Autor Thema: Entwicklungsprozess  (Gelesen 2031 mal)

Offline ERVO

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Entwicklungsprozess
« am: 20.07.05 - 15:47:17 »
Hallo Forum,

ich würde gern zum Entwicklungsprozess unter Lotus Notes/Domino etwas erfahren. Mich wundert es, dass es dazu nicht einen vom Hersteller standardisiertes vorgehen in der Art und Weise von OO-Softwareentwicklung gibt.
Mir geht es  weniger um ein Vorgehensmodell wie V-Modell und Wasserfallmodel, sondern mehr um Werkzeuge a la UML. Dort wird ja auch ausgehend von einem Use Case-Diagramm über Klassendiagramme in verschiedenen Komplexitäten ein Design erstellt, das anschliesend ummgesetzt wird. (ich weis, dass das Theorie ist, aber ich finde sie hilfreich)
Alle mir bekannten Werkzeuge dieser Art lassen sich meiner Meinung nach nicht wirklich bei der Entwicklung von Lotus-Anwendungen einsetzen.

Viele Grüsse
Eric

Offline Thomas Schulte

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Re: Entwicklungsprozess
« Antwort #1 am: 20.07.05 - 16:16:36 »
Du könntest ja mal eine Schnittstelle schreiben.

Einen Ansatz zu dem was du meinst hat ein dänisches Softwarehaus mal geliefert (die sind mittlerweile pleite). Notes hat mit LISA auch mal so was ähnliches probiert und ist damit letztendlich baden gegangen. Ich denke das mit dem was die verschiedenen Modellierungstools bieten zwar einfachere Datenbanken möglich wären. Schließelich versteht der Domino Designer ja mittlerweile XML und man kann Design Dokumente ja sowohl im als auch exportieren, aber wenn es dann um die Feinheiten geht wird man vermutlich trotzdem wieder auf den Designer direkt zugreifen. Und dann ist es auch eine Frage des Aufwandes. Wenn man sich erst einmal in das UML Tool einarbeiten muss um dann anschließend sowieso noch nachzuarbeiten, dann ist das denke ich nicht wirklich prickelnd.
Thomas Schulte

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Glombi

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Re: Entwicklungsprozess
« Antwort #2 am: 20.07.05 - 16:28:33 »
Irgendwann einmal werden Rational /WebSphere / Workplace / Notes verknüpft und dann hätten wir sowas.

@Thomas: Meintest Du IT Factory?

Andreas
P.S.: Das Produkt wird dann den Codenamen "Buxtehude" (nur meine Vermutung) bekommen.
« Letzte Änderung: 20.07.05 - 16:30:42 von Glombi »

Offline Thomas Schulte

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Re: Entwicklungsprozess
« Antwort #3 am: 20.07.05 - 16:31:57 »
@Thomas: Meintest Du IT Factory?
Ja genau die.
Thomas Schulte

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Offline animate

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Re: Entwicklungsprozess
« Antwort #4 am: 20.07.05 - 16:38:18 »
Dort wird ja auch ausgehend von einem Use Case-Diagramm über Klassendiagramme in verschiedenen Komplexitäten ein Design erstellt, das anschliesend ummgesetzt wird.

Was davon genau hältst du denn für ungeeignet und warum?

Meine Erfahrung ist, dass ich die UML sehr gut nutzen kann, um eine Notes-DB zu entwickeln. Keine Codegenerierung, aber Analyse und Design.
Thomas

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Glombi

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Re: Entwicklungsprozess
« Antwort #5 am: 20.07.05 - 18:24:25 »
@Thomas: Meintest Du IT Factory?
Ja genau die.
Zumindest haben die noch eine Webseite und dort wird auch das SDK genannt. Ist das jetzt eine neue Firma oder die alte (die dann wohl doch nicht pleite ist).

Andreas

Offline flaite

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Re: Entwicklungsprozess
« Antwort #6 am: 20.07.05 - 20:09:50 »
Ich finds gut, dass du dich mit so etwas beschäftigt, muss aber jetzt erstmal ein bischen meinen Senf abgeben.

