Autor Thema: Venezuela verfolgt expliziten Plan zu Unterstützung von openSource  (Gelesen 1135 mal)

Offline flaite

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Hi,

(ich enthalte mich jedweger Polemik, finde es aber sehr bemerkenswert. Der ihre Polemik meine ich)

die Chaves-Regierung folgt damit in gewisser Weise der brasilanischer Lula Regierung.
Ich bin zwar gegen Software-Patente, stehe aber solchen Initiativen sehr kritisch gegenüber.
Und brasilanische Java Entwickler haben auf internationalen Foren wie TheServerside.com die recht feierlichen Worte ihrer Regierung immer ziemlich deutlich kritisiert.

Ich bin sicherlich nicht grundsätzlich gegen openSource. Verwende Teile meines Urlaubs dazu, eine zentral auf springframework, ibatis-sqlMaps und Posgres basierende Anwendung weiterzuschreiben. Ausserdem hab ich grad in JavaRanch book promotions ein Einführungsbuch für JBoss Administration gewonnen, worüber ich mich sehr freue.

Trotzdem bin ich für die Trennung aus Kirche und Staat. Es tut mir weh, wenn der politische Populismus die erfolgreiche Arbeit von openSource Entwicklern mißbraucht, um es als neuen Resonanzkörper ihrer in der Praxis nicht gerade erfolgreich zu nennenden Ideen zu benutze. Und im zentralen Papier finden sich dann wieder die klassischen Argumentationslinien des lateinamerikanischen Populismus, von dem man merkwürdigerweise in den Regierungs-Verlautbarungen des seit 1983 bei weitem wirtschaftspolitisch erfolgreichsten Landes (Chile) nichts hört. Besagte Regierung kann seit mindestens 1998 als Mitte-Links-aber-deutlich-pro-Marktwirtschaft bezeichnet werden. 

Wie sehen also diese openSource Programme des Erdölproduzenten Venezuela aus:
Sämtliche Zitate übersetze ich direkt in Deutsch, da ich vermute, dass die meisten kein Kastilisch verstehen:
http://www.mct.gov.ve/uploads/biblio/PLANNACIONALDEMIGRACIONASWL230305.pdf
Zitat

Das traditionelle Modell des Geistigen Eigentums hat in der Vergangenheit die Ausbeutung dieses Wissens garantiert, die Nutzung der Wissenschaft für kommerzielle Ziele. Forschung & Entwicklung werden in den Entwickelten Ländern nicht umsonst durch den Privaten Sektor finanziert. Vielmehr hat es zur Folge, dass der wissenschaftliche Fortschritt weitestgehend durch den Gewinn und die Vermarktung des Wissens geprägt ist.

Hier werden geistige Eigentumsrechte grundsätzlich in Frage gestellt. Nimmt man das ernst, dann hat ein Entwickler gar nicht mehr die Möglichkeit, etwas closed source zu verbreiten, da dies eben zur traditionellen Ausbeutung führt.
Ich kenne den Java Bereich am besten und hier sind die openSource Initiativen mit der stärksten Wirkung direkt an Private Unternehmen gebunden
- JBoss->JBoss
- Springframework-> Interface21
- apache.Jakarta-> Sammelbecken für Investitionen von allemöglichen auche großen Softwarefirmen

Ausserdem senden große Softwareanbieter wie IBM, Bea, Oracle, uvam eigene Entwickler in verschiedene openSource Projekte. Jeder, der sich mal email-Adressen in Kommentaren von apache-jakarta Code angeschaut hat, weiss, dass gerade der IBM-Beitrag beträchtlich ist. IBM hat ausserdem das erfolgreiche eclipse an eine openSource Organisation übergeben und bietet in developerWorks technischen Artikeln über openSource eine Plattform.

