Auf wunsch zweier Personen noch mal der Artiekl:
Artikel als PDFSeit April 2004 hat die IBM Lotus Software Group die neueste Version von Domino und den zugehörigen Notes-Client als Public Beta 1 verfügbar gemacht. Ab Q1/2005 will IBM die fertige Version als 7.0 veröffentlichen - ein Blick auf die neue Version zeigt, die Neuerungen in Domino 7 werden weniger den Client betreffen, sondern sehr stark serverseitig ausfallen.
Am Notes-Client 7.0 selbst gibt es aktuell noch wenig sichtbare Änderungen:
Beim Beenden des Clients kommt es zu dem Hinweis, ob der User Notes wirklich beenden möchte. Diese Meldung lässt sich dann zukünftig unterdrücken.
Eine ähnliche Meldung gibt es auch bei der neuen Aktion „Close all open Windows“ und
eine weitere Meldung erscheint auch dann, wenn ein Benutzer vergessen hat, die Betreffzeile eines zu versendenden Memos auszufüllen.
Die Wiedervorlage (Follow Up) hat IBM um eine komfortable Drag & Drop-Option erweitert und kann über die Mail Preferences vordefiniert werden. Des weiteren haben die Anwender nun eine Sortiermöglichkeit der verschiedenen Ansichten und Ordner der Mail-Datenbank nach dem „Betreff“ implementiert.
Professionell erscheint auch die Integration in das MS Office XP/2K3 „Smart Tag“ Feature. Damit ist es möglich, direkt aus einem Namenseintrag eines MS Word Dokuments heraus „Send Memo“ und „Send as Attachment“ oder “Open Address Book” auszuführen - der Notes-Client ist dann das ausführende Organ.
Änderungen am Notes 7.0 Kalender
Beim Notes-7.0-Kalender gibt es folgende Veränderungen:
Es wurde eine „Calendar Clean Up“-Aktion zum automatischen Bereinigen von alten Einträgen angelegt. Für Personen, die mit mobilen Devices arbeiten, kann diese Option ein nettes Gimmick sein.
Der Workflow hinter einem Meeting kann von der „Chairperson“ auf eine andere Person umgeleitet werden.
Beim Raum & Ressourcen-Management kommt ein neuer eigenständiger Domino Server Task ins Spiel (RnRMgr), der für einen erheblichen Performancegewinn verantwortlich zeichnet und den Administratoren die Möglichkeit bietet, den Zeitraum für kommende Reservierungen zu reglementieren.
Bezüglich Performancesteigerung gibt es in der Zugriffslogik des Client auf eine Applikation am Domino-Server eine angenehme Neuerung. Ab Notes 7.0 wird ein asynchrones Öffnen von Ansichten und Ordnern möglich sein. Benutzer müssen somit keinerlei Wartezeit mehr beim Refresh einer Ansicht verschwenden, weil dieser inkrementiell und im Hintergrund durchgeführt wird.
Domino Web Access 7.0 (DWA), vormals „iNotes“ genannt, kann neben kleinen Performance-Verbesserungen im Cache und CPU-Bereich auch mit einigen Funktionsanpassungen aufwarten:
Anzeige der ungelesenen Mail-Dokumente direkt in den Ordnern (wie im Notes Client 6)
Drag&Drop von Mail nach Kalender, ToDo und zurück
Secure Mail - S/MIME Integration und
100%iger MAPI Support für den Zugriff via MS Outlook
In Domino 6.5.1 hat sich die Integration und kostenlose Lizenzierung der Awareness-Funktion von Instant Messaging (IM), vormals Sametime, in den Notes Core Client und in Domino Web Access als sehr positiv erwiesen. IBM Lotus Notes 7.0 wird hier keine großartigen technischen Veränderungen aufweisen – das Look & Feel wird moderner gestaltet: Grüne, gelbe und schwarze Rauten beziehungsweise Kreise werden durch stark an den MS Messenger angelehnte Zeichen ersetzt, für den „Do not disturb“-Modus haben die Entwickler z.B. ein Stop-Schild gewählt.
