@Thomas: nochmal. Ich sehe diese Psychologie der Verteidigung als nach wie vor fragwürdig an. Deine Generalisierungen von den Köpfen von Chef Etagen ist auch imho vereinfachend. Natürlich muß man Wind machen. Jeder macht das nach seinen Möglichkeiten. Aber das ist eben nicht alles. Und auch nicht das Rezept für ewige Jugend per se. Das muß immer von anderen Dingen begleitet werden. Von einer Firma wie JBoss ist der relativ - sagen wir - einzigartige Marc Fleury eben nur ein Teil. Wenn die nicht ständig sinnvolle Dinge tun würden, gäbs die nicht mehr.
Die Überschätzung des Vertriebs ohne entsprechende technische Fundierung. Oh welch Realismus
hat doch gerade so viele Dot.COMs oder Lotus Business Partnern zu Fässern ohne Boden gemacht. Ich bin kein Faß ohne Boden. Ich verdiene mein Geld am Kunden. Deutlich mehr sogar. Über einen längeren Zeitraum.
Vielleicht sind auch viele Unternehmen gerade von den Lotus-addOn Produkten zwischen 1999 und 2002 enttäuscht worden (Workplace, LEI, LISA).
Ausserdem wird es in Kernbereichen durch andere Produkte/Plattformen ersetzt (z.B. Workflow, Informationssysteme allgemein).
Meiner Ansicht nach basiert Microsofts derzeitige Groupwarestrategie nicht auf Outlook oder Exchange. Deshalb ist das sowieso ein historischer Krieg.
DAS würde ich nun doch als etwas überzeichnet bezeichnen.
Ok. Das ist vermutlich
mein Wahnsinn.
DAS kommt IMO darauf an, wen Du erreichen willst. Einen technisch orientierten Menschen wie Dich oder mich, die wir die Welt und die vorhandenen Technologien mal besser, mal schlechter kennen sicherlich nicht.
Aber für all jene, die auf Microsofts Propagandamaschine mit ihren bunten Bildern und bezahlten Studien hereinfallen, braucht IBM dringend einige Eds, um zumindest nicht alle Kunden zu verlieren.
Das ist mir so auch zu einfach. Kommt sicher immer drauf an. Ich kenne größere bis Großkunden besser als den Mittelstand. Bei Investitionsentscheidungen sind diie sich aber schon der Tragweite bewusst und bunte-Bilder-orientiert sind die sicherlich auch nicht. Ich kenn eben auch einige Fälle von stark technisch orientierten Personen, die bei Investitionsentscheidungen eben genau auf den falschen Würfelbecher gezeigt haben. Wenn ich mir sicher wäre, dass ich immer auf den richtigen Würfelbecher zeigen könnte, wäre ich auch entspannter. Beispiele sind: Domino Workplace, LEI (oft ersetzt durch lsx), Domino Portal, zu wenig refactoring (=aufräumen, code übersichtlich machen) in bestehenden, nicht-unwichtigen Anwendungen. Und ich kenn die Leute die die Entscheidungen getroffen haben. Und die haben einen starken, bis sehr starken technischen Background.
Es ist wirklich verdammt schwierig vorauszusagen, welche Technologie sich in 2 Jahren, erfolgreich für die Struktur eines Unternehmens auswirkt. Dies kann in einigen Fällen ganz sicher Lotus-Notes Classic sein. Nur sollte man es eben nicht für alles einsetzen. Deshalb meine zur Zeit wohl nicht mehr ganz normale Bessessenheit, andere Technologien zu verstehen.
Und das "weitsichtig" kann ich persönlich nicht ganz nachvollziehen. Oder meinst Du it weitsichtig, dass die Releasetermine nach hinten verschoben, Features gestrichen oder angekündigte Releases einfach komplett eliminiert werden (und um Dir zuvor zu kommen: IBM, Sun, etc. sind hier um nix besser).
Naja. Das ist auch ein bischen so mit Lotus.Workplace. Weder Lotus noch IBM geht es doch darum ein System auf dem Markt zu haben, dass
jetzt des Pudels weißer Kern ist. Die wollen ein System haben, dass in ein paar Jahren wirklich ausgereift ist. Und dann wirklich einen langen Produktlebenszyklus hat. Und da sind eben ein paar Sachen eben ungeklärt. Gerade im xml/Webservices (das beide stark nutzen) gibt es sicher noch eine Menge Grundlagenarbeit zu tun (ich meine hier so Dinge wie security, transaktions-standards, non-functional requirements wie Skallierbarkeit).
OpenSource und ein älteres System wie LotusNotes oder auch RDBMS (womit ich mich beschäftige) sind da eben anders. PostgreSQL hat aber z.B. auch ein paar Jahre gebraucht, bevor es für Teilbereiche wirklich eine ernsthafte Konkurrenz für Oracle/DB2/MS-SQL wurde. Oder Rod Johnson + Friends haben auch zumindest 2.5 Jahre (+ Vorarbeit) gebraucht, nachdem der nach seiner extrem lesenswerten und viel gelesenen anti-EJB/anti-Struts pro-seine-Ideen Tirade (Expert One-To-One J2EE Design and Development) etwas herauskam, ein Framework. Aber eben auch dieses von vielen u.a. auch mir verehrte springframework kann und soll eben nicht ejb in allem ersetzen. Sowohl .net als auch Workplace gehen in ihrem Anspruch weiter. In Posgres hab ich noch nichts wirklich konzeptionell neues entdeckt. O.k. man kann Regular Expressions in where-clauses verwenden. Aber die Kombination von beiden liegt auch irgendwie auf der Hand und hat sicher Performance-Kosten. Springs Inversion Of Control ist auch eher eine Parallelentwicklung zu Picocontainer und basiert von den Ideen stark auf der JavaBeans (ohne Enterprise) Spezifikation.
Unser Job ist oft stark gegenwartsbezogen. Wir werden dafür bezahlt, dass die Systeme jetzt laufen. Aber das sind eben nicht die TCO. Die enthalten auch die Zukunft. Und das ist nicht unbedingt nur Kaffeesatzleserei. Aber als technische Person kann man da eben auch extrem danebenliegen.
Weh tut es mir aber, wenn in der Gegenwart mit Fakten aus der Vergangenheit argumentiert wird (Performance, nicht-ausgereiftheit von "Java", Akzeptanz von openSource).
Was IMHO unter anderem daran liegt, dass IBM dem aggressiven, nicht immer der Wahrheit entsprechenden Marketing von MS nicht genug bzw. die falschen Aktionen entgegensetzt.
Und wir haben den 1. Weltkrieg verloren, weil Matrosen in Kiel gemeutert haben (ok, überzogen).
Ich gehe davon aus, dass in diesem Forum, die Effektivität von Microsoft und Java/J2EE/openSource-Java tendentiell unterschätzt wird. Es gibt erfolgreiche Projekte mit Sharepoint Basis, JBoss, Websphere, Tomcat, etc. Basis. Diese Psychologie, die anderen als verblendet anzusehen, halte ich für gefährlich.