Es existiert also bei langjährig erfolgreichen openSource Projekten gar kein Widerspruch zwischen Privaten Investoren und openSource. Bezeichnend für diese Initiativen ist aber gerade, dass sie keine für Endanwender nutzbare Produkte sind, sondern Plattformen, auf deren Basis gewinninteressierte Entwickler ihr Auskommen beziehen können.
Endanwender-Produkte zu openSourcen trägt dagegen das folgende Risiko:
Die Schwelle der Inwertsetzung des Produktes durch den Endbenutzer erscheint so gering  zu sein, dass Softwarefachleute vermeintlich gar nicht mehr gebraucht werden. Dies ist dann wiederum für die Endanwender mit dem Risiko verbunden, dass die Entwickler des openSource Produktes- wg zu geringen Einkommen aus ihren Bemühungen - die Entwicklung einstellen.
Firmen wie JBoss und Interface21 denken dagegen intensiv darüber nach, wie sie ihr auf ihrer Plattform aufbauenden tiefen Wissen kommerziell in Wert setzen können. JBoss und Springframework selber sind für Endanwender erst einmal nicht zu nutzen. Vielmehr senken Sie die Kosten der Entwicklung für den Entwickler. Der Entwickler kann dann Teile dieser Kostenersparnisse an den Endanwender weitergeben.

Zitat
Während das traditionelle Geschäftsmodell in der Softwareindustrie saftige Gewinne für die Transnationalen garantiert - und eine wachsende technologische Abhängigkeit von den globalen Anbietern - begegnen den Ländern, in denen die Entwicklung der Technologischen Industrien noch am Beginn steht, ernsthafte Schwierigkeiten und unhaltbare Schwierigkeiten
Bietet nicht gerade die kommerzielle Softwareentwicklung Leuten aus Entwicklungsländern wie Indien, Bangladesh, Weißrussland uvam Möglichkeiten auf dem Globalen Markt als Anbieter aufzutreten?
Technologische Entwicklung noch am Anfang?
Ich frequentiere Entwicklerportale aus Indien, Argentinien und Brasilien, z.T. wegen der herausragenden Qualität der Texte. Schaue ich in mein Bücherregal zu Software, so sind viele Autorennamen nicht europäisch.
Ich hab quasi gleichzeitig mit einem Entwickler aus Bangladesh auf Javaranch ernsthaft mit Java angefangen. Wir hatten beide einen stark volkswirtschaftlich geprägten Background. Ashik ist heute technologisch in vieler Hinsicht besser als ich. 

Zitat
In den Entwickelten Ländern hat die Softwareindustrie und seine eigentumsbasierten Modelle einen wichtigen Impuls für das Wachstum gebracht (New Economy). Dagegen führten sie in den technologisch nicht so entwickelten Ländern zu einer verstärkten Abhängigkeit.
Und was ist mit dem Erfolg von indischen Softwarefirmen wie Wipro?
Der Kauf der PC-Sparte von IBM durch ein chinesisches Unternehmen?
Die Verlagerung von gut bezahlten Arbeitslätzen von Europa/Amerika nach Süd/Ostasien durch transnationale Unternehmen?
In den größeren spanisch- oder portugiesischsprachigen Entwicklerportalen, die manchmal besuche kann ich keinen Qualitätsunterschied in den Beiträgen/Artikeln von Südamerikanischen oder Spanischen Autoren bemerken. Übrigens auch nicht zwischen spanischsprachigen Foren und deutschsprachigen Portalen, d.h. oft find ich die spanischsprachigen professioneller, aber das mag an meiner Paranoia liegen.
 
Zitat
Einer der charakteristischsten Aspekten der Freien Software ist die kooperatistische Natur seiner Communities. Diese impliziert Netzwerke von Entwicklern, die von verschiedenen Orten aus arbeiten und ihren Code zur Verbesserung der Software austauschen. Diese Dynamik unterscheidet sich radikal vom traditionellen Entwicklungsmodell. Dort geht es um die Kontrolle über den Code, den Entwicklungsprozess sowie die permanente Inwertsetzung der Autorenrechte.
Wird in traditioneller Softwareentwicklung nicht auch aus unterschiedlichen Standorten produziert?
Ist es nicht vielleicht gerade umgekehrt. D.h. der Anteil der Entwickler aus Entwicklungs/Schwellenländern in kommerzieller Software ist höher als ihr Anteil in openSource Projekten?

Soweit zur Einleitung.

wird fortgesetzt.

Axel
« Letzte Änderung: 24.07.05 - 19:50:16 von kennwort »
Ich stimm nicht mit allen überein, aber mit vielen und sowieso unterhaltsam -> https://www.youtube.com/channel/UCr9qCdqXLm2SU0BIs6d_68Q

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Aquí no se respeta ni la ley de la selva.
(Hier respektiert man nicht einmal das Gesetz des Dschungels)

Nicanor Parra, San Fabian, Región del Bio Bio, República de Chile

 

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