Positiv ist auch die Integration von Instant Messaging in die verschiedenen Domino-Standard-Schablonen neben den Mail-Templates. TeamRoom, Diskussion, ToDo & Kalender, persönliches Adressbuch und das Domino Directory selbst müssen nicht mehr wie in Domino 6.5 manuell angepasst werden, sondern die Dokumente und Ansichten zeigen den Onlinestatus der einzelnen Benutzer ohne großen Implementierungsaufwand schon direkt nach der Installation des Sametime Servers in eine Domino-Landschaft. Gleichzeitig ist hier noch ein großes Manko zu finden: Obwohl Instant Messaging zwar nach und nach Basisbestandteil eines Domino-Netzwerks wird, ist es für Administratoren fast unmöglich, einzelne Benutzer von Instant Messaging aus- oder einzuschließen ohne ihnen das Internet-Passwort aus dem Personendokument zu löschen und damit auch gleichzeitig den Zugang zum gesamten Domino-Intranet zu verwehren. Nach wie vor wird für den Betrieb von Instant Messaging eine eigenständige Installation auf einem Domino-Server benötigt.
IBM Lotus Domino 7 eMail & Security Enhancements
Bezüglich Anti-Spam bietet Domino 6 bereits eine Vielzahl an Feldern in den Domino-Server- und Domino-Server-Configuration-Dokumenten, die für die Abwehr von Spams und dergleichen dienen. Bekannt ist auch der Nachteil: Domänen, Hosts oder User, von denen keine E-Mails empfangen werden sollen, müssen in unsortierten Listen eingetragen und „unerwünschte“ Wörter müssen permanent in den „Mail Rules“ gepflegt werden – eine lästige manuelle Listenpflege für die Administratoren.
In Domino 6 wurden die offiziellen DNS-Blacklisten (z.B.von abuse, ordb oder spamcop) implementiert. Alle eingehenden E-Mails werden am SMTP-Server mittels Lookup in besagte Listen überwacht, um dann entsprechend zu reagieren (Log, Tag oder Reject). Domino 7.0 geht hier einen Schritt weiter, neben den DNS-Blacklisten kommen drei neue Varianten hinzu:
Private Blacklists Filters (IPAddress, hosts und/oder domains)
Private Whitelist Filters (IPAddress, hosts und/oder domains) sind Ausnahmen von der DNS oder Private Blacklist
DNS Whitelists sind offizielle Listen im Internet, die möglichen Einträgen in Blacklists widersprechen.
Die gesetzliche Grundlage sieht vor, dass es nicht zulässig ist, individuell an Benutzer adressierte E-Mails einfach zu blocken, ohne den User darüber zu informieren. Zumindest muss eine E-Mail-Quarantäne-Datenbank eingerichtet werden, über die ein Benutzer dann die einzelnen E-Mails als Spam oder korrektes E-Mail einsehen und deklarieren kann. Diese Option wird ab Domino 7 über Server oder auch Client Mail Rules verwaltet werden. So könnte der Administrator im Server Konfigurations-Dokument des/der SMTP Server eine Rule erzeugen, über die jene Mails, die einen Blacklist-Tag tragen, in eine Quarantäne-Datenbank umgeleitet werden.
Ebenfalls neu ist bei den Mail Rules die Option „Stop Processing“. Damit lässt sich verhindern, dass E-Mails zuerst ressourcenverschwendend 20 einzelne Rules durchlaufen müssen, bevor sie beim Benutzer ankommen. „Stop Processing“ könnte der Systemverwalter inhalts- oder absenderabhängig deklarieren und bedeutet nichts anderes als dass - wenn dieses Ereignis eintritt - sämtliche nachfolgenden Rules irrelevant sind und ohne weitere Prüfung zum Benutzer kommen.
Mit Spannung werden die geplanten Änderungen der Schlüssellängen in den USER- und SERVER.Ids erwartet. Ab Domino 7 sind „1024 bit RSA Keys“ und „128 bit Data Keys“ der Standard. Für Benutzer aus früheren Versionen (630-bit) kann ein Update über den Domino Administrations-Prozess angestoßen werden.