Mich wundert es, dass es dazu nicht einen vom Hersteller standardisiertes vorgehen in der Art und Weise von OO-Softwareentwicklung gibt.

Standardisiertes Vorgehen?
Es gibt imho konkurrierende Vorgehensmodelle, deren Elemente auch noch sämtlichst optional sind.
Die sogenannte Standardisierung ist also eingeschränkt. (RUP, xTreme Programming, Model Driven, Agile, etc.)
Damit sage ich nicht, dass die Vorgehensmodelle keinen Sinn machen würden. Und auch nicht, dass Nachdenken über Prozesse überhaupt eine Sache ist, mit der man sich beschäftigen sollte. Anstatt diese heroische Attitüde mit "ich progg das jetzt mal einfach", "der Dau hat wieder Mist gebaut", "die Suits haben keine Ahnung", uvam.

Zitat
Werkzeuge a la UML. Dort wird ja auch ausgehend von einem Use Case-Diagramm über Klassendiagramme in verschiedenen Komplexitäten ein Design erstellt, das anschliesend ummgesetzt wird. (ich weis, dass das Theorie ist, aber ich finde sie hilfreich)
UML würde ich auch eher als ein Satz von Modellkonventionen bezeichnen. Und UML wird höchst unterschiedlich eingesetzt. In Model Driven wird das zu einer Art Programmiersprache. Die Vertreter von agile sehen UML eher als skizzierendes Kommunikationsmittel. Häufig lehnen Sie UML - Tools explizit ab und präferieren statt dessen whiteboards, die das gezeichnete elektronisch aufzeichnen können. Selbst große IT-Organisationen sind in Deutschland damit aus meiner Erfahrung nicht ausgestattet.
(Papier und Bleistift bzw. einfache UML Tools gehen aber auch).
Zitat
Alle mir bekannten Werkzeuge dieser Art lassen sich meiner Meinung nach nicht wirklich bei der Entwicklung von Lotus-Anwendungen einsetzen.
In einem eingeschränkten Sinne geht es schon. Use Cases auf jeden Fall. Ich skizziere bestimmte Dinge, die ich in Notes mache, auch mit UML.

Was mir hier und auf EdBrill.com auffällt ist, dass wenn Leute UML hören direkt an Tools denken. Ich find das Zeugs eignet sich wirklich gut, wenn man es als handgezeichnete Skizze anwendet (oder sehr einfache Tools), jedenfalls ohne Code-Generierung.
Ich sehe aber gerade in einem großen Java Projekt, dass Model Driven Architecture Vorteile haben kann. Damit das wirklich klappt, muß das aber irgendwie von der Programmiersprache (z.B. Java) und hochentwickelten Tools unterstützt werden.
Ich persönlich beschäftige mich z.B. mit XDoclet. Davon ist aber LotusNotes sehr weit entfernt. Java ist dafür zunehmend gut ausgestattet (z.B. Annotations in Java5).

Was mir auf der Domino Seite sogar eher noch mehr fehlt sind Tools zur Unterstützung von kontinuierlichen Unit-Tests und Integrationstests. Ich finde das bei solchen Tests eine Menge Potential existiert, auch wenns (bei mir in Java) immer noch oft weh tut.

In der Java-Community wird solches Prozess-Zeugs auch viel stärker diskutiert und angenommen.


