Hallo Axel,
1.
Hätte die Aktionärsversammlung von Daimler die Möglichkeit Personalentscheidungen zu treffen, wäre Schrehmp längst seinen Job los.
Selbstverständlich hat die Aktionäresversammlung die Möglichkeit Personalentscheidungen zu treffen: Sie wählt den Aufsichtsrat, der wiederum den Vorstand bestimmt oder abbestellt. Und wenn die Aktionäre von Daimler mehrheitlich der Meinung gewesen wären, dass Schrempp gehen muss, wäre er gegangen. Da gibt es keine Frage. Dass es innerhalb der Deutschland AG unschöne Verstrickungen gibt, ist zwar richtig, trifft jedoch gerade bei Daimler schon lange nicht so zu - da sind Großaktionäre z.B. aus den Emiraten Dubai oder der USA, die - ähnlich wie gerade bei der deutschen Börse geschehen - sehr wohl in der Lage sind, Aufsichträte und Vorstände zu entlassen, wenn es ihnen opportun erscheint.
2.
Progressive Steuersätze auf Arbeitseinkommen sind an sich nichts schlechtes.
Ich habe nie was anderes behauptet - allerdings ist ein Spitzensteuersatz von ca. 50% definitiv nicht tragbar. Hatte neulich ein Gespräch mit einem Bekannten aus GB (haben einen Spitzensteuersatz von ca. 35, wenn man 500000 Euro oder so verdient), der mir das erst gar nicht glauben wollte und dann direkt fragte, wie dann in Deutschland Leute zur Spitzenleistung motiviert werden. Da ich selbst schon vor so einer Steuererklärung gesessen habe, weil ich definitiv zu viel gearbeitet und zu wenig Geld verschoben habe, weiß ich, dass ich garantiert nicht noch mal in so eine Position kommen werde - weil ich entweder weniger arbeiten oder mehr verschieben (legal) werde. Ich denke, ich bin da kein Einzelfall...
Drastischer noch bei der Unternehmungsbesteuerung: Deutschland ist Exportweltmeister. Irland ist Europameister im pro-Kopf Export. Irland? Was produzieren die denn? Eigentlich nicht so viel. Ein Fallbeispiel:
Eine Firma produziert Maschinen in Deutschland. Schrauben kauft sie von einer irischen Tochter, den Vertrieb übernimmt eine weitere irische Firma. Die deutsche Mutter kauft ein Kilo Schrauben für 10000 Euro und verkauft die Maschine für 10001 Euro an die Vertriebstochter, die die Machine für 20000 verkauft.
Gewinn in D: 1 Euro - Produktionskosten (=fette Verlustabschreibung) Gewinn in Irland: annähernd 20000 Euro - die dann zu deutlich geringeren Sätzen als in D versteuert werden.
Wir lernen: Globaler Wettbewerb bedeutet auch Wettbewerb der Steuersysteme (es sei denn wenigstens die EU brächte es zu einer Harmonisierung - was ich für sehr unwahrscheinlich halte) - und da kann D nicht mal in Europa mithalten.
3.
Nur kann man eben ein Sozialsystem nicht einfach ganz abschaffen
Nein, ganz bestimmt nicht. Ein Sozialsystem, dass Leute auffängt und wieder aufrichtet ist ganz bestimmt unabdingbar und für die Gesellschaft von höchster Wichtigkeit. Ich bin aber der Meinung, dass das derzeitige Sozialsystem kein Sozialsystem in diesem Sinne ist, sondern ein Umverteilungssystem von fast sozialistischem Ausmaß ist.
4.
Ausserdem braucht der Staat ja für die anderen Aufgaben auch Geld
Ja, nur sollte er sich eben überlegen, was seine Aufgaben sind und vor allem, ob er überall dort wor er zur Zeit ist auch hingehört. Und hier bin ich der Meinung, dass er an Orten agiert, an denen er nichts verloren hat (s.z.B. Holzmann-Beteiligung u.ä.)
5.
mir ist das zu einfach oder auch zu ideologisch.
Das ist einfach eine Mischkalkulation. Zuviel Freiheit ist auch nicht gut, klar. Nur wenn ich 10 m mehr Bewegungsspielraum will muss ich hierzulande einfach nach 100 rufen. Daher der Ton. Ideologisch finde ich das ganze trotzdem nicht. Eine Ideologie stellt ein Ideal (z.B. Gleichheit, Freiheit, ....) über die Realität, bzw. will die Realität an einem Ideal ausrichten. Ich sehe, dass der Realität Freiheit fehlt - ohne, dass Freiheit für mich einen übersteigerten Wert hätte, gehe also - meiner Wahrnehmung nach, von der Realität und nicht der Idealität aus. An sich finde ich die Idee der Gleichheit und Gerechtigkeit für sehr schön (wie auch die Freiheit) - halte sie aber für unerreichbar.