Axel, ein solches Posting muss mich als ehemaligem Altphilologen ja direkt provozieren
Die Fragestellung ist hoch interessant und eigentlich sehr heiss. Danke für diese saubere und wahrscheinlich sehr
vollständige Zusammenstellungen der verschiedenen Varianten.
Ich denke auch, Dein Schluss auf 6 oder 8 als am erfolgsversprechendsten ist richtig. Dabei denke ich mal, dass es
Portale eigentlich schon gibt. Knackpunkt dürfte dabei in jedem Falle sein, dass beide Versionen auch nur funktionieren,
wenn sie redaktionell betreut sind, denn nur so lassen sie sich dann schliesslich von einer reinen Diskussion überhaupt
unterscheiden (man darf da ruhig die grossen OpenSource-Projekte anschauen, die ja auch aufgrund einer
"redaktionsgeführten Arbeitsweise" funktionieren).
Hier noch meine Beobachtungen zum Thema "Web als Wissensquelle", die natürlich ein wenig aus einer anderen Sicht heraus
entstanden sind: Was mich natürlich sehr rasch interessierte, und das geht übers Web hinaus, wieviel Wissen ist im
Web/Elektronisch überhaupt verfügbar und wie gut lässt es sich nutzen. Da gibt es eigentlich erstaunliches festzustellen.
Aktuelle Untersuchungen kenne ich leider nicht (dazu hab ich das zu wenig interessiert verfolgt) und die Ergebnisse von
füher kann ich nicht mehr belegen.
Den Philolgen interessieren da mal vor allem 2 Aspekte: Wieviel Information kann ich so abrufen und wie nützlich ist es.
Was ich dazu mitbekommen habe, hapert es da im Vergleich zu den traditionellen Wissenspeichern (Bibliotheken,
Universitäten etc ..... ) nach wie vor ganz gewaltig: Das menschliche Wissen ist noch sehr mangelhaft elektronisch
erfasst. Man sprach mal gerade von 5%, das ist aber schon ein paar Jahre her. Eine grobe Abschätzung sagt mir aber, dass es sich zwischenzeitlich vielleicht verdoppelt, höchstens aber verdreifacht hat, ist also immer noch "low end", heisst aber auch, dass wissenschaftliches Arbeiten sich garantiert auf traditionelle Mittel abstützen muss.
Spezifisch die Altphilolgie war zu meiner Studienzeit ein absolutes Banausenfeld, was die Computerei anbelangt. Ich dachte daher lange Zeit, dass es wohl nicht besonders viel Informationen in diesem Fachgebiet im Internet zu finden gibt. Bis ich mich dann mal auf die Suche machte und völlig überrascht war, dass sich auch da die Zeiten geändert haben (btw: ich bin der Meinung, dass gerade die Philologie - eine typische Datensammel-Wissenschaft! - besonders von der Computertechnologie profitieren könnte, man hat das aber laaaaaange verschlafen). Es ist erstaunlich, wieviel Info im Netz verfügbar ist, interessanterweise tun sich da besonders die Amerikaner hervor.
Wenn ich dann aber modernere Themen angehe - Finanzen zum Bleistift - stelle ich plötzlich fest, dass Informations-Gehalte nur tröpfchenweise vorhanden sind. Vieles, was irgendwie relevanten Informationsgehalt haben könnte, ist entweder nur traditionell verfüg- und bestellbar oder nur gegen Kosten erhältlich.
Warum eigentlich, hab ich mich irgendwann einmal gefragt: Wohl ziemlich einfach zu erklären: mit Inhalten der Altertumswissenschaften (nicht nur die Philologie) lässt sich nicht wirklich Geld verdienen. Schadet also auch nichts, wenn diese Inhalte frei verfüglich veröffentlicht werden.
Fazit? Das Internet als Informationsmedium ist eine sehr komplexe, nicht ganz einfache Angelegenheit.
Knackpunkt ist schlussendlich, mit welchem Auffand (Zeit und Geld) man an relevante Inforamtionen herankommt, wie vollständig diese Informationen sind und wie gross der Aufwand ist, Spreu vom Weizen zu trennen. Natürlich finde ich mit elektronischen Mitteln sehr rasch Informationen. Finde ich aber auch rasch genug relevante Informationen? Wenn ich mich zuerst durch einen Wust von "Daten" statt "Informationen" durchwühlen muss um den Kern der Sache zu finden, ist mir nicht geholfen.
Ich denke mal, genau aus diesem Dilemma heraus sind ja die Dokumentations-Gedanken entstanden, die in mir auch schon aufkeimten, bevor T M athias C das Thema angeschnitten hatte.
Jens