« Letzte Änderung: 20.07.05 - 20:29:33 von kennwort »
Ich stimm nicht mit allen überein, aber mit vielen und sowieso unterhaltsam -> https://www.youtube.com/channel/UCr9qCdqXLm2SU0BIs6d_68Q

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Offline flaite

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Re: Entwicklungsprozess
« Antwort #7 am: 22.07.05 - 07:22:58 »
Menschheit (mir jetzt wirklich wichtig):
Software-Entwicklung ist auch mit den neuesten Methoden nicht zu vergleichen mit dem was man typischerweise unter standardisierten Prozessen in anderen Branchen versteht. Z.B. ist wohl das Braten ein Whoppers bei Burger King in allen Handgriffen irgendwo genau spezifiziert. Deshalb reagiere ich so vehement auf Ervos Wortwahl von wegen "standardisiertes vorgehen".
Es ist richtig, dass sich heute verstärkt um Prozessoptimierung Gedanken gemacht wird. Ich begrüße das und bin erklärter Gegner jeder Art von romantischer geek-Mentalität.
Aber Softwareentwicklung wird noch für eine laaaange Zeit von wirklich standardisierten Prozessabläufen unterscheiden, einfach weil:
- es zu komplex ist
- es zu komplex ist, es einfacher zu machen
- sich die unterliegenden Technologien immer weiter (ich finde) verbessern
- absichtliches oder unabsichtliches Mistbauen oft erst leider sehr spät erkannt wird

Im Gegenteil beobachte ich sogar, dass zum Teil wirklich zwangsläufig leicht fragwürdige UML-Diagramme gerade Manager in eine falsche Sicherheit einlullen kann. In solchen Projekten ist die Stimmung dann lange Zeit schön ruhig... Bis am Ende der Realitätshammer zuschlägt und dann geht das Chaos nämlich richtig los.

Ansonsten ist UML ein vernünftiges Set an Modellierungswerkzeugen mit z.T. Code-Generierung/Reverse Generierung, etc. Anschluß.

Ein ähnliches Verständnis schwingt für meinen Geschmack in diesem Forum mit, wenn kennerhaft über "schöne, neue Welt" bei Websphere geredet wird. Es deckt sich nicht mit meinen Erfahrungen mit der Realität, auch wenn es möglicherweise in den IBM Marketing-Broschüren so dargestellt wird.

Wenn aber die Revolution der Arbeit nicht möglich ist, so ist es aber in vielen, vielen Bereichen eine vernünftige Evolution eben doch.

Axel
« Letzte Änderung: 22.07.05 - 08:11:10 von kennwort »
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Re: Entwicklungsprozess
« Antwort #8 am: 23.07.05 - 10:14:50 »
Letzter Rant in diesen Thread (ausser ERVO meldet sich wieder).
Bei dieser Prozessgeschichte läßt sich imho die Grenze zwischen Fucktard/Wanker/Zerstörer_von_Produktivität und kritisch-rationalen Menschen sehr einfach ziehen:
Fucktards behaupten einfach, es gibt ein allgemeines "standardisiertes Vorgehen" in OO-Softwareprojekten. Seriöse Leute wissen dagegen, dass zwar Ideen und Tools da sind, dass man aber ständig dran arbeiten muß und zwar heftig.

Ich kann versichern, dass auch in großen und überdurchschnittlich kompetenten Software-Entwicklungs-Organisationen da noch einiges deutlich effizienter gestaltet werden kann und sich das Management oft nicht den Herausforderungen und Möglichkeiten in einem ausreichendem Maß bewußt ist.

Leute, die behaupten, es gäbe ein standardisiertes Vorgehen in OO, haben
a) imho ein sehr unorthodoxes Verständnis des Begriffes "standardisiertes Vorgehen" oder
b) verfolgen den Diskurs nicht, lesen die Literatur nicht und benutzen die Tools nicht.

Es sollte vielmehr unsere Aufgabe sein, daran zu arbeiten.
Wenn man behauptet, "es wäre schon da", verhindert man eher Arbeit daran.

Ausserdem ist "standardisiert" kein besonders passendes Adjektiv. Bessere wäre vielleicht effizientes Vorgehen. Wegen der großen Unterschiedlichkeit von Softwareprojekten, ist auch pro Projekt/ Lebensphase desselben jeweils nur ein unterschiedlicher Satz von Werkzeugen zielführend.

Axel
« Letzte Änderung: 23.07.05 - 10:27:14 von kennwort »
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