Richtig "pöbeln" mit eknori

[eknori]

Unsere Stadtoberen haben beschlossen, im Zuge der 1100 Jahr Feier die Kirmes in die Innenstadt zu verlegen. Dabei wurde eine der beiden Hauptverkehrsadern durch Mettmann rigoros abgeschnitten. Es gab weder Umleitungsschilderr noch alternativen. Normalerweise brauche ich nachmittags für die 16 km von der Arbeit 25 minuten; im Zuge der Sperrung brauche ich nun für 18 km gut 60 Minuten. Grund genug mal ene Mail an das "Rathaus" zu schicken:

"Was haben sich die Verantwortlichen nur dabei gedacht ? Nur damit ein paar vergnügungsgeile Spritbirnen nicht die paar Meter zum Kirmesplatz laufen müssen, wird der ganze Schwachfug flugs in die Innenstadt verlegt. Das ist ja eine tolle Aktion , Herr Bürgermeister. Ist die Verkehrssituation in Mettmann nicht schon chaotisch genug ? Muß man da auch noch nachhelfen ? Warum habt ihr denn nicht gleich auch noch den kompletten JUBI gesperrt. Autofreies Mettmann, das wäre doch mal was gewesen als "Geschenk" zur 1100 Feier. Mir ist jedenfalls in Anbetracht solcher Schildbürgereien nicht zum Feiern zumute; eher zum Kotzen. Und da muß ich mir noch nicht einmal auf dieser Kirmes den Schädel bis zur Besinnungslosigkeit zugießen. "

ein freundlicher Herr aus dem "Rathaus" hat mir dann heute eine Antwortmail zukommen lassen:

Sehr geehrter Herr Krause,

lange habe ich überlegt, ob ich auf Ihre Pöbelei antworten soll. Doch
auch unsachliche Beiträge sollten möglichst sachlich beantwortet werden
- obwohl es mir schwer fällt.

Ich denke, es steht Ihnen nicht zu, die Mitglieder unserer
Traditionsvereine, der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft und des
Bürgerschützenvereins, als "vergnügungsgeile Spritbirnen" zu bezeichnen.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass Ihre Wortwahl den Tatbestand der
Beleidigung erfüllt.

Fast jeder Mettmanner hat Verständnis dafür, dass im Jubiläumsjahr
Veranstaltungen stattfinden, die möglichst viele Menschen erreichen. Und

das ist nun mal in der Innenstadt. Lange Monate vorher war angekündigt,
welche Sperrungen vorgenommen werden müssen, um den Schützen im
Jubiläumsjahr der Stadt eine gemeinsame Kirmes in der Innenstadt zu
ermöglichen.

Übrigens wird diese Kirmes von vielen Gästen besucht, die aus Anlass der

unterschiedlichen Veranstaltungen zum Stadtjubiläum in Mettmann weilen.

Sie selbst bezeichnen die Aktion ironisch als toll - ich kann
bestätigen, dass viele Gäste in Mettmann die Idee der Innenstadtkirmes
sehr wohlwollend sehen und sie toll finden - die jedoch ohne Ironie!

Ihre Idee für einen autofreien Jubiläumsplatz finde ich gut. Sie wird
sofort am kommenden Sonntag, 11.07.2004, umgesetzt. Da findet nämlich
der große Historische Festumzug in der Innenstadt Mettmanns statt. Es
wird zwischen 13.00 Uhr und 18.00 Uhr die komplette Innenstadt gesperrt.

Nach dem Umzug bleibt die Schwarzbachstraße noch bis 24.00 Uhr für den
Durchgangsverkehr gesperrt, weil nämlich auf dem Jubiläumsplatz und der
Schwarzbachstraße tüchtig gefeiert wird.

So etwas gibt es noch in Mettmann. Engagierte Vereine und Verbände
unterstützen die Stadt in dem Bemühen, dass 1100jährige Stadtjubiläum
zünftig zufeiern. Und das sind alles keine vergnügungsgeilen Spritbirnen.