Domino 7 Internet Enhancements
Eine technische Öffnung wird es beim Domino Web Administrator geben. Dieser wird einerseits eine noch höhere Funktionalitätsangleichung an den Domino Administrations-Client erfahren, andererseits wird das gesamte Design, das dem WebAdmin über die WEBADMIN.NTF hinterlegt ist, programmiertechnisch zugänglich gemacht und lässt sich somit an die speziellen Bedürfnisse eines Unternehmens anpassen. Eine große technische Neuerung in Sachen Domino Internet kommt mit der Implementierung von WebServices in das Domino-Core-System.
WebServices sind Programme, die über die Standard Internet Transportprotokolle HTTP und SMTP aufgerufen werden und dann das Ergebnis in einer Applikation oder einer Web Seite darstellen können. Bekanntes Beispiel für die Integration von WebServices sind jene Webseiten, die in ihren eigenen Seiten Newsticker oder das Wetter einer bestimmten Region darstellen. Das Austauschprotokoll für WebServices ist SOAP (Simple Object Access Protocol), die Interfaces (Programm-Methoden, Parameter und Typen) sind in WSDL (Web Service Description Language) definiert. Sowohl SOAP als auch WSDL sind XML-basierend.
Ein Domino Server kann ab Version 7 als “Anbieter” von WebServices via HTTP eingesetzt werden. Im Domino Designer 7 wird die Entwicklung von WebServices als neues Design-Element (Agent Design Element) mitaufgenommen und beinhaltet bereits vorgefertigte Implementationsklassen. Domino WebServices können in LotusScript und Java geschrieben werden.
Auch für die Zukunft ist in diesem Bereich eine Weiterentwicklung geplant. So werden kommende Releases von Notes und Domino auch als Konsumenten von WebServices auftreten können. Die Unterstützung von Anhängen/Attachments ist angedacht und neben HTTP soll SOAP auch über SMTP kommunizieren können.
NSFDB2
Die wohl markanteste Neuerung vom Domino 7 kommt aus dem Bereich der Datenspeicherung, derjenige Bereich, der über Jahre hinaus als fast unumstößliche technische Basis für Domino gegolten hat.
Bis Domino 6 ist bis auf wenige Ausnahmen der Grundstock eines jeden Domino-Systems die Speicherung aller Dokumente (Note) in einzelnen Notes Storage Facilities (NSF-Dateien) oder Domino-Datenbanken. Eine einzelne Note beinhaltet beinahe die gesamten Informationen über das Dokument, das Dokument selbst und auch die darunter liegenden Design-Elemente. Jede noch so kleine Information einer solchen Note wird in eigenständigen Elementen gespeichert. Diese Elemente werden wiederum als „Items“ bezeichnet und jedes Item einer Note ist in sich selbst noch einmal ein zusammengestückelter Verbund an Informationen und Eigenschaften (unter anderem <Feld Name>, <Daten Typ>, <Feld Länge>, ...). Im Gegensatz dazu wird in relationalen Datenbankumgebungen wie Oracle oder DB2 ein Wert in einem Feld, eines Records, einer Tabelle gespeichert. Die Logik der beiden unterschiedlichen Systeme klingt sehr ähnlich, aber das Verhalten der einzelnen Varianten könnte kaum größer sein.
In einer relationale Datenbank werden die Daten von zweidimensionalen Tabellen verwaltet, die über Schlüssel (Primärschlüssel, Fremdschlüssel) miteinander verknüpft werden können. Der Primärschlüssel bezeichnet Attribute (Spalten) einer Relation (Tabelle), die einen Datensatz dieser Relation eindeutig identifizieren. In der Regel ist dies nur ein einziges Attribut, es heißt deshalb eindeutiger Primärschlüssel.
