ich glaub nicht an diese strengen Gegensätze. In Deutschland sehen das viele so, aber ich hab starke Zweifel, ob wir das richtig sehen. Man muss sich auf eine Gesellschaft einlassen, bevor man beginnt zu ahnen.
Ich wollte nicht sagen, dass es Gegensätze sind. Nur, dass es DEN Amerikaner nicht gibt und die Varianten weiter auseinander zu liegen scheinen (mein Eindruck) als hierzulande. Und je nach Region und Aufenthalt kann ein Kontakt dann vom Akademiker reichen, der extrem gut ausgebildet ist, international tätig und interessiert ist etc. bis zum Wendy's Verkäufer, der nicht mal die USA auf dem Globus findet.
Ich glaub z.B. nicht, dass sich der Golf-Krieg für die USA insgesamt gelohnt hat.
Doch, hat er. Und das ist die Stelle an der ich ruhig und ernst werde. Das Ganze war ja wohl nie als kurzfristiges Investment gedacht. Am Ende jedoch werden die USA (auf die ein oder andere Weise - spätestens dadurch, dass amerikanische Firmen ziemlich exklusiv im Irak fördern werden) damit die Kontrolle über die zweitgrößten Ölvorkommen übernommen haben. Da Saudi-Arabien, Nigeria, Venezuela,...ohnehin schon an der Kandarre der USA hängen, sichern sich die USA hiermit einen hervorragenden Zugang zur Energiequelle der Gegenwart. Überlegt man dann, dass die Wirtschafts- und Wissenschaftsgeschichte der Menschheit immer sehr eng mit dem Thema Energie verbunden war (Feuer - thermische Energie, Rad - Einsparung mechanischer Energie, Motor - kinetische Energie, Elektrizität - Nutzung elektrischer Energie,...) sichern sich die USA hierdurch außerdem wirtschaftliche Vorteile en gros. Man schaue sich nur mal die Abhängigkeiten von Konjunktur und Indizes vom Ölpreis an.
Das Engagement im Irak ist somit keine taktische, sondern eine strategische Maßnahme.
Jede Gesellschaft muss sich selber entwickeln
Hierin stimme ich voll mit Dir überein. Wenn ich sage, dass man den Süden entwickeln muss, meine ich damit auch mehr, dass man aufhören muss diese Entwicklung zu verhindern. Dies geschieht z.B. durch Handelsregularien, Agrar- und Industriesubventionen, Verkauf von z.B. Waffen an die falschen Personen/Gruppierungen usw.
Wenn man sie dann noch dort unterstützt, wo sie selbst schon wollen - etwa in Infrastruktur und Bildung - dann wird sich jede Gesellschaft mit Sicherheit auf eine positive Weise entwickeln.
Die Demokratie kann sich am Ende aber nur jedes Volk selbst lehren. Wobei ja auch nicht gesagt ist, dass es kein besseres Gesellschaftssysem geben kann...
Sicher ist es schwieriger in ärmeren Ländern zu leben, aber ich glaube, dass die Ausbeutung eher von Innen als von Aussen kommt.
Ich sehe dies anders. Weite Teile der Welt waren jahrhundertelang unter der Kontrolle vor allem der Europäer. Die Binnenwirtschaft kann sich kaum gegen die Importe der Industrienationen behaupten, nicht mal die Landwirtschaft ist konkurrenzfähig gegen subventionierte EU-Agrarprodukte. Das Problem ist, dass sich durch solche Subventionen eben die simplen Industrieen in den armen Ländern nicht rechnen. Das tun sie in den Industrienationen auch nicht - da werden sie subventioniert. Somit fließen z.B. in der EU Abgaben aus Zukunftsindustrien in Vergangenheitsindustrien. Somit zahlt z.B. die Telekommunikationsindustrie über Steuern für die Kohleindustrie, die nur mit Subventionen konkurrenzfähig gegenüber dem Rest der Welt - auch Entwicklungs- und Schwellenländer ist.