Sie sollten sich das Fest nicht entgehen lassen. Bedauerlich, dass Sie
es zum Kotzen finden, wenn sich viele Mettmannerinnen und Mettmanner zum
Feiern zusammen finden - und das nur, weil Ihnen vielleicht ein Umweg
von einem bis zwei Kilometer "zugemutet" wird.

Mit einem Gruß aus dem Rathaus

Im Auftrag
Peter Engelhardt


__________ NOD32 1.803 (20040705) Information __________

This message was checked by NOD32 antivirus system.
  part000.txt - OK
  peter.engelhardt.vcf - OK

http://www.nod32.com

hätte gar nicht mit einer Antwort gerechnet ...

[Semeaphoros]

Hut ab vor dieser Antwort, der Mann hat professionel, gut und richtig reagiert und macht auch gleich noch eine gewisse Portion unaufdringliche Werbung. Das findet man tatsächlich nur ganz selten.

[eknori]

das mit der Werbung kann ich bejahen; alles andere nicht ...
@Jens: du kennst die Verkehrssituation hier nicht ... dann würdest du das auch etwas anders beurteilen.
Seit 34 Jahren findet die Kirmes auf dem nur 50 m entfernten Kirmesplatz statt; seit 35 Jahren diskutiert man über den Bau einer Umgehungsstrasse.

[Semeaphoros]

Das ist richtig, ich hab nur die Reaktion und die Art und Weise, wie er reagiert hat, beurteilt, ansonsten, was Du sasgst, ist situatiiv bedingt und das entzieht sich natürlich meinen Kenntnissen, passt aber durchaus zum Stil dieser Antwort ...... Wie Du schon selber gesagt hast, normalerweise kommt auf so ein Schreiben entweder keine Antwort oder dann so etwas wie "... wir antworten nur auf anständige Anfragen...." oder so ähnlich.

[TMC]

Die Antwort finde ich jetzt auch situationsbedingt sehr gut.

Ich denke ein Grund ist aber auch, dass nicht jeder so viel Zeit hat, um immer solch ausführliche Antworten zu geben. Ich unterstelle mal, Mr. Engelhardt ist nicht wirklich im Zeitdruck (gewesen), sonst wäre die doch wohl drastisch gekürzt gekommen. Oder aber er priorisiert anders als es viele machen würden (einschließlich ich).

[Markus Henke]

Ulrich, ich finde Deine Mail richtig gut. Ich bin zwar nicht aus Mettmann,  sondern aus Düsseldorf, aber mich nervt es auch immer, wenn mal wieder ein Schützenumzug ansteht.

Da fällt mir was ein: Ich habe mal neben jemandem aus einem Schützenverein gewohnt und an einem Sonntag stand der ganze Schützenverein um 6 uhr vor seinem Fenster und hat Musik gemacht. Ich hätte die erschlagen können. :-)

Markus

[eknori]

Hallo Marcus;

bei uns im Haus hat auch mal die Schützenkönigin gewohnt. Da war auch an einem Sonntag Morgen so ein Auftrieb. Die haben dann auch angefangen zu spielen. . . . genau vor dem halb offenen Fenster meiner Tochter   Da gibt es heute noch Abdrücke an der Decke; so ist die aus dem bett geschossen.

Es geht mir nicht um die Schützenbrüder; sollen die ruhig ihren Spass haben. Möglicherweise kennst du ja die örtlichen Gegebenheiten. Und da ist es einfach ein Unding, eine Hauptverkehrsader einfach dicht zu machen.
Zudem gab es noch nicht einmal eine Umleitung; als ortsfremder bist du da echt aufgeschmissen. Die Hinweise auf die Sperrung hingen genau 2 Tage vorher an den Ampeln; vom Aussehen her eher wie so Hinweise auf "Hamster entflogen" oder "zur Party hier lang"

Ich schaue mal, ob ich den Artikel im örtlichen "Käseblättchen" noch finde; da steht dann auch was über den Autohändler, dem man einfach die Einfahrt zu seinem Laden mit einer schnuckeligen Bratwurstbude zugestellt hat...