Durch diesen unstrukturierten technischen Aufbau einer Domino-Datenbank wird diese gegenüber relationalen Systemen natürlich viel flexibler, wenn es auf den Inhalt der Information (z.B. Richtext) oder auf die Verteilung (Replikation) der einzelnen Dokumente bezogen wird. Außerdem ist es in Domino möglich, zwei Items den selben Namen zu geben.
Relationale Systeme (RDBMS) haben dafür die Möglichkeit, die Daten direkt miteinander zu verknüpfen (JOINS) – ein großes Manko von Domino, gerade im Hinblick auf große Datenmengen und deren Abhängigkeiten zueinander.
Ab Domino 7 wird die Möglichkeit geschaffen, NSF-Datenbanken und IBM-DB2-Datenbanken eines DB2 Enterprise Servers Version 8.1.5 parallel in einem Domino-System zu hosten. Das bedeutet, dass ein Domino 7 Server für jene Applikationen, deren Fokus auf flexiblem Inhalt liegt, die NSF-Technik verwenden kann und für jene Applikationen, die große Datenmengen und Abhängigkeiten benötigen, relationale Inhalte einer DB2-Umgebung lesen und beschreiben kann.
Die Trennung in NSF und DB2 läuft technisch am Domino-Server auf der untersten Ebene ab. Einzelnen Server-Tasks wie der Replikator, der Agent Manager oder der Full-Text Indexer sind von dieser Trennung genauso wenig betroffen wie die verschiedenen Domino-Benutzer selbst. Für alle stellt und verhält sich die DB2-Datenbank so, wie es der Anwender aus Notes gewohnt ist. Es lassen sich beide Datenbanken-Varianten lokal replizieren oder per HTTP-Browser damit verbinden.
Damit profitieren einerseits Domino User von der relationalen Technik in DB2, andererseits wird aber auch gleichzeitig die Möglichkeit geschaffen, bereits bestehende DB2-Applikationen über Domino oder Domino-Daten, die in DB2 gespeichert sind, extern über SQL auszulesen, ohne den umständlichen Weg über DECS oder LEI zu beschreiten. Erklärtes Ziel von IBM ist es, seine DB2-Kunden mit Domino-Funktionen zu versehen (wie Replikation, Mailing usw.) beziehungsweise große Domino-Applikationen nach DB2 auszulagern. Daneben kommt es durch die Hereinnahme von DB2 erstmalig bei Domino zur klassischen Trennung der drei Applikationsebenen (3 Tier Modell):
Client-Tier: Ist für die Präsentation der Daten am Client verantwortlich
Applikations-Server-Tier: Auf dieser Ebene liegt die gesamte Business-Logik, z.B. Zugriffskontrolle, Indizierung oder Workflows
Data-Server-Tier: Dieser Tier ist für die Datenhaltung verantwortlich
Außerdem entspricht die Datenhaltung von Domino in einer relationalen DB2-Struktur genau jener Datenhaltung wie sie die WebSphere-Familie (WAS, WPS, Lotus Workplace) verlangt. Domino-Daten in DB2 umzulagern und dann zum Beispiel über das WebSphere Portal auf diese Daten schnell und direkt zuzugreifen, umgeht den Flaschenhals des veralteten Domino HTTP Stacks.
Zusammenfassung
Obwohl noch sehr wenige Neuerungen auch wirklich technisch in BETA 1 verfügbar sind, lässt sich als Ergebnis schon jetzt zusammenfassen, dass IBM Lotus Notes & Domino 7 eine hervorragende Release werden kann. Die bereits von IBM angekündigten Versionen 8 und 9 lassen auch auf einen parallelen Weiterbestand von Domino neben IBM Lotus Workplace, dem Pendant zu Domino auf Basis von IBMs WebSphere Portal, schließen. Man kann nur hoffen, dass IBM sich mit der neuen Version nicht wieder allzu viele unnötige Baustellen eröffnet. Kunden, Anwender und Partner würden eine professionelle, in sich abgeschlossenen und fehlerfreie Software einem Moloch an Funktionen und Features sicherlich bevorzugen.
Quelle: Pressemitteilung der edcom GmbH