Genau das ist das Problem: Die Industrien, die in den Entwicklungsländern profitabel ausgebaut werden könnten werden von außen durch subventionierte Importe ruiniert.
Ganz klar gibt es auch 'interne' Ausbeutung - oft genug aber auch, weil v.a. die USA ein bestimmtes Regime an der Macht haben will, um dadurch verschiedene Vorteile zu erhalten. Die Demokratie wurde nach 1945 von den Amerikanern erstmalig wieder in Afghanistan eingeführt. In der Zwischenzeit wurden da vor allem Despoten gefördert - nicht zuletzt Saddam Hussein und auch Osama Bin Laden.
Ausserdem ist es für mich einfacher das Wissen von so Leuten wie Ashik Uzzaman, Pankaj Kumar oder Balaji Longanathan anzuzapfen, anstatt immer alles selber rauszufinden. Ein bischen Ausbeutung ist also völlig o.k.
Das ist ja keine Ausbeutung, sondern ein Geben und Nehmen, wie es in meinen Augen das Ziel sein sollte. Oder was glaubst Du, woher diese Leute ihr wissen haben? Aber der Aufstieg der IT-Industrie in Indien ist sowieso interessant - weil hier einige Stufen der Industrialisierung glatt einfach übersprungen wurden und sich der Westen nun mit einem preislich (und qualitativ) hochkompetitiven Konkurrenten konfrontiert sieht. Die Preisunterschiede zwischen Indern und z.B. Amerikanern beruhen ja gerade darauf, dass sich die simplen Industrien in Indien durch Konkurrenz von außen gar nicht entwickeln konnte und die dann glatt den Schritt übersprungen haben. Vor dieser Leistung kann man nur den Hut ziehen und sich Fragen, ob man nicht lieber einige Arbeitsplätze in den simplen Industrien abgegeben hätte als in der zukunftsfähigen Informationstechnologie.
Nur komischerweise kommen die Terroristen zum größten Teil gar nicht aus armen Staaten, sondern aus dem reichen Saudi Arabien
Es geht hier gar nicht nur ums Geld. Es geht um den Willen der Selbstbestimmung der arabischen Welt, die einen Konflikt mit den Israelis haben, in den immer wieder die USA als anonyme Großmacht einseitig zu Gunsten Israels einschreitet. Es geht darum, dass die USA sich an den nationalen Rohstoffen der Saudis gesundstößt, es geht darum, dass die USA aus diesem Grund das Regiem der Sauds an der Macht hält, die offenbar alles andere als beliebt sind, es geht darum, dass zwar Reichtum da ist - dieser aber extrem ungleich verteilt ist. Es geht darum, dass die Identifikation mit den Palästinensern (aus welchen Gründen auch immer) sehr groß ist - und es geht darum, dass schon seit langem von imperialen Mächten, GB, FRA, USA Einfluß auf die arabische Welt ausgeübt wird, der irgendwo zwischen Kulturimperialismus und Unterdrückung liegt. Das Problem ist, dass viele Araber offenbar den Westen als Bedrohung für die eigene Identität ansehen.
Tatsächlich ist es doch wohl so, dass man sich nicht in ein Flugzeug setzt und in ein Hochhaus fliegt, weil man glaubt zu arm zu sein. Dagegen würde die Aktion keinesfalls helfen. Um so was zu tun muss man tatsächlich erst mal einen unglaublich abgrundtiefen Hass entwickeln. Meiner Meinung nach hätten die USA gut daran getan zu erforschen, wie solcher Hass gegen sie entstehen konnte, als diesen gleich weiter zu schüren. Wie hieß es im Wahlkampf so schön: Wer ist der erfolgreichste Rekruteur der Al Kaida? George W. Bush.
Das sage ich jetzt ohne irgendwie den Terror gutheißen zu wollen. Aber meiner Meinung nach entsteht Terror immer ausschließlich aus Unterdrückung (sonst nenn mir ein Gegenbeispiel).