[Glombi]

Was war eigentlich bei Samba in Mettman los ?

Leider habe ich dieses Highlight des deutschen Films noch nicht gesehen. Aber jetzt würde es mich doch irgendwie reizen.  

Andreas

[eknori]

keine Ahnung ... wurde irgendwo innerhalb von 2 Tagen in einem abgewrackten SPAR Markt oder so abgedreht.

[Markus Henke]

Hallo Ulrich,

ich habe auch nicht wirklich was gegen die Schützen, solang die mich nicht in meiner wohlverdienten Sonntagsruhe stören. ;-)

Mettmann kenn ich jetzt nur etwas, aber dass dem Autohändler seine Einfahrt zugestellt wurde finde ich ziemlich krass. Wie hat der darauf reagiert? Stand das in dem Artikel?

Samba in Mettmann habe ich auch noch nicht gesehen, aber das steht demnächst mal an. ;-)

Markus

[eknori]

na, ja, ich denke mal nicht, daß man ihm die Braterei so mir nichts dir nichts dahin gebastelt haben.
Und du willst dir wirklich dieses Machwerk ansehen ?? Ich nehme mal an du gurgelst auch mit Stacheldraht  

[Markus Henke]

Also ich fand den ersten Film von Hape Kerkeling auch ganz gut. Wie hieß der nochmal? Ich komm grad nicht drauf....

Und das mit dem Autohändler hab ich dann wohl falsch verstanden.

[Marinero Atlántico]

geht schon ein bischen in Richtung complainer  
Mein größter Praxisschock nach der Uni war, dass man die arbeitende Bevölkerung nicht einfach ein bischen in Ruhe arbeiten lässt. Ständig ist man von superstrukturierten Durchblickprofis umgeben. Du müsstest das doch eigentlich auch kennen.

Heute morgen wurde ich Zeuge, wie eine Frau minutenlang mit einem Kioskbesitzer darüber diskutierte, ob es nach dem Gesetzen dieses Landes erlaubt sei, dass er sich weigerte ihr für einen 50 Euro Schein eine Fahrkarte im Wert von 1.50 Euro oder so zu verkaufen. Er hatte wenig Wechselgeld und erzählte mir später, er würde an der Fahrkarte nur ca. 3 cent verdienen und es einfach nicht mehr einsehen, dafür ständig irgendwelche Geldwechselgänge durchzuführen.

In der Eisenbahn sehe ich ständig wie irgendwelche Looser die nicht so komplizierten Bestimmungen der Deutschen Bundesbahn (
1. Der ICE ist teuerer als der IC
2. Der IC ist teurer als der Nahverkehrszug
3. Wenn man die falsche Fahrkarte hat, muss man meist nachbezahlen.
nicht verstehen und da lautstark auf ihr Grundrecht auf Doofbatzigkeit beharren.  

Ein Holländischer Wasserbauingenieur und Freund meiner Eltern schockierte letztens meine Mutter, als er meinte, dass er die nächste städtische Umweltschutzbeauftragte, die im mit irgendeinen Dumpfsinn in die Quere kommen würde, direkt am Rhein von Hinten nehmen würde.

[eknori]

grundsätzlich war der Kioskbesitzen Im Recht; für ihn besteht kein Kontrahierungszwang wie etwa für ein Energieversorungsunternehmen.
Aber so ist das nun mal in der Servicewüste Deutschland.

[Marinero Atlántico]

Vielleicht ist es deshalb eine Service-Wüste, weil die Kunden einfach so Sch... sind.
Ich hab der Frau vorgeschlagen, sie solle sich ein Eis kaufen, um sich ein bischen für den schönen Tag zu erfrischen und nach der Eispause eine Straßenbahnekarte kaufen. Fand die nicht so witzig.