und noob-freundlich verstehe ich nicht eine nicht endende Kette von Java-Einführungsbücher.
Java ist mehr als eine Programmiersprache. Es ist eine Basis von einer Menge von robusten APIs, Toolkits, Frameworks, Plattformen und Produkten. Und die sollte man einsetzen. Warum Dinge neu erfinden, wenn schlauere Leute da schon was oft für umsonst und openSource zur Verfügung stellen
Klar erscheint es
erstmal schwieriger sich mit den Frameworks auseinanderzusetzen als auf der grünen Wiese selbst was hochzuziehen. Daraus wird aber erfahrungsgemäss schnell ein Urwald und dann sind alle ganz erstaunt. Die Mißachtung großer Teile unserer Branche gegenüber den oft nicht offensichtlichen Komplexitäten unserer Arbeit halte ich für nach wie vor nicht witzig sondern doof.
Das erste Buch geht über eine Kombination, an die ich eine gewisse emotionale Bindung habe und vor der ich bereits mehrmals weinend bis randalierend gesessen habe. Selbstverständlich nicht in der Öffentlichkeit, aber nicht initiierte Hibernate-Session wünsche ich wirklich selbst meinem ärgsten Feind nicht. Es geht um die
Kombination Spring und Hibernate. Die ist relativ weit verbreitet, harto simpático, sowieso sehr gut und öffnet auch ein tieferes Verständnis für EJB3.
Das Buch ist:
http://www.spring-hibernate.de/ , in deutsch und relativ günstig. Die Hansa-Serie, der das angehört, bemüht sich um brain-friendly aber ambitionierte Einführungen in komplexere Themen. Ich hab auch das JSF Buch (noch nicht gelesen).
Buch und Beispielanwendung wirken nach Durchsicht auch in Details sehr sauber und durchdacht. Natürlich können in einem 281 Seiten Buch nicht die Einbindung von legacy Datenbanken in Hibernate und ähnliche Häuserkämpfe erörtert werden. Aber es geht den ganzen Mekong hoch von einer gemächlichen Einführung in die 2 Frameworks bis zum Herz der Finsternis, dem Deklarieren von Transaktionen mittels neumodischen tx und aop namespace tags und Annotationen. Zwischendrin werden DAO und Service Schichten besprochen.
Ausserdem:
- Optimistisches/Pessimistisches Locking
- Acegi-security
- Einbinden einer EJB Schicht auf JBoss als Zusatz (neben reinen Web-Container wie Tomcat)
- die Besonderheiten, die die Einbindung der Webschicht mit sich bringt
- eine Menge zu dem Integrationstest Support von Spring
- JMX
Ich war skeptisch, halte das Buch aber nun für einen guten Kauf.
Auf amazon.de moserte einer der beiden Rezensenten rum von wegen Füllworte, unstrukturiert und nicht seinen analytischen informatischen skills entsprechend. Dieser Mensch liest lieber die guten online Dokumentationen beider Frameworks und vergibt gönnerhaft 3 von 5 Sternen. Ich denk aber, dass gerade so ein Buch für viele Leute nützlich sein kann, die mit beiden Frameworks konfrontiert werden. Die Doku beider Frameworks ist natürlich gut, aber nicht unbedingt eine Praxis-Einführung. Mehr was für Leute, die Hibernate und Spring schon kennen und dynamic proxies nach dem
5ten Vodka easy runterprogrammieren. Gut. Ganz so schlimm auch nicht. Nach dem Buch kann man ja mit der Dokumentation weitermachen oder die auch begleitend lesen. Zumal die beiden
australischen Initiatoren beider Frameworks Rod Johnson und Gavin King sowie ihre Mitentwickler sich
interessante Online-Shootouts geliefert haben und ärgerlicherweise auf beiden Seiten die beste Dokumentation für die Integration des jeweils anderen gelöscht ist.
Trotzdem eindringlich noch mal: Dies ist
keine Freak-Ware sondern wird in vielen Banken, Versicherungen und ähnlichen revolutionären Institutionen unseres schönen Planeten umfangreich eingesetzt. Wer nämlich schon mal über einen 4-Tage WSAD/RAD + ClearCase konfigurieren 1-Tag entwickeln Websphere Entwicklungszyklus mit dem Bonus-Kalauer, dass es mit EJB2 so leicht nicht ist, Listen anzuzeigen, herzlich gelacht hat, weiss auch warum.
Da jault der Projektmanager: Wir haben die
neuen Technologien
noch nicht im Griff. Herje. Hättet ihr diplomierten Joker mal in Rod Johnson vielgelesenes J2EE Design and Development von a. D. 2002 p. Chr. geschaut, ihr würdet euch weniger alleine mit euren Problemen fühlen.
Wer also ein bischen Java und RDBMS kann und einen nicht enden wollenden
Alptraum unserer Freunde vom IBM Websphere Team kennenlernen will...
Und
EJB3 ist sowieso sehr ähnlich. Wer das eine kann, kapiert das andere auch schnell.
Gruß Axel